Die neun Schwaben

[165] In des Hans Vogels lilgenweis.


1.

Neun Schwaben gingen über lant,

die kamen allesant

in einen grünen walt,

darin sie funden balt

in einer dorenhecken

Ein hasen ligen in dem gras

und der entschlafen was

mit offen augen hart,

sam glesern und verstart;

sein oren tet er strecken.

Sie hielten rat,

sie wolten spat

ein küne tat

all neun beweisen schiere

an diesem grausamen und wilden tiere.

all neun heten ein langen spieß,

den namen sie gewiß

stunden al zittret schan

nach einander daran,

den hasen woltens schrecken.


2.

Der hinterst sprach und sach gar strang:

»Ragenor, anher gang!«

der vorderst sprach darzu:

»mein gsell und werest du

der vorderst an dem spieße,[166]

Du sprechst nit: Ragenor, gang ran.«

der has erwacht darvan,

fur auf, loff ein gen walt.

der schwebisch bund floch balt

und den spieß fallen ließe.

Kamen in we

zu einem se,

in grünem kle

ein frosch verborgen sase,

der mit der quaterten stim schreien wase

»wat wat wat wat wat wat wat wat«.

ein Schwab vor dem gestat

eilent zu dem se lief,

sprang in das waßer tief,

zu grunt ins waßer stieße.


3.

Sein scheibhut auf dem waßer schwam

hin von des sees dam,

all die acht sahen in,

meintens, es wüt dahin

ir landsman vor in allen.

Der frosch schrei wider wat wat wat.

die Schwaben sprachen: »gat!

lost, lost! unser landsman,

der schreit uns alle an;

wir sollen nit lang kallen,

Sunder vil e

springen in se,

weil er wol ge

und sich gewaget habe.«

also ertrenkt ein frosch dise neun Schwabe,

die vor im walt der schlafent has

schrecken und jagen was.

darum seint sie noch heint

hasen und fröschen feint.

das laß ich iezunt fallen.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 165-167.
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