Achter Auftritt


[743] Johanna allein.


Dich trug dein Fuß zum Tode – Fahre hin!


Sie tritt von ihm weg und bleibt gedankenvoll stehen.


Erhabne Jungfrau, du wirkst Mächtiges in mir!

Du rüstest den unkriegerischen Arm mit Kraft,

Dies Herz mit Unerbittlichkeit bewaffnest du.

In Mitleid schmilzt die Seele und die Hand erbebt,

Als bräche sie in eines Tempels heilgen Bau,

Den blühenden Leib des Gegners zu verletzen,

Schon vor des Eisens blanker Schneide schaudert mir,

Doch wenn es not tut, alsbald ist die Kraft mir da,[743]

Und nimmer irrend in der zitternden Hand regiert

Das Schwert sich selbst, als wär es ein lebendger Geist.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 743-744.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Jungfrau von Orleans
Die Jungfrau von Orleans
Die Jungfrau von Orleans: Reclam XL - Text und Kontext
Die Jungfrau von Orleans: Eine romantische Tragödie (Suhrkamp BasisBibliothek)
Maria Stuart / Die Jungfrau von Orleans (Fischer Klassik)
Klassische Dramen: Maria Stuart / Jungfrau von Orleans / Wilhelm Tell (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch)