7.

[297] Dem Petrus wurde es einmal lästig, immer den Ranzen zu tragen und er schlug U.L. Herrn die Wette vor, wer den anderen heute recht zum Besten haben könne, solle morgen den Ranzen tragen. Da nahm ihm der Herr den Ranzen ab und sagte, er solle dafür[297] in die Kirche gehen und beten, wie die Uebrigen thun. Da waren nun gar Viele, welche mit ausgespannten Armen beteten und St. Peter gedachte, es stehe ihm auch nicht übel, gerade so fromm zu seyn wie diese.

Als aber die Kirche aus war und die Leute heraustraten, wurden alle Diejenigen, welche mit ausgebreiteten Armen gebetet hatten, also auch St. Peter, von dem draussen stehenden Förster mit seinen Gehilfen unbarmherzig mit Prügeln bearbeitet. Der Pfarrer hatte ihm nämlich heimlich gesteckt, daß alle, welche so beten würden, Holzfrevler seyen: er habe es ihnen als Busse aufgegeben.

Kleinlaut kehrte St. Peter zurück und nahm seinen Ranzen wieder, um ihn nie wieder von sich zu thun. Neustadt.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 3, Augsburg 1857/58/59, S. 297-298.
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