An Bürger

[351] Süßer Sänger, willst du mir vertrauen,

Wo sie wohnt, die dein Gesang erhebt?

Wo sie wandelt, wo ihr Odem webt,

Muß Gedeihn und Lust die Flur bethauen.


Wie? du winkst mir, da hinauf zu schauen,

Wo der Feiertanz der Sterne schwebt?

Die im Liede lieblich blüht und lebt,

Weilt sie schon auf Paradieses-Auen?


Sänger, deine Müh wird doch belohnt.

Einsam klagst du nicht am Grabeshügel,

Jedem Laute gabst du Seraphsflügel.


Wo bei Laura deine Wolly wohnt,

Hören beide, zart, wie Tauben girren,

Durch die Amaranthenlaub' ihn irren.

Quelle:
August Wilhelm von Schlegel: Sämtliche Werke Band 1, Leipzig 1846, S. 351-352.
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