Der teufel am tanz

[149] In dem blauen ton Frauenlobs.


8. mai 1544.


1.

Ein mal der teufel kam auf ert,

zu seiner ru ein stat begert,

ging aus, zu suchen im ein ort;

das ging nach all seim willen:

Er kam an eines fürsten hof,

da man spilt, flucht, hurt und zusof,

schinderei, gwalt, krieg, raub und mort,

der fürst sach durch die brillen.[149]

Der teufel dacht: »da ist gut sein,

weils als in sünt tunt schweben!«

doch sach er etlich ret allein

dem übel widerstreben,

zu reformieren alle stent

in dem fürstlichen regiment –

vom hof der teufel sich abstal,

bein guten mocht nit leben,


2.

Und schlecht ans bischofs hofe kam:

vil gotlos wesens er vernam,

die pfaffen hetten kellerin,

die gottesforcht war kleine;

Er funt wucher und simonei,

vil abgöttischer gleissnerei;

es ging dem teufel nach seim sin,

doch verdroß in alleine:

Eins teils fragten nach gottes wort,

das mocht er leiden nichte

und suchet im ein ander ort,

kam an das statgerichte;

da fund er arglist und meineid,

betrug und lug an unterscheid;

doch waren etlich frum und grecht,

hielten der warheit pflichte.


3.

Das kund er auch nit leiden ganz

und kam an einen abenttanz,

da wart hofart und übermut,

vil unkeuscher begire;

Da fund er eifer, neid und haß,

unzucht, bulerei, über das

zoren und hader bis aufs blut,

aller übel munire.[150]

Wer zusach bei dem tanze stan,

tet giftig nachred treiben

und hing iedem ein schellen an;

beide bei man und weiben

fant der teufel kein gutes nit,

da saß er an der tanzer mit;

sein ganze ru der teufel funt,

daran er noch tut bleiben.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 149-151.
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