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[164] Ein hausmaus die gieng über felt,
het doch weder zerung noch gelt;
der begegnet da ein feltmaus,
dieselbige bat sie zu haus,
die nachtherberg bei ir zu han.
das nam die hausmaus willig an,
gieng mit ir in ein hecken nein,
da schloffen sie in ein löchlein.
die feltmaus gar freuntlicher weis
ir fürsetzt ir geringe speis,
als eicheln, haselnüß und koren.
als sie waren gesettigt woren,
schliefens dahin in senfter ru;
aber des andren tages fru
nam urlaub und ir danken was
die hausmaus und zog hin ir stras.
als sie nun ir sach richtet aus
und wolt widerumb heim zu haus,
kerts wider bei der feltmaus ein
und saget: liebe schwester mein,
du hast mir mitteilt dein armut,
kom mit mir heim, da ich als gut
dir auch wil tun und herberg geben,
da du solt frölich und wol leben!
da gieng mit ir heim die feltmaus
in ein schön köstliches steinhaus,
in die speiskamer schloffens frei,
darin sie funden mancherlei
der guten speis von fleisch und fisch,
was man aufhub vons herren tisch,
confect, rosin, mandel und feigen,
das tet sie als der feltmaus zeigen[165]
und sprach: hie tu trinken und eßen
und deiner armut gar vergeßen.
die feltmaus aß, war wolgemut
und sprach: wie hast du es so gut!
nöten bist du so feist und vol.
sie sprach: teglich leb ich so wol,
so must du mit hartseling dingen
dein spröd narung zu wegen bringen.
wilt du, so magst du bei mir bleiben,
dein zeit in disem haus vertreiben,
also wol leben für und für.
in dem da rumpelt an der tür
der kelner, spert auf, gieng hinein;
die meus erschrakn, doch schlof balt ein
die hausmaus unten in der want
in ein löchlein, ir wolbekant;
die feltmaus stunt in großer gfer,
lof auf an wenden hin und her,
west nicht, wo ein oder wo aus,
wan sie war unbekant im haus,
und in tötlichen engsten was.
als nun der kelner gieng sein stras,
kam die hausmaus, sprach: sei frölich,
wie stelst dich also trauriglich?
du hast ie guter speis genug.
da antwort ir die feltmaus klug:
o nein, laß mir die armut mein
und behalt dir die reichtum dein,
darin du must abent und morgen
vil angst und gferlichkeit besorgen.
ich sich, dir sint all augenblick
deim leben gestelt tötlich strick
von katzen und auch von mausfallen
und dergeleich von menschen allen,
und wer dich nur umbbringen kan,
der meint ein gut werk haben tan;
iederman ist dir gram und feint;
derhalben wil ich wider heint[166]
hinaus auf meinen acker öd.
ist gleich mein narung ring und spröd,
so hab ich aber doch darneben
ein frölich, frei und sicher leben,
da hab ich gut ru und gemach,
niemant mir gferlich stellet nach,
da wil ich wider eilen naus.
und nam urlaub von der statmaus
und lof aus der geferlichkeit
wider naus in ir sicherheit.
Dise erzelte fabel such
Esopi in dem ersten buch!
aus der ist klar zu merken eben,
das gar vil sichrer ist zu leben
in einer erlichen armut,
den bei ser großem hab und gut.
darinnen ist abent und morgen
ein immerwerent angst und sorgen,
wie man das mer und ordinier,
wie man das bhalt und nicht verlier;
wan reichtum hat vil feint und neider,
verreter und vil erabschneider,
die im zuziehen gferlich schmach.
auch stellen gar geferlich nach
dem reichtum mörder und die rauber
mit gfenknus und schetzen unsauber;
auch stelt man reichtum nach dem leben,
geferlich mit gift zu vergeben,
krieg oft reichtum verderbt zu letz;
bringt in der tyrann in sein netz,
so schindt er in biß auf das mark,
dergleichen auch der wuchrer ark,
darzu auch die listigen dieb
tückischer weis durch nechtlich trieb.[167]
auch die finanzer und die trügner,
die popitzer, felscher und lügner,
die schmeichler, heuchler und schalksnarren
auch von der reichen haufen scharren,
das stelt als nach der reichen gut.
aber die erliche armut
hat fast vor disen allen ru,
niemant setzt ir geferlich zu,
wan man tut sich teglich der armen
on allen neit herzlich erbarmen;
die neret sich geringer speis,
wie sies mag haben aller weis,
mit gedult all ding überwindt,
den sack zu halbem teil zubindt,
des bleibt sie nüchter, frisch und gsunt,
mit süßem schlaf munter und runt
und wirt mit sorgen nicht gebißen,
hat ein sicher gerut gewißen.
entladen ist vil ungemachs
die erlich armut, spricht Hans Sachs.
Anno salutis 1558, am 14. tage Junij.
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