Erster Auftritt


[409] Wallenstein. Seni.


WALLENSTEIN.

Laß es jetzt gut sein, Seni. Komm herab.

Der Tag bricht an, und Mars regiert die Stunde.

Es ist nicht gut mehr operieren. Komm!

Wir wissen gnug.

SENI.

Nur noch die Venus laß mich

Betrachten, Hoheit. Eben geht sie auf.

Wie eine Sonne glänzt sie in dem Osten.

WALLENSTEIN.

Ja, sie ist jetzt in ihrer Erdennäh

Und wirkt herab mit allen ihren Stärken.


Die Figur auf der Tafel betrachtend.


Glückseliger Aspekt! So stellt sich endlich

Die große Drei verhängnisvoll zusammen,

Und beide Segenssterne, Jupiter

Und Venus, nehmen den verderblichen,

Den tückschen Mars in ihre Mitte, zwingen

Den alten Schadenstifter mir zu dienen.

Denn lange war er feindlich mir gesinnt,

Und schoß mit senkrecht- oder schräger Strahlung

Bald im Gevierten, bald im Doppelschein

Die roten Blitze meinen Sternen zu,

Und störte ihre segenvollen Kräfte.

Jetzt haben sie den alten Feind besiegt,

Und bringen ihn am Himmel mir gefangen.[409]

SENI.

Und beide große Lumina von keinem

Malefico beleidigt! der Saturn

Unschädlich, machtlos, in cadente domo.

WALLENSTEIN.

Saturnus' Reich ist aus, der die geheime

Geburt der Dinge in dem Erdenschoß

Und in den Tiefen des Gemüts beherrscht,

Und über allem, was das Licht scheut, waltet.

Nicht Zeit ists mehr zu brüten und zu sinnen,

Denn Jupiter, der glänzende, regiert

Und zieht das dunkel zubereitete Werk

Gewaltig in das Reich des Lichts – Jetzt muß

Gehandelt werden, schleunig, eh die Glücks-

Gestalt mir wieder wegflieht überm Haupt,

Denn stets in Wandlung ist der Himmelsbogen.


Es geschehen Schläge an die Tür.


Man pocht. Sieh, wer es ist.

TERZKY draußen.

Laß öffnen!

WALLENSTEIN.

Es ist Terzky.

Was gibts so Dringendes? Wir sind beschäftigt.

TERZKY draußen.

Leg alles jetzt bei Seit. Ich bitte dich.

Es leidet keinen Aufschub.

WALLENSTEIN.

Öffne, Seni.


Indem jener dem Terzky aufmacht, zieht Wallenstein den Vorhang vor die Bilder.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 409-410.
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