Das tragische Schicksal

[320] Alles redet in Sentenzen,

Auch die Helden werden Zwerge

In der tragischen Latwerge,

Müssen idealisch glänzen.

Daß die Szenen sich ergänzen,

Und das Nichts erhaben prahle,

Alles dankt man dem Schicksale.


Wie die jungen Katzen pflegen

Nach dem eignen Schweif zu gehen,

Muß sich hier im ew'gen Drehen,

Zufall und Vernunft bewegen.

Und das Herz von kleinen Schlägen,

Ganz empfindlich dem Schicksale,

Fühlt die Quentchen in der Schale.


Zwischen Pflicht und dem Gefühle

Muß der Mensch verlegen stehn,

Oder schlau durch beide gehn

In der Tugend Zwickemühle.[320]

Wahrlich hart auf trag'schem Pfühle,

Ruht, wer im Theatersaale

Dichten muß von dem Schicksale.


Quelle:
Friedrich von Schlegel: Dichtungen, München u.a. 1962, S. 320-321.
Lizenz:
Kategorien: