Neunter Auftritt.


[282] Die Vorigen. Frau Sylvesterinn.


SYLVESTERINN. Ach! allerliebster Herr Strom, was fangen sie für Lärmen in meinem Hause an? Wollen sie denn meinem Sohne alle Ehre nehmen? Wollen sie ihn denn vor allen Leuten zu Schanden machen?

STROM. So mag er es darnach machen! Haben sie mir nicht gesagt, daß er compromittiret hat?

SYLVESTERINN. Ja! und das zu ihrem Besten.

STROM. So sagen sie es ihrem Sohne unter die Augen. Er läugnet es.

FORTUNAT. Mama, es ist ja nicht möglich. Ich habe es gewiß nicht gethan! Wenn wäre es denn geschehen?

STROM. Sehen sie, daß er es ihnen noch dazu läugnet.

SYLVESTERINN. Ich will es ihnen sagen, Herr Strom: ich bin es gewesen, die es gethan hat.

STROM. Nun! da hört man es.

SYLVESTERINN. Es war besser, der Termin wurde aufgeschoben, als daß der Proceß verloren gienge.

RENNER. Er ist doch verloren![282]

SYLVESTERINN. Mein Sohn war nicht davon zu bringen, daß er Jungfer Lieschen wieder zu uns holen wollte, und ich dachte, darüber versäumte er den Termin.

RENNER. Er ist auch versäumt.

SYLVESTERINN. Drum schickte ich meinen Bruder an Herrn Rennern, daß mein Sohn compromittiren wollte.

FORTUNAT. Da sehn sie, Herr Strom, daß ich Recht habe.

STROM. Aber Herr Renner hat es doch nicht gethan: und das ist recht! Warum ist es ohne meine Erlaubniß geschehen?

RENNER. Das macht, daß sie den Proceß heute verloren haben, den sie sonst erst in langer Zeit verloren hätten.

STROM. Was? er wäre verloren?

RENNER. Ja, sie sind contumacirt, und haben zu gewarten, daß sie als einer, der nicht erschienen ist, und also die Klage zugiebt, zu allem angehalten werden, was der Kläger verlangt. Das wollte ich Herrn Fortunaten sagen, und darum kam ich her.

STROM. Ach! ich armer Mann. Der Proceß ist verloren! Nun, Herr Fortunat, das soll ihnen theuer zu stehen kommen, und ihnen dazu, Frau Muhme. Ich weis nun einen Proceß, den ich an statt des verlornen gewinnen will.


Quelle:
Johann Elias Schlegel: Ausgewählte Werke. Weimar 1963, S. 282-283.
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