Dritter

[202] Laß weiße Rosen dir die Stirn umkränzen,

Zum schönen Zeichen, das die Freund' erfreue;

Wie in dem milden Herzen reine Treue

Nie Farbe wechselt vor der Täuschung Glänzen.


So schwebe heiter mit in unsern Tänzen,

Daß sich an deiner, unsre Freud' erneue,

Erhalte du sie rein und fern von Reue,

Bis Engel dich mit hellern Rosen kränzen.


Denn wie der weiße Schmuck der Seele Zeichen,

Die gern das Wort verhüllt in stillen Bildern,

Von treuer Lieb' und Unschuld nie zu weichen;


So soll, daß wir ungläubig nicht verwildern,

Uns deine Treue, was wir nie erreichen,

Das Urbild aller Treu' im Abglanz schildern.


Quelle:
Friedrich von Schlegel: Dichtungen, München u.a. 1962, S. 202.
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