|
[260] In dem strengen ton Hans Vogels.
18. mai 1548.
1.
Als Pompejus der groß gar strenge
regirt der burger menge
und Helius, ein alter man,
vor im klaget Libonem an,
da hing Pompejus auf sein seiten
Und schalt Helium mit geschelle,
sprach: »du kumst aus der helle,
du alter! und verklagest heut
an ursach frum und erber leut;
drum weich mit deiner klag von weiten.«
»Du hast war!« tet Helius jehen:
»aus der hell bin ich kumen eben,
hab darin Domicium gsehen,
der hier fürt ein unstreflich leben,
gar nutz und gut dem vaterlant,
der klagt, wie durch dein oberhant
er wer erwürgt vor kurzen zeiten.
2.
Auch tet ich da Brutum anschauen,
ellend und wüst zerhauen,
der auch war ein herlicher man,
der klagt dich jungen morder an,
seins tods wer er noch ungerochen.
In gleicher klag und ungefelle
sach ich dort in der helle
Perpennam, den richter zu Rom,
der auch durch dein gescheft umkom,
hat dich um sein tod angesprochen.
Carbonem, ein man alter tugent,
sach ich sitzen in seinem blute,[261]
der treulich beschützet dein jugent
und beschirmt dir deins vaters gute,
der dreimal burgermeister war,
mit ketten hart gebunden gar
und mordiklich von dir erstochen.
3.
Dise all vier gar kleglich klagten
in der hell, von dir sagten,
wie sie on billikeit und recht
von dir, du junger henkerknecht,
hie sint gewürget woren.«
Die scharf und streng antwort verdroße
Pompejum hart und große;
weil aber das die warheit was
und im die gmein trug großen haß,
verbarg er seinen zoren –
Wie das Plutarchus tut beschreiben.
hie lert man, wer ein man tut schelten,
das er wider zu ru tu bleiben,
wan man im tu mit gleich vergelten.
das sprichwort sagt: wer kugeln wöl,
der selbig auch aufsetzen söl.
ein bös wort hat nie guts geboren.
Buchempfehlung
Am Hofe des kaiserlichen Brüder Caracalla und Geta dient der angesehene Jurist Papinian als Reichshofmeister. Im Streit um die Macht tötet ein Bruder den anderen und verlangt von Papinian die Rechtfertigung seines Mordes, doch dieser beugt weder das Recht noch sich selbst und stirbt schließlich den Märtyrertod.
110 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro