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[183] Canut, Godewin.
CANUT.
So glaubst du, daß in ihr die Zärtlichkeit sich rühre?
Daß nicht ihr Unglück bloß sie wieder zu mir führe,
Daß ihre Wiederkunft nicht bloß erzwungne Reu,
Sie selbst mir noch geneigt und noch Estrithe sey.
Ihr Herz war nicht gemacht, den Bruder stets zu hassen;
Die Tugend konnte sie auf immer nicht verlassen.
Ein Geist, der denkt und fühlt, der irrt nur kurze Zeit.
Dieß hofft ich.
GODEWIN.
Herr, für dich ist sie voll Zärtlichkeit.
CANUT.
Doch sage Godewin, wie hat sie dich empfangen?
Stieg ihr kein wallend Roth auf die beschämten Wangen?
Vermied nicht deinen Blick ihr schüchternes Gesicht?
Verwies sie nicht sich selbst die dir gebrochne Pflicht?
Hat sie, nachdem sie sich von dir auf stets entzweyet,
Was sie nicht ändern kann, nicht wenigstens gereuet?
Und hat ihr nicht ihr Herz, das sich zur Tugend neigt,
Ihr Unrecht gegen dich, wie gegen mich gezeigt.
GODEWIN.
Da dich die Großmuth treibt, dein Unrecht ihr zu schenken,
So ist das meine, Herr, zu klein, daran zu denken.