Das Ewige

[343] Früchte fallen, Rosen bleichen,

Blüte muß der Blüte weichen;

Nimmer doch, vom Tode grau,

Lischt des Himmels Sternenblau;

Ewig auf und nieder schwellen

Dieses Meeres alte Wellen.

Also auch des Menschen Lieder

Schallen, schwinden, kommen wieder,

Jede künstliche Gestalt

Blühet sterblich, welket bald;

Doch der Wahrheit selig Licht,

All' umscheinend, altert nicht.

Wie die Zeit das All' zermalme,

Grünet dieser Hoffnung Palme;

Eine Lieb' im Herzen schlägt,

Die gen Himmel uns bewegt;

Denn aus Gottes stillen Reichen

Mußte fern der Tod entweichen,

Und es wird der heil'ge Glaube

Keiner ird'schen Zeit zum Raube.


Quelle:
Friedrich von Schlegel: Dichtungen, München u.a. 1962, S. 343.
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