17.

[224] In der Breitenrieder Pfarrey war auch Einer, der von der Drud nicht Ruhe hatte. Da kam einmal eine Böhmin und rieth ihm, Nachts, wenn er sich zu Bette lege, Alles zu versperren, vor die Thüre aber ein Messer, noch besser zwey übers Kreuz, auf den Rücken hinzulegen, so daß die Schneide nach oben sich richte. Wenn dann die Drud hereinkomme, werde sie auf die Schneide treten und sich die Füße zerschneiden.

Er that so, nahm aber statt der Messer zwey Sensen, die er kreuzweise vor die Thüre, die Schneide nach oben, hinlegte. Dieses that er verschiedene Nächte hindurch. In der dritten Nacht kam sie endlich, that ihm aber sehr wenig.

Da ging er am Morgen zu seinem Bruder, ihm zu erzählen, daß er heute Nacht ziemlich Ruhe gehabt hätte; er fand aber die Schwägerin jammernd und klagend im Bette liegen. Daher suchte er den Bruder im Stalle auf und frug ihn, ob denn seine Frau krank wäre. – »Ja wohl ist sie krank, denn während ich gestern das Futter machte, fiel ihr das Halmmesser in den rechten Fuß und schnitt ihr die Zehen alle ab.«

So ging er zur Dirn und frug diese, ob denn die Bäuerin gestern Futter gemacht habe.

»Warum nicht gar,« sagte diese, »so lange ich die Bäuerin kenne, hat sie noch nicht Gesott geschnitten, eben so wenig wie der Bauer.«

Nun wußte er, wer die Drud gewesen; die Schwägerin aber sprach, so lange sie lebte, kein Wort mehr mit ihm und sah ihn auch nie mehr an; denn sie behielt einen steifen Fuß.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 224-225.
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