[255] Im schwarzen ton Hans Vogels.
14. merz 1548.
1.
Dagobertus, der könig alt
in Frankreich, kam an dem gejeide
von seim hofgesind in dem walt;
bei eim forster an der wegscheide
blieb er zu herberg, da ist woren
ein kint vons forsters weib geboren.
Im schlaf der könig hört ein stim:
»fleuch! fleuch! geboren ist ein kinde,
das wirt könig nach dir, vernim!«
der könig erschrak des geschwinde,[255]
hört das kint weinen frü am morgen,
sagt, das kint, das wolt er versorgen.
Nach dem schickt der künig drei knechte,
befal, das mans im walt heimlich umbrechte;
die knecht erbarmet das kintlein,
legten es in dem walde nider,
brachten ein herz von einem schwein
zum warzeichen dem könig wider.
nach dem ein herzog jagen gunde
im walt, der dises kintlein funde.
2.
Zog es auf an eins kindes stat;
als er war alt achtzehen jare,
war er ein jüngling schon und glat
zu hof, der könig in gsehn ware,
sach im ein zeichen an der stiren,
darbei tet er gwiß judiciren,
das der jüngling dises kint wer;
der herzog tet sein ankunft sagen.
der könig ruft den knechten her,
die das kint in walt heten tragen,
die sagten, wie es wer ergangen
und teten begnadung erlangen.
Erst daucht den könig sein von nöten,
den jüngeling heimlich laßen zu töten,
und gab dem jüngling einen brief,
den solt er weit der köngin bringen.
als er nun unterwegen schlief
in eines ritters haus, gechlingen
der ritter den brief öfnen wase
und den gar heimlich überlase:
3.
»Frau, balt zu dir kümt der jüngling,
so laß im augenblick in töten.«
den ritter wundert dise ding,
wolt dem jüngling helfen aus nöten,[256]
ein andern brief der ritter schriebe,
der laut also nach rechter liebe:
»Balt diser jüngling kumt zu dir,
so tu im unser tochter geben;
laß hochzeit halten in mit ir,
als lieb dir sei dein eigen leben.«
als der jüngling den brief hinbracht,
wart ein frölich hochzeit gemacht.
Als der könig nach dreien wochen
hört, das er war am jungen ungerochen,
und diser gar sein eiden war,
sach er erst, das gottes ordnunge
auf ert niemant kan wenden gar.
so wurt nach dem könig der junge
zu könig in Frankreich gewelet –
gesta Romanorum erzelet.
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