An die heilige Katharina

[174] Reine Magd, von klarem Golde

Hat dir Gott ein Herz gegeben,

Das so fromm bestehen sollte;

Tät der Brust das dein' entheben,

Wie dein Fleh'n begehren wollte.


Ja, er malt' auf deinen Wänden

Karmosinen seine Wunden,

Will sein Blut dazu verwenden.

Da ward nachgebild't gefunden

Jede Qual an Füß' und Händen.

Christi Leiden mußt', o Holde,

In der Hütte dich umgeben;

Die kein' andre Nahrung wollte,

Was sein heilig Mahl nicht zollte,

Und zum Lager dürre Reben.


Quelle:
Friedrich von Schlegel: Dichtungen, München u.a. 1962, S. 174.
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