[110] Mensch! Ich bitte, guck heraus!
Klecken nicht zwo Stunden,
Steh ich so vor deinem Haus,
Stehe mit den Hunden.
's regnet, was vom Himmel mag,
's gwittert wie zum Jüngsten Tag,
Pudelnaß die Hosen![110]
Platschnaß Rock und Mantel, ei!
Rock und Mantel nagelneu,
Alles dieser Losen.
Draußen, draußen Saus und Braus!
Mensch! ich bitte, guck heraus.
Ei zum Henker! guck heraus!
Löscht mir die Laterne –
Weit am Himmel Nacht und Graus!
Weder Mond noch Sterne.
Stoß ich schier an Stein und Stock,
Reiße Wams und Überrock,
Ach, daß Gott erbarme!
Hecken, Stauden ringsumher,
Gräben, Hügel kreuz und quer,
Breche Bein und Arme.
Draußen, draußen Nacht und Graus!
Ei zum Henker, guck heraus!
Ei zum Teufel! guck heraus!
Höre mein Gesuche!
Beten, Singen geht mir aus,
Willst du, daß ich fluche?
Muß ich doch ein Hans Dampf sein,
Frör ich nicht zu Stein und Bein,
Wenn ich länger bliebe?
Liebe, das verdank ich dir,
Winterbeulen machst du mir,
Du vertrackte Liebe!
Draußen, draußen Kalt und Graus!
Ei, zum Teufel, guck heraus.
Donner alle! Was ist das,
Das vom Fenster regnet?
Garstge Hexe, kotignaß,
Hast mich eingesegnet.[111]
Regen, Hunger, Frost und Wind
Leid ich für das Teufelskind,
Werde noch gehudelt!
Wetter auch! Ich packe mich!
Böser Dämon, tummle dich,
Habe satt gedudelt!
Draußen, draußen Saus und Braus!
Fahre wohl – Ich geh nach Haus.
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (1776-1788)
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