[14] In des Muscatblüts langem ton.
1516.
1.
Ir schuknecht gut, seit wolgemut!
sant Stefanstag bracht manchem klag
dort in dem winter kalte;
Darum ich sing, wie es mir ging:
ich hat kein gelt, must übers felt,
kam gen Münichen balte.
Zu unsrem vatter zug ich ein,
ich wart gar schon entpfangen;
ich het kein gelt; er gab mir wein;
mein rock bleib bei im hangen.
die muter sach mich an und sprach:
»sun, kanstu reimen eben
den werkzeug, den ein schuknecht hat
in der werkstat
und auch darbei sein erbeit frei,
den rock wil ich dir geben!«
2.
Der rede do, der was ich fro;
ich sprach: »hort zu, am montag fru
stet auf der meister schnelle;
Wie balt er lauft und leder kauft
batzen bockheut, ich euch bedeut,
rintleder und talbfelle.
Wie balt er das hin heime treckt,
sein gelt das tut in schmerzen;
wie balt der knecht das leder streckt,
bstost es und tut es schwerzen,[15]
trucknet es bas, so reibt er das,
er welz und schlegt das schmere;
dan streicht es an die meisterein,
so reibt ers fein,
darnach er spat get in das bat,
darnach so seuft er sere.
3.
Am dienstag fru rüst er sich zu;
wan er aufsteht wie balt er get
hinab wol in die stuben;
Er wescht die hent und sich balt went,
nemt den knierim vom filz, vernim,
ein klein al und ein schuben;
Darnach so macht er im sein drat
von pech borsten und garen;
die schu er bei im ligen hat,
ein haufen bei sechs paren.
wan er sticht zu stiefel und schu,
so wichst er dan ein zwiren;
dan spinnet man dis hanf und flachs
mit eime wachs,
ein nadel gut und fingerhut,
die muß er darnach firen.
4.
Haueisen, mer stahel und scher,
wetzstein; vernemt, wan er gestemt,
wil ich euch weiter weisen:
Er sucht die zweck und den streichfleck,
hantleder frei, daumling darbei,
schwamen und kodereisen[16]
Gneip, reißer, dopel und neal;
so net er dan behende
und zucket den wentsticken bal
und tut die schu umwende;
und ein aufzug ist wol sein fug,
schien und die unterschlagen,
zu pantoffelen muß er han
putzmeßer schan,
lang zweck, stempfeis, raspen ich preis –
nit mer weiß ich zu sagen.
5.
Das treiben wir fir unde fir,
und trinken wein; merket, das sein
al unser erbeit harte.«
Die muter lacht, mein rock mir bracht,
den ich hab noch; damit ich zoch
gen Würzburg auf der farte
Da ich die best geschelschaft fant,
die ich oft horen preisen,
weil ich was in dem Beierlant;
das hilf ich nun beweisen,
wan sie mich han getaufet schan
an dem aschenmitwochen,
da mir der nam gegeben wart
Hans Rosengart.
den wünscht Hans Sachs, das ir lob wachs
ganz ewig unzubrochen.
Buchempfehlung
Das 1900 entstandene Schauspiel zeichnet das Leben der drei Schwestern Olga, Mascha und Irina nach, die nach dem Tode des Vaters gemeinsam mit ihrem Bruder Andrej in der russischen Provinz leben. Natascha, die Frau Andrejs, drängt die Schwestern nach und nach aus dem eigenen Hause.
64 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro