Wann Morgenröt sich zieret
Mit zartem Rosenglanz,
Wann sittsam sich verlieret
Der nächtlich' Sternentanz,
Gleich lüstet mich spazieren
Im grünen Lorbeerwald,
Da lieblich musizieren
Die Stimmlein mannigfalt.
Die flügelreichen Scharen,
Das Federvölklein zart,
Im süßen Sang erfahren,
Noch Kunst noch Atem spart.
Mit Schnäblein wohl geschliffen
Sie klingen wunderfein,
In Lüften munter schiffen
Mit leichten Ruderlein.
Der dichte Wald ertönet
Von ihrem lauten Sang,
Mit Stauden stolz gekrönet
Die Berge geben Klang.
Die Bächlein krumm geflochten,
Auch rieselnd stimmen ein,
Von Steinlein angefochten,
Gar lieblich sausen drein.
Doch süßer noch erklinget
Ein sonders Vögelein;
Es seinen Sang vollbringet
Bei Mond- und Sonnenschein.
Trutz Nachtigall mit Namen
Es nunmehr wird genannt,
Und es den Wild' und Zahmen
Obsieget unbekannt.[437]
Trutz Nachtigall man's nennet
Ist wund vom süßen Pfeil,
In Lieb' es lieblich brennet,
Wird nie der Wunden heil.
Geld, Pomp und Pracht auf Erden,
Die Lüste es verspott't,
Die achtet's für Beschwerden,
Nur suchend seinen Gott.
Es singet aller Orten
Von Gott und Gottes Sohn,
Und zu den Himmelspforten
Verweiset's jeden Ton.
Von Baum zu Baume springet,
Durchstreichet Berg und Tal,
In Feld und Wäldern singet,
Weiß nicht der Lieder Zahl.
Es flieget auf und nieder,
Verwechselt Ort und Luft.
Bald findet man es wieder
Betrübt an finstrer Kluft.
Bald frisch und freudig schwebend
Hoch mit der süßen Lerch',
Gott lobend und umgebend
Den trauervollen Berg.
Auch wieder da nicht bleibet,
Hebt sich in Wind hinein;
In leerer Luft es treibet
Mit schwankem Flügelein.
Mit ihm will mich erschwingen
Und manchem schwebend ob,
Den Lorbeerkranz erringen
In deutschem Gotteslob.
Dem Leser nicht verdrieße
Der Zeit und Stunden lang,
Hoff' ihm es wohl ersprieße
Zu gleichem Lobgesang.
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