Fünfter Auftritt.

[59] Die drey Damen, Vorige.


Aus der Versenkung.


DIE DREY DAMEN.


Quintetto.


Wie? Wie? Wie?

Ihr an diesem Schreckensort?

Nie, Nie, Nie!

Kommt ihr wieder glücklich fort!

Tamino, dir ist Tod geschworen.

Du, Papageno! bist verlohren!

PAPAGENO.

Nein! Nein! Nein! Das wär zu viel.

TAMINO.

Papageno schweige still!

Willst du dein Gelübde brechen,

Nichts mit Weibern hier zu sprechen?[59]

PAPAGENO.

Ihr hört ja, wir sind beyde hin.

TAMINO.

Stille sag ich! – Schweige still!

PAPAGENO.

Immer still, und immer still!

DIE DREY DAMEN.

Ganz nah ist euch die Königinn!

Sie drang in Tempel heimlich ein.

PAPAGENO.

Wie? Was? Sie soll im Tempel seyn?

TAMINO.

Stille sag ich! – Schweige still! –

Wirst du immer so vermessen,

Deiner Eides – Pflicht vergessen?

DIE DREY DAMEN.

Tamino, hör! du bist verlohren!

Gedenke an die Königinn!

Man zischelt viel sich in die Ohren

Von dieser Priester falschem Sinn.

TAMINO für sich.

Ein Weiser prüft und achtet nicht,

Was der verworfne Pöbel spricht.[60]

DIE DREY DAMEN.

Man sagt, wer ihrem Bunde schwört,

Der ist verwünscht mit Haut und Haar.

PAPAGENO.

Das wär beym Teufel unerhört!

Sagt an Tamino, ist das wahr?

TAMINO.

Geschwätz von Weibern nachgesagt,

Von Heuchlern aber ausgedacht.

PAPAGENO.

Doch sagt es auch die Königinn.

TAMINO.

Sie ist ein Weib, hat Weibersinn,

Sey still, mein Wort sey dir genug,

Denk deiner Pflicht, und handle klug.

DIE DREY DAMEN zu Tamino.

Warum bist du mit uns so spröde?


Tamino deutet bescheiden, daß er nicht sprechen darf.


DIE DREY DAMEN.

Auch Papageno schweigt. – so rede!

PAPAGENO.

Ich möchte gerne – Woll –[61]

TAMINO.

Still!

PAPAGENO heimlich.

Ihr seht, daß ich nicht soll –

TAMINO.

Still!

TAMINO UND PAPAGENO.

Daß ich / du nicht kann / kannst das Plaudern lassen,

Ist wahrlich eine Schand' für mich / dich.

ALLE FÜNF.

Wir / Sie müssen sie / uns mit Schaam verlassen:

Es plaudert keiner sicherlich!

Von festem Geiste ist ein Mann,

Er denket, was er sprechen kann.


Die Damen wollen gehen, die Eingeweihten schreyen von innen.


PRIESTER.

Entweiht ist die heilige Schwelle,

Hinab mit den Weibern zur Hölle!


Ein schrecklicher Accord mit allen Instrumenten, Donner, Blitz und Schlag: zugleich zwey starke Donner. Die Damen stürzen in die Versenkung.[62]


DIE DREY DAMEN.

O weh! O weh! O weh!

PAPAGENO fällt vor Schrecken zu Boden; singt, da schon alle Musik stille ist.

O weh! O weh! O weh!


Dann fängt der dreymahlige Accord an.


Quelle:
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte, von Emanuel Schikaneder, Wien 1791, S. 59-63.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hume, David

Dialoge über die natürliche Religion

Dialoge über die natürliche Religion

Demea, ein orthodox Gläubiger, der Skeptiker Philo und der Deist Cleanthes diskutieren den physiko-teleologischen Gottesbeweis, also die Frage, ob aus der Existenz von Ordnung und Zweck in der Welt auf einen intelligenten Schöpfer oder Baumeister zu schließen ist.

88 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon