Zweyter Auftritt.


[220] Fortunat. Cathrine.


CATHRINE. Nun fort, fort! Eingepackt! Herr Fortunat. Sie kriegen Besuch. Es muß hübsch ordentlich aussehen.

FORTUNAT. Warum nicht gar eingepackt? itzo will ich erst recht auspacken.[220]

CATHRINE. Ach! sie können mit ihrem Krame da nur einlegen: ich werde mich nicht nach ihnen richten.

FORTUNAT. Cathrine, und wenn ihr euch hiengt: so räume ich euch doch noch nicht auf! Erst muß ich noch malen. Hernach muß ich mich noch, vom Fuß auf, anders anziehen.

CATHRINE. Ich glaube doch, sie ziehn sich für die lange Weile, den Tag über immer wechselsweise an und aus. Was wollen sie denn noch anziehen? Ich dächte, sie machten lieber, daß sie ein Bißchen unangezogener wären: denn sie sehn mir gar zu angezogen aus. Und das schickt sich für einen Advocaten nicht.

FORTUNAT. Nicht wahr? euch zu gefallen soll ich so flüchtig gehen, wie Renner etwan?

CATHRINE. Ach! was fehlt denn Rennern? wenn er gleich beständig thut, als wenn er es versäumen wollte: so ist er doch besser, als sie.

FORTUNAT. Das glaube ich! Insonderheit, wenn wir alle beyde Bothenläufer wären: so wäre er einen großen Theil besser als ich.

CATHRINE. Wir werdens schon noch sehen, wer besser ist. Ist es nicht wahr? der will auch Secretär werden?

FORTUNAT. Freylich. Ich fürchte mich schon, daß er mir nicht zuvorkömmt.

CATHRINE. Und sie denken, weil Jungfer Lieschen zu ihnen kömmt, und zu Rennern nicht: so haben sie sie schon.

FORTUNAT. O! nein doch. Sie wird wohl noch zweifeln, ob sie mich oder Rennern haben will.

CATHRINE. Herr Fortunat! wie wollte ich sie doch auslachen, wenn er ihnen den Rang abliefe.

FORTUNAT. Närrinn! Kommt für euer Plaudern her, und kehret mich aus. Ich habe mich garstig gemacht.

CATHRINE. Ist ihnen nicht einmal wieder ein Pfund Puder vom Kopfe auf die Kleider gefallen? Nun so kommen sie her! Es ist doch wohl wahr: sie haben das Kleid garstig gemacht. Aber ihr Kopf sieht noch viel garstiger aus.

FORTUNAT. Ist es wahr? geschwind. Ich muß in den Spiegel sehen. Wo ist denn was?

CATHRINE. Je! sehen sie denn nicht?

FORTUNAT. Nein! sagt mirs bald, Cathrine.

CATHRINE. Sie sagen ja, sie haben das Kleid garstig gemacht, weil Puder drauf liegt: so muß der Kopf wohl noch viel garstiger seyn, denn da liegt noch viel mehr Puder.

FORTUNAT. Laßt mich mit euren Possen ungehudelt; und kehret mich aus.[221]

CATHRINE. Nun! so lassen sie mich nur geschwind machen. Von rechtswegen soll ich itzo die Stube anputzen und nicht sie.

FORTUNAT. Ihr höret ja, daß es itzo nicht angeht.

CATHRINE. Das wäre auch was Neues!

FORTUNAT. Ich muß mich itzund hersetzen und malen.

CATHRINE. Der Henker wird sie doch nicht reiten. Je! weswegen sprechen sie denn, ich soll sie auskehren?

FORTUNAT. Weswegen wollt ihr denn die Stube aufräumen?

CATHRINE. Weil sie allen Bettel herein schleppen, der nicht herein gehört.

FORTUNAT. Und ich wollte mein Kleid ausgekehret haben, weil mir Puder darauf gefallen war, der auch nicht drauf gehört.

CATHRINE. Ja! damit sie in einem reinen und wohlausgekehrten Kleide sich hersetzen und malen möchten, und damit hernach Jungfer Lieschen ihnen und ihrer Mama in einer unreinen und ungeputzten Stube ihren Besuch abstatten möchte.

FORTUNAT. Cathrine, kommt her, reibt mir Tusche.

CATHRINE. Ich könnte daher treten! Bilden sie sich nur nicht ein, daß ich nun aufräumen will. Ich gehe meiner Wege: mögen sie doch gleich ewig malen.


Quelle:
Johann Elias Schlegel: Ausgewählte Werke. Weimar 1963, S. 220-222.
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