Actus 2.

[341] SEWFRIEDT kumbt mit dem korb, geht hin und wider unnd spricht.

Ich suech im waldt hin unde her,

Doch sih und findt ich kein koler.

Ich sich in dem gestreuß dort wol

Ein finster, tieff, staineres hol;

Vileicht der koler wont darin,

Zu dem ich hergeschicket bin.


Sewfriedt geht zu dem höl, schaut hienein; der trach scheust herauß auff in, er schützt sich mit dem korb, darnach mit dem schwerdt, schlagen einander. Der trach gibt die flucht, lauffen baidt ab. Seufridt macht daussen ein rauch, samb verbren er den trachen, geht darnach wider ein unnd spricht.


Sol ich nit von grossem glück sagen?

Ich hab den grossen wurm erschlagen,

Nach dem mit esten in verbrendt;

Da ist zerschmoltzen an dem endt

Sein horn und zusamb gerunnen,

Gleich wie ein bechlein auß eim brunnen.

Das wundert mich im hertzen mein[341]

Und duncket einen finger drein,

Und als der ist erkaltet worn,

Da wart mein finger lauter horn;

Des frewt ich mich und zug zu handt

Von meinem leib all mein gewandt

Und also mutternacket mich

Mit diesem warmen horn bestrich.

Des bin ich gleich hinden und vorn

An meiner haudt gantz hörnen worn,

Darauff kein schwert nit hafften kan.

Des gleicht mir ietzt auff erdt kein man,

Des mag ich fürbaß weiter nit

Mein leben füren bey dem schmidt;

Wil mich abthon meiner grobn weiß,

Hoffzucht leren mit allem fleiß.

Ich wil den nechsten auff Wurmbs fragen

Ans königs hoff; wann ich hör sagen,

Er hab ein tochter schön und zart,

Crimhildt, gantz holdtseliger art;

Ob ich die selb erwerben kundt,

Das erfrewt mir meins hertzen grundt.


Sewfriedt, des königs son, geht ab.


KÖNIG GIBICH geht ein mit seinem heroldt, setzt sich nider unnd spricht.

Heroldt, geh ins frawenzimmer nein

Und sag der liebsten tochter mein,

Crimhilden, das sie kumb hieher,

Zu sehen itzt ich sie beger.


Der ernholdt geht ab.


SEWFRIEDT kumbt und neigt sich, und spricht.

Großmechtiger köng, ewrn könglich hof

Hört breissen ich, so weit ich loff

In den landen weit hin und her;

Derhalb von hertzen ich beger

Bey ewr könglich mayestadt hoffdienst.

KÖNIG GIBICH spricht.[342]

Denselbigen du bey mir finst.

Was hoffweiß bist du unterricht?

DER HÖRNEN SEWFRIEDT spricht.

Herr könig, ich kan anderst nicht,

Denn in dem krieg reisen und reiten,

Mit würmen und mit leuten streiten,

Da muß alle gfar sein gewagt,

Kün, verwegen und unverzagt.

KÖNIG GIBICH spricht.

Sag, bist du auch von edlem stam?

DER HÖRNEN SEWFRIEDT spricht.

Der hörnen Sewfriedt ist mein nam,

Wiewol ich auch am stamb und adel

Hab weder mangel oder zadel,

Alhie aber noch unbekandt.

KÖNIG GIBICH spricht.

Nun so gib mir darauff dein handt,

Das du mir dienen wilt mit trewen.

Dein dienst sollen dich nit gerewen.

DER HÖRNEN SEWFRIEDT beudt im sein handt unnd spricht.

Mein dienst, so vil ich kan und mag,

In höchster trew ich euch zusag.


Der heroldt bringt Crimhilden, des königs tochter, die spricht.


Hertzliebster herr und vatter mein,

Warumb berüffstu mich herein?

Was ist dein wil und dein beger?

KÖNIG GIBICH, ihr vatter, spricht.

Mein tochter, setz dich zu mir her,

Ich hab zu frewdt und wolust dir

Angeschlagen einen thurnier

Mit allem adel an dem Rein,[343]

Da wolt ich selbert auch bey sein,

Unden auff unser grün hoffwiesen,

Daran der Rein hart thut hinfliessen.

Du aber bleib in dem schloß hinnen

Und schaw zu öberst an der zinnen,

Wie der adel thurnieren thw.

Und du, Sewfriedt, rüst dich auch zw,

Thu mit anderm adel thurnieren

In allen ritterlichen ziren,

Meiner lieben tochter zu ehrn,

Ir frewdt und fröligkeit zu mern.

DER HÖRNEN SEWFRIEDT spricht.

Herr könig, das wil ich willig thon,

Doch ich keinen thurnier-zeug hon.

Schafft mir roß, hämisch, schilt und glennen

Zum thurnieren, stechen und rennen.

KÖNIG GIBICH spricht.

Kumb, mein Sewfrid, auff dein beger

Schaff ich dir roß, harnisch und sper.


Der könig geht mit Sewfrieden ab.


CRIMHILDT des königs tochter, spricht.

Das ist ein junger, küner heldt,

Der meinen augen wol gefelt.

Gott geb im glück in den thurnier,

Das er in seiner ritter-zier

Thu ehr einlegen für ander all,

Das im der höchst danck heimgefall.

Da will ich stehn in stiller rw,

Dem thurnier allein schawen zw.


In dem fleugt der trach daher.


CRIMHILDT sicht ihn unnd spricht.

Herr gott, wie ein grawsamer wurm

Fleucht daher mit erschröckling furm,

So groß, schröcklich und ungehewr!

Auß seinem rachen speit er fewr,[344]

Er lest sich herab auß dem lufft

Und schwingt sich zu der erden glufft,

Zu des schloß zinnen, eilt auff mich

Hilff mir, herr gott, das bit ich dich!


Der trach kumbt, nimbt sie bey der hendt, laufft eilendt mit ihr ab.


CRIMHILDT schreit.

Vatter und mutter, gsegn euch gott!

Ich fahr hin zu dem bittern todt,

Lebendt secht ir mich nimmermehr.

Gott gsegn dich, frewdt, reichthumb und ehr,

Ewr aller ich beraubet bin;

Ich fahr und weiß doch nit wohin.


Der trach fürt die jungfraw ab.


DER KÖNIG GIBICH kumbt mit dem hörnen Sewfriedt unnd heroldt geloffen, schlecht sein handt ob dem kopff zusam unnd spricht.

Ach weh mir, immer ach und weh!

Nun wirt ich frölich nimmermeh,

Weil ich mein tochter hab verlorn;

Auff erdt ist mir nichts liebers worn.

Itzt ists mir hingfürt durch den trachen,

Der sie wirt schlinden in sein rachen.

Als ichs im lufft hinfüren sach,

Ir kleglich stimb mein hertz durch-brach,

Iedoch ich ir nit helffen kundt,

Biß der trach gar mit ir verschwundt.

Nun sie ichs lebendt nimmer mehr.

DER HEROLDT spricht.

Durchleuchtiger könig, bey meiner ehr,

Ich glaub, ir geschech nichts am leben;

Der trach der fürt sie wol so eben

Sitlich, gantz höfflich und gemach;

Flog durch den lufft der grawsam trach

Hinauffwertz gegen Oriendt,

Ainr grossen wüsten er zu-lendt.[345]

So glaub ich warhafft wol, darinnen

Wert man sie frisch und gesundt finnen

Sambt dem trachen, wer des dörfft wagen.

DER KÖNIG, IHR VATTER spricht.

Mein ernholdt, thu baldt ansagen

Zu hoff, welcher sich unterwindt,

Zu suchen das königlich kindt,

Und wer sie von diesem trachen

Lebendt und gsundt kan ledig machen,

Des sol die liebste tochter mein

Darnach ehlicher gmahel sein.

DER HÖRNEN SEWFRIEDT spricht.

Herr könig, last nit weiter fragen,

Mein leib und leben wil ich wagen

Und selb gegen Oriendt reiten

In die wüsteney und da streiten

Mit dem trachen, dem giffting, bösen

Und die jungfraw von im erlösen,

Erretten sie von dem verderben,

Oder selb willig darob sterben.

Ich weiß die gelegenheit wol,

Da ich den trachen suchen sol,

Wann er in seinem flug zu-zoch

In der wüst eim gebirge hoch;

Dem selben wil ich eillen zw

Ohn alle rast, fried oder rw.

Ich hoff, gott werd mir halten rück.

KÖNIG GIBICH spricht.

Gott geb dir darzu hail und glück,

Das du den trachen legest nider,

Und du mit frewden kummest wider

Mit meiner tochter frumb und bider.


Sie gehen alle ab.


Quelle:
Hans Sachs. Band 13, Tübingen 1870–1908, S. 341-346.
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