Römischer königlicher majestat, Ferdinandi einreitung in des h. reichs stat Nürnberg, den 7. tag Februarij im 1540. jar

[66] Als ich am sambstag vor fasnacht

daheim feirabent het gemacht,[66]

hört ich das volk mit großem haufen

alles hin für dem markt zu laufen;

was da wolt werden, west ich nit,

ich nam mein rock und loff auch mit.

balt ich hinfür kam auft fleischbrucken,

sach ich von meisterlichen stucken

ein künstenreiche festin henken,

oben über die gaßen schwenken,

mit grünem laubwerk, güldin knöpfen,

welschen gewächsen, löwenköpfen,

mit granatäpfeln, pomeranzen,

gut conterfet, daraus wart glanzen

manch edle frucht, löblich gebilt;

mitten daran da hieng ein schilt.

den markt ich weiter aufwerts gieng,

da widerumb ein festin hieng,

über die gaßen schwenket frei,

und aufwerts sach ich ir noch drei

hangen hinauf biß an die vesten.

die zu schauen daucht mich am besten;

mit fleiß beschaut ichs alle sander,

eine war anderst den die ander

geziert, mancherlei art versetzt;

mein herz in freuden wart ergetzt.

weiter gieng ich, mit kurzen worten,

und sach der vesten undre pforten

mit einem schönen triumphbogen

ringweis oben herumb umbzogen,

daran manch landes wappen hieng.

durch die pforten ich aufwerts gieng,

funt alle gemach in der vesten

versorgt, versehen nach dem besten,

geschmückt und ziert mit allem rat.

als ich wider gieng rab int stat,

fant ich wol auf zwölf hundert man

wol gerüst in fußharnisch stan[67]

mit partisan und hellenparten.

ich wundert mich, auf wen sie warten,

wan sie stunden zu beiden seiten,

als solt man zwischen in hin reiten,

hert an einander man und man

zu öberst bei der vesten an

biß herab an die fleischbrucken.

vom volk wart ein gestöß und drucken;

dergleich in allen gaßen wol

sach ich heuser und fenster vol

von herrn, bürgern, kindern und frauen,

unden und oben herausschauen;

auch sach ich an von dem rathaus

die gaß mit sant bestreut hinaus

ganz sauber biß fürs frauentor.

alda sach ich auch sten darvor

gerüster man wol auf drei hundert

in harnisch, das mich ser verwundert,

stunden geteilt zu beiden seiten;

durch sie sach ich wol einher reiten

in schwarz bekleit etlich mit decken,

etlich mit felles und watsecken,

doch einzig, iezt drei, darnach zwen

auf kleppern; als ich so wart sten,

sach ich auch her reiten von ferren

fünf aus dem rat der eltern herren

in iren mädren schauben schwarz,

die ritten zu dem tor auswartz,

wol auf drei hundert pfert, bereit

gar köstlich, all in rot bekleit.

etlich herren in schwarz darunder;

ich schaut sie an mit großem wunder,

was dises alles solt bedeuten;

in dem ersach ich undern leuten

des größern rates ein genanten,

ein guten freunt, mir wol bekanten,[68]

an dem ich dise ding erfragt.

der wundert sich und zu mir sagt:

seit ir in diser großen gmein

der ding unwißend gar allein,

das römisch könglich majestat

einreiten wirt zu abent spat?

der sint zu ern all ding bestelt,

wie es die alt ordnung inhelt.

habt ir denn auch nicht hören sagen,

das aus der stat vor zweien tagen

ausrittn zwen herrn vom rat in eil

gerüst entgegen siben meil,

da man köngliche majestat

zu Sulzbach wol empfangen hat?

dergleich die fünf herrn, iezt gesehen,

werden auf ein meil in der nehen

könglich majestat auch empfahen.

in dem wir all beid tragen sahen

ein himel von rotem damast,

von güldin fransen wol gefaßt;

auf iedem eck ein adler stunt

mit ausgeworfnen flügeln, und

ieder ein schild het in sein klaen,

daraus dreir köngreich wappen sahen.

dem himel folgten auch von ferren

des innern rats all ander herren

in mädren schauben für das tor,

zu empfahen zunechst darvor

auch königliche majestat,

die sich herbei genehert hat.

in dem wart von des volkes meng

ein groß gestöß und hart gedreng;

in dem da leut man alle glocken,

da wurt ein jubel und frolocken

von jung und alten, groß und kleinen;

ir vil wurden vor freuden weinen

ob irem natürlichen herren.

in dem zog durch das tor von ferren[69]

unser gerüster zeug voran,

die in den tag beleitet han,

auf die sein zeug, in schwarz bekleit,

mit gringen pferden, darauf reit

sein adl und herren, wol staffiert,

in sammat und ketten geziert;

auf die sein edel knaben ritten,

in sammat schwarz höflich beschnitten,

auf die ritt könglich majestat.

vier junger herren aus dem rat

trugen den himel, wie gebürt;

ein bloßes schwert man im vorfürt;

drei ritten hinder in von fern,

auf die unser fünf alte hern,

und nach disen in schwarz bekleit

der köngisch zeug gerüstet reit.

den folgten nach, fein ausgesundert,

unser obgemelte drei hundert,

vil von den erbarn der geschlechten,

von kaufherren und reisig knechten.

als man den markt nun aufhin ruckt,

wart sanct Sebaldi kirch geschmuckt

im chor mit artlichen und schönen

teppichen, darin man wolt krönen

römisch königlich majestat

nach altem brauch; weil es war spat,

zog sie für aufwerts auf die vest,

da man die königlichen gest

beleitet biß hinein das schloß

mit herrlichkeit und freuden groß.

balt ließ könglicher majestat

gen hof schenken ein erbar rat

zwen wegen mit habren hinein,

darzu auch ein wagen mit wein,

ein mit reinfal und malvasir.

der vorgmelt sprach wider zu mir:[70]

iezunt bin ich auch ingedenk

auf morgen der könglichen schenk,

nemlich ein güldin scheuren, secht,

mit neuen goltgülden, geprecht

könglicher majestat, allsamen

mit ir umbschrift, wappen und namen.

dergleichen auch ein erbar rat

ein feurwerk aufgerichtet hat

außen auf der neuen bastei,

sechs böler auch bestelt darbei,

wirt man brennen morgen zu nacht.

das und mer anders wirt verbracht

könglicher majestat zu eren,

ir frölichkeit und freud zu meren,

darmit ein gmein und erbar rat

erzeigt könglicher majestat

iren geneigten guten willen,

den sie vor hat gespürt ob vilen

in dem heiling römischen reich;

doch wirt könglich majestat gleich

biß montag widerumb weg reiten,

das sie eilent in kurzen zeiten

ins Niderland ir reis vollent,

da irer zukunft warten sent

römisch keiserlich majestat,

das sie beid mit zeitigem rat

dem türken widerumb begegen,

der aber sich ist gwaltig regen

in großer rüstung durch sein tück.

zu dem geb in got heil und glück

in dem und allem des geleich,

dardurch das heilig römisch reich

großmechtig wert, sich mer und wachs,

das wünscht in von Nürmberg Hans Sachs.


Anno salutis 1540. am 15. tag Februarij.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Zweiter Theil: Spruchgedichte, Leipzig 1885, S. 66-71.
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