Zehnter Auftritt.


[283] Frau Richardinn. Lieschen. Renner. Fortunat. Frau Sylvesterinn.


SYLVESTERINN. Aber, Herr Renner, sie hatten es ja vorhin thun wollen?

RENNER. Vorhin war nicht itzt: und itzt ist nicht vorhin. Der Minister hatte mir vorhin gleich die Secretärstelle gegeben, die ihr Herr Sohn versäumt hat. Ich hatte noch nothwendige Wege, derentwegen ich dachte, daß ich den Termin nicht würde abwarten können. Da es aber nicht angieng, und er nicht anzutreffen war: so mußte ich mir anders helfen, und das ist geschehen.

RICHARDINN. Wie? Herr Fortunat, sie sind vorhin zu spät bey dem Minister gewesen?

LIESCHEN. Sie haben Herr Stromen nicht vor sich gelassen, eine Secretärstelle und einen Termin versäumt? Pfuy! sie sind der hassenswürdigste Mensch auf dem ganzen Erdboden.

FORTUNAT. Ach! kehren sie sich doch daran nicht. Es wird alles gut werden. Da habe ich ja meine Laute: ich wollte ihnen vorhin was vorspielen.

LIESCHEN. Ich hasse ihre Laute so sehr, als sie: denn sie wird von einem Menschen gespielet, der sie nicht so schön spielen können sollte.[283]

SYLVESTERINN. Ach! sie werden doch nicht so unwillig seyn?

LIESCHEN. Unterstehen sie sich nicht, mir wieder zu sagen, daß sie mich lieben. Ich müßte mich schämen, von dem müßigsten Menschen von der Welt geliebet zu werden. Mama, wir wollen gehen: er verdient es nicht, daß wir seinetwegen das geringste versäumen.

RICHARDINN. Herr Renner, begleiten sie meine Tochter nach Hause. Sie haben heute ihrer Eilfertigkeit einen rechten Ehrentag zu danken.

LIESCHEN. Das ist ein rechter Triumph für sie, Herr Renner.

FORTUNAT. An ihrer Hand gewiß? das ist wohl ein schlechter Triumph.

LIESCHEN. Vor einigen Minuten schien er ihnen noch groß genug.

FORTUNAT. Mama, wo ist Friedrich? Ich will meinen Fuchs mit den sauern Trauben vollends fertig zeichnen.


Ende des fünften Aufzuges.


Quelle:
Johann Elias Schlegel: Ausgewählte Werke. Weimar 1963, S. 283-284.
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