[338] Gräfin Terzky, welche die Prinzessin Thekla an der Hand führt, zu den Vorigen.
GRÄFIN.
Wie, Schwester? Von Geschäften schon die Rede,
Und, wie ich seh, nicht von erfreulichen,
Eh er noch seines Kindes froh geworden?
Der Freude gehört der erste Augenblick.
Hier, Vater Friedland! das ist deine Tochter!
Thekla nähert sich ihm schüchtern und will sich auf seine Hand beugen; er empfängt sie in seinen Armen, und bleibt einige Zeit in ihrem Anschauen verloren stehen.
WALLENSTEIN.
Ja! Schön ist mir die Hoffnung aufgegangen.
Ich nehme sie zum Pfande größern Glücks.[338]
HERZOGIN.
Ein zartes Kind noch war sie, als Sie gingen,
Das große Heer dem Kaiser aufzurichten.
Hernach, als Sie vom Feldzug heimgekehrt
Aus Pommern, war die Tochter schon im Stifte,
Wo sie geblieben ist bis jetzt.
WALLENSTEIN.
Indes
Wir hier im Feld gesorgt, sie groß zu machen,
Das höchste Irdische ihr zu erfechten,
Hat Mutter Natur in stillen Klostermauren
Das Ihrige getan, dem lieben Kind
Aus freier Gunst das Göttliche gegeben,
Und führt sie ihrem glänzenden Geschick
Und meiner Hoffnung schön geschmückt entgegen.
HERZOGIN zur Prinzessin.
Du hättest deinen Vater wohl nicht wieder
Erkannt, mein Kind? Kaum zähltest du acht Jahre,
Als du sein Angesicht zuletzt gesehn.
THEKLA.
Doch, Mutter, auf den ersten Blick – Mein Vater
Hat nicht gealtert – Wie sein Bild in mir gelebt,
So steht er blühend jetzt vor meinen Augen.
WALLENSTEIN zur Herzogin.
Das holde Kind! Wie fein bemerkt und wie
Verständig! Sieh, ich zürnte mit dem Schicksal,
Daß mirs den Sohn versagt, der meines Namens
Und meines Glückes Erbe könnte sein,
In einer stolzen Linie von Fürsten
Mein schnell verlöschtes Dasein weiter leiten.
Ich tat dem Schicksal unrecht. Hier auf dieses
Jungfräulich blühende Haupt will ich den Kranz
Des kriegerischen Lebens niederlegen,
Nicht für verloren acht ichs, wenn ichs einst,
In einen königlichen Schmuck verwandelt,
Um diese schöne Stirne flechten kann.
Er hält sie in seinen Armen, wie Piccolomini hereintritt.[339]
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Wallenstein
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