[254] Renner. Die Vorigen.
RENNER. Ihr Diener! Nehmen sie es nicht übel. Wo ist denn der Herr Sohn? Wo ist er denn? Geschwind! Ich bitte sehr. Geschwind!
SYLVESTERINN. Wie habe ich denn die Ehre, sie bey mir zu sehen? Herr Renner, seyn sie doch so gütig, bey mir zu verziehen.
RENNER. Nun! wo ist der Herr Sohn?
LIESCHEN. Es ist mir ein großes Vergnügen, daß ich die Ehre haben soll, sie hier zu sprechen.
RENNER. Frau Sylvesterinn, Herr Sylvester, wo ist denn ihr Fortunat?
RICHARDINN. Das Glück kömmt einem ja zuweilen recht unverhofft. Herr Renner, nimmermehr hätte ich gedacht, daß wir hier mit ihnen zusammen kommen sollten.
RENNER. Ums Himmels willen! machen sie geschwind, und sagen sie mir, wo Herr Fortunat ist.
SYLVESTER. Herr Renner, es ist mir doch lieb, daß ich sie sehe: aber mein Stiefsohn ist nicht zu Hause. Lassen sie sich unterdessen den Weg nicht reuen.
RENNER. So empfehle ich mich ihnen. Ich muß eilen.
SYLVESTER. Nicht doch! kommen sie, setzen sie sich zu uns. Wir sind so eine hübsche Gesellschaft zusammen: es wird dem Frauenzimmer so die Zeit zu lang, wenn niemand bey ihnen ist, als ein Mann,[254] wie ich. Sie sollen meines Sohns Stelle vertreten. Er wird gleich wieder da seyn.
RENNER. Wo ist er denn?
SYLVESTER. Warten sie doch auf ihn: er ist bey dem Minister. Sie kennen den Minister ja auch, bey dem er ist.
RENNER. Nein! da ist er nicht. Ich empfehle mich ihnen.
SYLVESTER. Er ist gewiß bey ihm!
RENNER. Das müßte ich auch wissen. Ich empfehle mich ihnen.
SYLVESTERINN. Nicht doch! bleiben sie bey uns. So wäre mein Sohn nicht bey dem Minister?
RENNER. Ich habe nicht Zeit mit ihnen zu reden. Ich muß eilen; recht sehr muß ich eilen! Ich komme den Augenblick vom Minister. Ich empfehle mich ihnen.
SYLVESTERINN. Herr Renner, ich lasse sie gewiß nicht fort. Sagen sie mir wenigstens, woher sie wissen, daß mein Sohn nicht bey dem Minister ist.
RENNER. Ach! ich bitte sie recht sehr. Lassen sie mich doch gehen!
SYLVESTERINN. Nur das Wörtchen sagen sie mir!
RENNER. Da ich dem Minister dankte, habe ich ihn weder im Zimmer noch im Vorzimmer gesehen. Ich empfehle mich ihnen.
RICHARDINN. Nur einen Augenblick verziehen sie, Herr Renner. Sie sollen mich und meine Tochter auf einen Spazierweg begleiten.
RENNER. Tausendmal für einmal, wenn ich Müsse habe; aber itzo nicht: und wenn mir ihre Jungfer Tochter sagte, daß sie mich lieb hätte.
LIESCHEN. Fürchten sie sich nicht. In die Versuchung will ich sie nicht führen.
FIEKCHEN. Bleiben sie doch da, Herr Renner: ich will sagen, daß ich sie lieb habe.
RENNER. Ich empfehle mich; ich muß eilen.
SYLVESTERINN. Ums Himmels willen. Sagen sie mir erst, was sie bey meinem Sohne gewollt haben? Ich will es ihm sagen, wenn er wiederkömmt.
RENNER. Es ist ihm nun nichts nutze, es zu wissen.
SYLVESTERINN. Sagen sie es doch mir.
RENNER. Compromittiren wollte ich.
SYLVESTER. Was ist denn das?
RENNER. Ich habe nicht Zeit es zu sagen: Nun geht es doch nicht an. Lassen sie mich doch von ihnen! Sie wollen mein Unglück: sie wollen, daß ich alles in der Welt versäume! Ihr Diener.
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