Der statbuler zu Augsburg

[272] In dem schwarzen ton Klingsor.


12. merz 1549.


1.

Zu Augsburg war vor manchem jar

ein schuknecht, welcher ein großer statbuler war,

der sich teglich tet großer bulschaft rümen;

All feiertag trug er ein kranz,

den er im selber kauft, und wo er west ein tanz,

so loff er zu, tet sich fast daran krümen;

Und wo er war bei einer zech,

loff er darvon, alwegen

wie ein buler, spacieren aus;

auch lag er selten ein nacht in des meisters haus,

frü kam er, sam auf der bulschaft gelegen.
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2.

Bei im arbeit sunst ein schuknecht,

der selb im eines nachtes heimlichen nachspecht,

wo er spat in eins burgers haus wolt schleichen.

Auf den Berlach er schleichen was,

da schloff der buler in ein altes leeres faß,

das war sein bulschaft gewest dergeleichen.

Sein gsel dacht: »er wirt sich ein weil

in disem faß verhalten.«

schlich doch hinzu, da lag der faul

buler im faß und schnarchet wie ein alter gaul;

fein gsel dacht: »nun müß dein der teufel walten!«


3.

Dem faß ein starken stoß er gab,

das loff mit holem lauf den Berleinberg herab,

die schergen loffen zu oben und unden;

Der buler schloff raus, lief darvon

on schuch und biret er den schergen kaum entron,

sein angsicht war zerstoßen und zerschrunden.

Frü sagt der buler große streich:

»nechten man mich hart schluge

bei einer bürgerin aus haß.«

sein gsel sprach: »ja, auf dem Berlach das alte faß!«

vor scham der buler zu dem tor auszuge.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 272-273.
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