Wache Nächte

[42] Tief schläft die Stadt und wieder schlägt es drei;

doch eine Ewigkeit muß noch verfließen,

bis aus den feucht verhangenen Verließen

der alte lichtdurchtönte Tag sich frei


gemacht und ihn mit ihrem Morgenschrei

die schwarzen Amseln von den Dächern grüßen.

Drei Nächte – drei endlose Nächte stießen

sich hohl und qualenwach an mir vorbei –


doch während sie die längst verharschten Wunden

blutig aufbrachen und im bangen Schoß

der gähnend grenzenlos gedehnten Stunden


des Tages Bitternisse riesengroß

aufbauschten, sah ich, obwohl ganz zerschunden,

hellseherisch mein vorbestimmtes Los.


Quelle:
Gustav Sack: Gesammelte Werke. Band 2, Berlin 1920, S. 42-43.
Lizenz:
Kategorien: