Siebenter Auftritt.

[64] Das Theater verwandelt sich in einen angenehmen Garten; Bäume, die nach Art eines Hufeisens gesetzt sind; in der Mitte steht eine Laube von Blumen und Rosen, worin Pamina schläft. Der Mond beleuchtet ihr Gesicht. Ganz vorn steht eine Rasenbank, Monostatos kommt, setzt sich nach einer Pause.


MONOSTATOS. Ha, da find' ich ja die spröde Schöne! – Und um so einer geringen Pflanze wegen wollte man meine Fußsohlen behämmern? – Also bloß dem heutigen Tage hab' ichs zu verdanken, daß ich noch mit heiler Haut auf die Erde trete. –[64] Hm! – Was war denn eigentlich mein Verbrechen? – daß ich mich in eine Blume vergaste, die auf fremden Boden versetzt war? – Und welcher Mensch, wenn er auch von gelinderm Himmelstrich daher wanderte, würde bey so einem Anblick kalt und unempfindlich bleiben? – Bey allen Sternen! das Mädchen wird noch um meinen Verstand mich bringen. – Das Feuer, das in mir glimmt, wird mich noch verzehren. Er sieht sich allenthalben um. Wenn ich wüßte – daß ich so ganz allein, und unbelauscht wäre – ich wagte es noch einmal. Er macht sich Wind mit beyden Händen. Es ist doch eine verdammte närrische Sache um die Liebe! – Ein Küßchen, dächte ich, ließe sich entschuldigen. –


Arie.


Alles wird so piano gesungen und gespielt, als wenn die Musik in weiter Entfernung wäre.


Alles fühlt der Liebe Freuden,

Schnäbelt, tändelt, herzet, küßt;

Und ich soll die Liebe meiden,

Weil ein Schwarzer häßlich ist.

Ist mir denn kein Herz gegeben?

Ich bin auch den Mädchen gut?

Immer ohne Weibchen leben,[65]

Wäre wahrlich Höllenglut.

Drum so will ich, weil ich lebe,

Schnäbeln, küssen, zärtlich seyn! –

Lieber, guter Mond – vergebe

Eine Weiße nahm mich ein! –

Weiß ist schön! – ich muß sie küssen;

Mond! verstecke dich dazu! –

Sollt es dich zu seh'n verdrießen,

O so mach die Augen zu.


Er schleicht langsam und leise hin.


Quelle:
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte, von Emanuel Schikaneder, Wien 1791, S. 64-66.
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