Unsterbliches Glück

[432] Lichter schon werden die Reben der Laube,

Drunter im Lenz wir, im Herbste geruht,

Und, die wir reifen gesehen, die Traube,

Strömt auf die Kelter die goldene Flut.


Bald als Wein in feurigen Wogen

Gießen wird sie die Glut des August,

Die sie am flammenden Mittag gesogen,

Uns beim Dezemberfrost in die Brust.


So um Verlornes wie sollten wir klagen?

Immer vom Liede der Nachtigall

Tönt aus den wonnigen Junitagen

Uns in der Seele der Wiederhall.


Gingen alle zu Grab, die uns teuer –

Von der Liebe, die wir geliebt,

Ewig erfüllt uns das wärmende Feuer,

Ob auch das Leben zu Asche zerstiebt!

Quelle:
Adolf Friedrich von Schack: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 2, Stuttgart 31897, S. 432-433.
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