Der Herbst

[16] So komm, du wilder West,

und sing geheimnisvoll und runenkundig

in meinen Kiefern und Wacholderbüschen

das uralt düstere Jahreslied des Todes!

Und reiß aus meinem Herz des Sommers Freuden,

reiß sie gleich müd gewordenen Blättern ab,

auf daß mein Fuß sie raschelnd von sich stoße.

So wie von jenem Ahorn taumelnd dort

die schwarzgefleckten Blätter landwärts wirbeln,

laß all des Sommers gaukelnde Gestalten

zu krausen Scharen windgewiegt

ins graue Land Vergessenheit hinflattern!

Und dann, oh West, oh wilder West,

saug aus des Weltmeers weitgeebbten Brüsten[16]

dir Sturmeskräfte hoch und schleudere mich

hohnlachend jenen Spukgestalten nach

und brause, laut aus vollen Lungen tobend,

über das Sommerglück, das du zerstört!


Quelle:
Gustav Sack: Gesammelte Werke. Band 2, Berlin 1920, S. 16-17.
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