Dreiundzwanzigster Auftritt


[180] Der Prinz von Parma, die Herzoge von Feria und Medina Sidonia mit noch einigen andern Granden treten auf. Die Vorigen.


PARMA.

Ist der König

Zu sprechen?

ALBA.

Nein.

PARMA.

Nein? Wer ist bei ihm?

FERIA.

Marquis

Von Posa ohne Zweifel?

ALBA.

Den erwartet man

Soeben.

PARMA.

Diesen Augenblick

Sind wir von Saragossa eingetroffen.

Der Schrecken geht durch ganz Madrid – Ist es

Denn wahr?

DOMINGO.

Ja, leider!

FERIA.

Es ist wahr? Er ist

Durch den Malteser in Verhaft genommen?

ALBA.

So ists.

PARMA.

Warum? Was ist geschehn?

ALBA.

Warum?

Das weiß kein Mensch als Seine Majestät

Und Marquis Posa.

PARMA.

Ohne Zuziehung

Der Cortes seines Königreichs?

FERIA.

Weh dem,

Der teilgehabt an dieser Staatsverletzung.

ALBA.

Weh ihm! So ruf ich auch.

MEDINA SIDONIA.

Ich auch.

DIE ÜBRIGEN GRANDEN.

Wir alle.

ALBA.

Wer folgt mir in das Kabinett? – Ich werfe

Mich zu des Königs Füßen.

LERMA stürzt aus dem Kabinett.

Herzog Alba!

DOMINGO.

Endlich![180]

Gelobt sei Gott!


Alba eilt hinein.


LERMA atemlos, in großer Bewegung.

Wenn der Malteser kommt,

Der Herr ist jetzo nicht allein, er wird

Ihn rufen lassen –

DOMINGO zu Lerma, indem sich alle übrigen voll neugieriger Erwartung um ihn versammeln.

Graf, was ist geschehen?

Sie sind ja blaß wie eine Leiche.

LERMA will forteilen.

Das

Ist teufelisch!

PARMA UND FERIA.

Was denn? Was denn?

MEDINA SIDONIA.

Was macht

Der König?

DOMINGO zugleich.

Teufelisch? Was denn?

LERMA.

Der König hat

Geweint.

DOMINGO.

Geweint?

ALLE zugleich, mit betretnem Erstaunen.

Der König hat geweint?


Man hört eine Glocke im Kabinett. Graf Lerma eilt hinein.


DOMINGO ihm nach, will ihn zurückhalten.

Graf, noch ein Wort – Verziehen Sie – Weg ist er!

Da stehn wir angefesselt von Entsetzen.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 180-181.
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