Träume

[44] Mir träumt oft von Verstorb'nen jetzt,

Von solchen, die ich längst vergessen,

Die nie erfreut mich, nie verletzt

Und meine Seele nie besessen.


Sie treten still und ernst heran –

Ich aber blicke nach den Leuten

Und frage mich im Traume dann

Verwundert selbst: was soll's bedeuten?


Und beim Erwachen sinn' ich nach,

Wie Der, wie Jener hingegangen –

Und fühle, daß jetzt allgemach

Die Reihe wird an mich gelangen.


Geliebtere Vergangenheit

Will selbst im Traum nicht wieder sprießen:

Gleichgilt'ge Boten schickt die Zeit,

Um ihre Rechnung abzuschließen.

Quelle:
Ferdinand von Saar: Gedichte, Heidelberg, (2) 1888, S. 44-45.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Nachklänge: Neue Gedichte und Novellen [Reprint der Originalausgabe von 1899]