11.

[380] Bey Neumarkt war durch eine Alte das Vieh im Stalle verhert, und die Kühe gaben Blut.

Diese sah man am ersten Tag May auf dem Felde Kräuter sammeln, die sie heimbrachte und auf den Herd legte. Dann holte sie ein Stühlchen, und setzte es gleichfalls auf den Herd; dann entkleidete sie sich, stieg auf das Stühlchen und beschwor jedes der Kräutchen, welche se darnach sorgsam bey Seite legte. Wenn sie später in einen Stall kam, legte sie ein solches Kräutchen in den Barren; so bekam sie den Nutzen und die Eigenthümer erhielten Blut statt Milch.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 380.
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