[Stücktext]

DIE PEWRIN tritt ein und redt mit ir selbs und spricht.

Es ist mein mann hewt in den waldt

Gefaren und kompt nit so baldt,

Wann er hat heut schon suppen gessen,

Ein brey und kalte milch gefressen,

Auch ein ranfft brodts mit im genommen.

Er wirdt vor nachts nicht wider kommen.

O das es unser pfarrherr west,

Der aller-liebst vor alle gest!

Ich weiß, das er mir eylents kem.

Nun darff ichs ye nicht sagen dem.

Uns sicht on das der nachtpawrn hauff

Im gantzen dorff so spitzig drauff

Und treibn mit uns ir gespey,

Sam treib wir bulerey all zwey,

Wiewols war ist, und thuts mir zorn.

Ich habs offt auß den augen gschworn

Meim mann, noch wil im der argwon

Und die eyffersucht nicht vergon.

Sicht mich offt sawer an und spricht.

Der hund geht mir umb vor dem licht.

Kom ich ein mal auff ware that,

Ich wil dein palck dir striegeln glat.

Botz tropff, er schleicht gleich selb daher.

Seyt mir wilkom, mein herr pfarrer!

Wie? seyt ir hinden rein kommen?[72]

DER BUCKELT PFARRER hinckt hinein und spricht.

Ich hab mir einen umbschwanck gnomen,

Bin ubern zaun gstiegen beim stadel,

Wann du weist wol, mein liebe Madel,

Die lausing pawren sehen uns drauff,

Wann heut, als ich vor tag stund auff,

Sah ich gen holtz faren dein man.

DIE PEWRIN spricht.

O mein herr, wie recht habt ir than!

Wann mein man hat vor den acht tagen

Ein faiste saw ins hauß geschlagen.

Da müst ir essen meiner würscht.

Auff das ir darzu nicht erdürscht,

Wil ich holen ein viertel wein.

Und wöllen gutes mutes sein.

Mein herr, setzt euch ein weilen nieder!

DER PFARRER spricht.

Ja, du kom aber eylendts wider,

Das nicht dein mann kom in das hauß

Und dresch mir den hundshabern auß!

Wann er sicht mich so sawer an,

Wann er etwan thut für mich gan.

Tregt all mal ein verpotne wehr.

Derhalben traw ich im nicht mehr.

Er stecket vol tückischer list.

Solt mich wol plewen auff seim mist.

Er hat mir das gar hart gedrot,

Nechst da er mir das hauß verpot.

DIE PEWRIN spricht.

Herr, last euch die weil nicht lanck sein!

Ich bring bald semel, würscht und wein.


Die pewrin geht ab.


DER PFAFF redt wider sich selbs und spricht.

Und wenn halt ytzt der pawer kem

Und mich bey meinem halse nem[73]

Und setzet mir ein alte schmurrn,

Dennoch dörfft ich darumb nicht murrn,

Dörfft in beim pfleget nicht verklagen.

Ich must gleich dise schmurren tragen

Und must stillschweigendt in mich fressen.

Ich bin zwar mit eim narrn bsessen,

Das ich weyt lauff nach huren auß.

Hab doch selb eine in dem hauß!

DIE PEWRIN bringt würscht, seml und wein und spricht.

Nun esst und trinckt! seyt guter ding

Und sorgt nicht, das uns misseling!

Vor nachtes kommet nicht mein man.

DER PFAFF spricht.

Hör! wer thut durch den gattern gan?

Ich hör klingen die kü-glocken.

DIE PEWRIN geht, schawt und spricht.

Mein herr, seyt nicht so gar erschrocken!

Es geht ein bettelman herein.

Es wirdt ein farender schuler sein.

DER PFAFF spricht.

So gib im resch und las in gehn

Und las in nicht lang hinnen stehn!

DER FARENT SCHULER kompt und spricht.

O mutter, gib dein milte stewr

Mir armen farenden schuler hewr,

Wann ich sammel mit diesen diengen,

Das ich mein erste meß müg singen!

DER PFARRHERR spricht.

Du sammelst leicht zu einem schalck.

Heb dich hinauß, du laster-balck.

DER FAREND SCHULER spricht.

Mein herr, von wegen aller buler[74]

Stewert mir armen farenden schuler,

Der ich im land hin und her fahr!

DER PFARRER spricht.

Du wirst so lang faren fürwar,

Biß du zu-letzt ferst an den galgen.

DER FARENT SCHULER spricht.

Mein herr, ich kan mit euch nicht palgen,

Sonder mir ein bar kreutzer leicht!

Und wenn ich ein mal werd geweicht,

Möchte ich ewer caplan wern.

DER PFARRER spricht.

So muß man dir vor ein plattn schern

Draussen auff dem rabenstein.

Du stertzt umb auff dem land gemein

Und nichts, denn die pawrn bescheissen

Mit lüg und listigs maul auffspreissen

Und stielt ein wenig auch darzu.

Was nicht wil gehn, das tregestu,

Als flachs, ayer, schmaltz und käß.

DER FARENT SCHULER spricht.

Ach mein herr, seyt mir nicht so reß!

Ich bin ye auch ein guter schlucker.

DER PFARRER spricht.

Du bist ein rechter beutel-rucker.

Heb dich nauß! hab dir drüß und pewln!

DER FARENT SCHULER spricht.

Mein herr, thut euch nicht ob mir mewln!

Gebt mir armen schuler ewer stewn!

DIE PEWRIN stößt in und spricht.

Heb dich nauß! hab dir das plab fewr,

Da unverstander grober püffel,

Du fauler stertzer und du schlüffel,[75]

Und las mich ungheit in meim hauß!

DER FARENT SCHULER spricht.

Nun ich wil geren gehn hinauß.

Doch sag ich euch bey meinen trewen:

Der hochmut wirdt euch beide rewen.

Ich wil mich in dem hauß versteln

Und sehen, was sie machen wöln,

Heimlich in ein winckel verporgen.

Kombt der pawer heint oder morgen,

Ich wil zu-richten ein feines spiel,

Mich redlich an in rechen wil.


Der farend schuler geht ab.


DER PFARRER spricht.

Geh! sperr die haußthür eben zu,

Das nicht ein yeder bettler thu

Uns uberlauffen in der stuben!

DIE PEWRIN spricht.

Habt ir nicht gehört von dem puben,

Wie er die haußthür hat eingschlagen?

DER PFAFF spricht.

Ey das wer recht; erst wöll wirs wagen,

Essen, trincken und frölich sein.

Mein Madl, es gilt dir so vil wein.


Der pfaff wil trincken. Der pawer klopfft an.


DER PFAFF hört auff und spricht.

Botz leichnam, Madl, wer klopfft dauß

So ungestüm an deinem hauß?

DIE PEWRIN geht, schawt und spricht.

Botz leichnam angst, es ist mein man!

Wie soll wir unsern dingen than?

DER PFAFF spricht.

Botz küren marter, wo solch ich hin?[76]

DIE PEWRIN spricht.

Mein lieber herr, bald schlieffet in

Den ofen, so wil ich untern parn

Den wein, semmel und würscht bewarn.

Und so bald heint entschlefft mein man,

Wil ich euch helffen wol darvan.


Der pfaff laufft auß. Die fraw thut auff.


DER PAWER kompt und spricht.

Wie, das du das hauß sperrest zu?

DIE PEWRIN spricht.

Mein man, wiß, das ichs darumb thu,

Wann unsers nachtbarn sew mit hauffn

Mir teglich an den tennen lauffen

Und thun mir schadn. Wie, das so bald,

Mein man, heut kommest auß dem wald?

DER PAWER spricht.

Sol ich dir nicht von unglück sagen?

Wir haben beide hackn zerschlagen.

Nun kundt wir feilen mehr kein beum.

Da must ich wol wider erheim.

Der hunger trieb mich auch darzu.

Mein, prat mir ein wurscht oder zwu!

Gib mirn sewsack mit feistn grieben,

Der nechten zuacht ist uberblieben,

Und las mich weidlich darinn schroten!

DIE PEWRIN spricht.

Ich thu dir für die wurscht ein knotten.

Habn erst vor acht tagn die saw gschlagn.

Hast ye die würscht schier gar vertragn.

Wir müssn auch aufffressn die knocken.

DER PAWER spricht.

Ich hör klingen die küglocken.

Schaw! wer geht durch den gattern rein?[77]

DIE PEWRIN laufft und spricht.

Es wirdt ein farender schuler sein.

Ich wil in bald fertigen ab.

Nicht gern solch lewt im hauß ich hab.


Die pewrin laufft, wil im geben.


DER SCHULER tritt zum pawrn und spricht.

Ein guten abent, lieber vatter!

Ongfer so stund offen dein gatter,

Da gieng ich farender schuler rein.

Bitt: vergünn mir, im stadel dein

Im hew zu schlaffen diese nacht!

DIE PEWRIN spricht.

Hat dich der teuffel wider rein bracht?

DER FARENT SCHULER spricht.

Mutter, schweig! so schweig ich auch.

DER PAWER spricht.

Mein schuler, sag! was ist ewr brauch,

Das ir also umbfart im land?

DER FAREND SCHULER spricht.

Es ist uns auffgesetzt allsand,

Das wir stetigs im land umbwandern

Von einer hohen schul zu der andern,

Das wir lernen die schwartzen kunst

Und dergleich ander künste sunst.

Wo man eim etwas hat gestoln,

Das können wir eim wider holn.

Wen augenwe und zanwe krencken,

Dem könn wir ein segn an halß hencken.

Vors gschoß wundsegen wir auch haben.

Wir kön warsagn und schätz graben,

Auch zu nacht auff dem bock außfarn.

DER PAWER spricht.[78]

Hab ich doch wol gehört vor jarn,

Ir schuler könt den teuffel pannen.

DER FARENDT SCHULER spricht.

Ich wolt in wol beschwern und spannen,

Das er uns alles das müst sagen,

Was wir in nur möchten gefragen,

Darzu brat-würscht, semmel und wein

Leibhafftig uns must bringen rein

In dise stuben in ein kreiß.

DER PAWER spricht.

Mein man, kein ding auff erd ich weiß.

Das ich wolt lieber (mag ich jehen),

Wann den teuffel leibhafftig sehen.

DER FARENT SCHULER spricht.

Ey, so schaw nur dein frawen an!

DER PAWER spricht.

Las schertzen liegen, lieber man!

Kanst, so bring uns den teuffel her.

DER FARENT SCHULER spricht.

Ja, wenn es nicht so gferlich wer;

Wann wo ich in brecht an das ort,

Und ewer eines redt ein wort,

So dörfft er uns wol all zureissen.

DIE PEWRIN spricht.

Es solt uns wol der teuffel bscheissen?

Last den teuffel dauß! das ist mein rath.

DER PAWER spricht.

Was schadts? es ist ind nacht gar spat.

Lieber bring in her in das hauß!

DER FAREND SCHULER spricht.

So geht beyde ärßling hinauß[79]

Und steigt auch ärßling auff die dillen!

So wil ich bschwern durch die prillen

Den teuffel. Bald ich schrey: Kompt wider!

So steyget ärßling herab wider!

Als denn ich euch zu bringen weiß

Den teuffel herein in den kreiß.


Bawr und pewrin gehen ärßling hinauß.


DER FARENT SCHULER bringt den pfaffen und spricht.

Pfaff, pfaff, sol ich dein vorigs schelten

Dir ytzt auff deinen kopff vergelten?

So bald ich ruff den pawren rab,

Der wirdt dir weidlich keren ab.

Nu ich wil gehn dein pawren schreyen.

DER PFAFF zittert und spricht.

Ach, mein freund, was wölstu mich zeihen?

Ich bit dich sehr: hilff mir darvon!

Ich gib zwölff taler dir zu lon.

Und bleib den affter-winter bey mir!

Wil ich gut herberg geben dir.

DER FARENT SCHULER spricht.

Pfau, so gib die zwölff taler her!

So hilff ich dir auß dem gefer.

DER PFAFF gibt im die taler und spricht.

Se! ich wil dir daheim mehr schencken.

DER FARENT SCHULER spricht.

Pfaff, so thu dich nicht lang bedencken!

Geh! zeuch dich mutter-nacket ab!

Berüß dich kolschwartz wie ein rab

Und schick dich eylendts in den handel!

Nimb untern parn würschst, semel und kandel!

Nimb an den tennen die roßhaut!

Da wickel dich einn! und wenn ich laut

Schrey zum dritten mal: Teuffel, komm!

So kom bald geloffen und promb[80]

Gleich eben wie ein wilder beer!

Setz semmel, würscht und kandel her

In kreiß! und wenn ich dich heiß gon,

So nimb dein gwentlich! schmitz darvon

In der roßhawt binden hinauß!

So kompst mit frieden auß dem hauß.

DER PFAFF spricht.

Ich wil mich rüsten aller gstalt.

Hilff mir nur hinauß schnell und balt!


Der pfaff get ab.


DER SCHULER schreit.

Nun steiget beide ärßling rab!

Den geist ich schon beschworen hab.


Sie gehen beyde ärßling ein.


DER FARENT SCHULER spricht.

Nun setzt euch nieder und euch nicht rürt!

Kein wort zu reden euch gepürt.

Doch wo ewr eines reden wolt,

Mit fingern ir das deuten solt.


Sie setzen sich.


DER FAREND SCHULER macht mit dem schwerdt ein kreiß, stellt sich darein und spricht.

Nun rüff ich dir zum ersten mal:

Komb her auß dem hellischen sal!

Bring mir in kreiß ein kandel mit wein,

Würscht und newpachne semmelein!

Zum andern mal so rüff ich dir,

Das du kompst in den kreiß zu mir.

Zum dritten mal beschwer ich dich,

Du wölst nicht lenger saumen mich,

Und kemb in den kreiß zu mir her

Und bring mir, was ich hab begert!


Der teuffel laufft hinckent unnd pucklet einn, prumbt, setzt kandel, semel und wurscht in kreiß.


DER FARENT SCHULER spricht.

Nun, teuffel, las von deim rumorn!

Las dich wol schawn hinden und foren!


[81] Der teufel geht im kreiß herumb.


DER FARENT SCHULER spricht.

Teuffel, nun hab wir dein genung.

Thu nur bald auß dem kreiß ein sprang

Und schmitz denn binden auß dem hauß

Oder far zu dem first hinauß

Oder im küstall durchs kuloch,

Das yederman on schaden doch!


Der teufel springt auß dem kreiß.


DER BAWER spricht.

Mir geht vor engsten auß der schweiß.

Ach lieber, wisch bald ab den kreiß,

Das nur der teufl nicht wider kumb!

DER FARENT SCHULER spricht.

Mein lieber sun, sag mir! warumb

Thetstu doch sein so starck begeren?

DER BAWER spricht.

Ich dacht nicht, das die teuffel wern

So schwartz, zottet und ungeschaffen.

Er war gleich bucklet unserm pfaffen,

Hanck auch also auff einem pain.

Ja, wer ich gwesen hinn allain,

Ich glaub, ich wer von sinnen kommen

Mit seinem scharrn, gronen und prommen.

Mich daucht, er het gleich eberzeen,

Die thetten im zum maul außgehn.

DIE PEWRIN spricht.

Sol aber ich die warheit jehen.

Den teuffel möcht ich wol öffter sehen,

In unserm hauß on alle schew.

DER FARENT SCHULER spricht.

Ich glaub dirs gar wol auff mein trew.

Ey frisch auff, frisch auff, lieber man!

Wiltu, so wöl wir schlaffen gan.[82]

DER PAWER spricht.

Ich förcht mich warlich in geheim,

Mir kom der teuffel für im träwm.

Ich hab mirn wol einbildt so starck.

DER FAREND SCHULER spricht.

Mein mann, die sach ist nicht so arck.

So henck den segen an den halß!

So versprich ich dir gwiß nachmals:

Der teuffel kompt nicht in dein hauß,

Es sey denn sach, das du seyst drauß.

Er war fro, das ich in ließ hin.

Er förcht dich übler, denn du in.

DER PAWER spricht.

Ey lieber, forcht der teuffel mich?

DIE PEWRIN spricht.

Komb, mein mann, und leg schlaffen dich!

Laß farn den teuffel, lieber gsell!

Er sitzt lengst wider in der hell.

DER PAWER henckt den segen an halß und spricht.

Ich wil den segen an halß hencken

Und dir zu lohn den gülden schencken,

Das ich forthin sicher und frey

Vor dem hinckenden teuffel sey.

Ein gute nacht! ich geh dahin.


Der paur get ab.


DIE PEWRIN spricht.

In engsten ich gewesen bin.

Het immer sorg, ir würd was sagen.

Mein man den pfaffen het erschlagen.

Er ist im wol so spinnen-feindt.

DER FARENT SCHULER spricht.

Ja, fraw, der pfaff verhieß mir heint,

Ir würdt mir zlon fünff gülden geben,[83]

Das ich im fristen hilff das leben.

Derselben wart ich ytzt von euch.

DIE PEWRIN spricht.

Mein mann, nur diese nacht verzeuch!

Morgen frü soltu sie gwiß haben.

Ich habs gelt hinterm hauß eingraben.

Ein gute nacht! ich leg mich nieder.


Die bewrin geht ab.


DER FARENT SCHULER nimbt semmel, würscht und kandel und spricht.

Würscht, semmel, wein, die nem ich wider.

Wil mit hinauß gehn auff das hew,

Essen und trincken. O ich frew

Mich der kirchwey; ich bring darvon

Achtzehen gülden; mehr gwins ich hon,

Den pfaff, pawer, pewrin all drey,

Wann ich gedenck mir auch darbey.

Der pfaff hab auch umbs gelt nit troschn,

So hab die pewrin die alten groschn

Dem pauren auch heimlich abtragen,

Was sol ich vons pawrn gülden sagen?

Bhelt mein segen den teuffel dauß,

Das er im nicht mehr kombt zu hauß,

So unterkem er viel ungemachs.

Tregr marckt wird offt gut, spricht Hans Sachs.

Quelle:
Hans Sachs. Band 9, Tübingen 1870–1908, S. 72-86.
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