Schillers Lob der Frauen

[171] Parodie.


Ehret die Frauen! Sie stricken die Strümpfe,

Wollig und warm, zu durchwaten die Sümpfe,

Flicken zerrißene Pantalons aus;

Kochen dem Manne die kräftigen Suppen,

Putzen den Kindern die niedlichen Puppen,

Halten mit mäßigem Wochengeld Haus.


Doch der Mann, der tölpelhafte

Find't am Zarten nicht Geschmack.

Zum gegohrnen Gerstensafte

Raucht er immerfort Taback;

Brummt, wie Bären an der Kette,

Knufft die Kinder spat und fruh;

Und dem Weibchen, nachts im Bette,

Kehrt er gleich den Rücken zu. u.s.w.


Erwiederung der Jungfrauen und Junggesellen.

Die Jungfrauen.


Du schiltst die Männer, um die Frau'n zu loben.

Wie ungeschickt, o Schiller! wie verschroben![172]

Wir können nicht den Bräutigam entbehren:

Nun willst du uns, ihn zu verabscheu'n, lehren?

Nein, geh zu Rath bei'm Wiener Schikaneder!

Der giebt das Seine Jedem so wie Jeder.


»Bei Männern, welche Liebe fühlen,

Fehlt auch ein gutes Herze nicht.

Die sanften Triebe mitzufühlen

Ist dann der Weiber erste Pflicht.

Mann und Weib und Weib und Mann

Reichen an die Gottheit an.«


Die Junggesellen.


Pereat Schiller!

Wir fragen: Was will er?

Der moralische Phantast

Macht uns Männer den Frauen verhaßt.

Wären wir beide so, wie er sagt,

So wären wir mit einander geplagt.


Unser Schikaneder lebe!

Laßt uns seine weisen Lehren

Eifrig durch die That bewähren!

Jeder edle Jüngling strebe

So wie jedes holde Weib,

Daß im Bund von Seel' und Leib

Nach dem heil'gen Schwur der Treue

Alles sich des Lebens freue,

Und die junge Welt erneue.

Quelle:
August Wilhelm von Schlegel: Sämtliche Werke, Band 2, Leipzig 1846, S. 171-173.
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