Siebenter Auftritt.


[280] Frau Richardinn. Lieschen. Fortunat. Strom.


STROM. Wollen sie mich wieder abweisen? Soll ich zum siebentenmale fortgehen, ohne eine Sylbe mit ihnen reden zu können. Ist das eine Ursache einen ehrlichen Mann fortzujagen, weil sie Besuch haben? Wenn soll man denn zu ihnen kommen? Man weist mich ab, wenn sie zu Hause sind: und wenn sie nicht zu Hause sind, weist man mich auch ab. Warum habe ich sie heute den ganzen Tag nicht zu sehen gekriegt? Was haben sie denn zu thun gehabt? Reden[280] sie doch! Nehmen sie mirs beyderseits nicht übel. Ich habe mirs vorgenommen gehabt, heute zum siebentenmale und hernach in Ewigkeit nicht wieder, weder in die Stube, noch in das Haus zu kommen. Aber, Herr Fortunat, erst habe ich ihnen die Wahrheit sagen wollen.

FORTUNAT. Die Wahrheit sagen? Herr Strom, wie oft reden sie denn die Wahrheit in einem Jahre?

STROM. Wenigstens einmal: wenn ich spreche, daß sie ein müßiger, fauler, sorgloser und noch dazu ein verwegner Mensch sind.

FORTUNAT. Was die Verwegenheit anbetrifft: so werde ich vielleicht noch an ihnen die erste begehen, wenn sie nicht stille sind.

RICHARDINN. Je, Lieschen, was ist denn das? Was fehlt denn denen Leuten. Herr Strom, was erzürnen sie sich denn?

LIESCHEN. Herr Fortunat, was will er denn von ihnen?

STROM. Wenn sie nicht mehr Verwegenheiten begangen haben: so haben sie heute gewiß die Probe davon gemacht.

FORTUNAT. Nein! ich will sie noch machen.

STROM. Wer heißt sie denn die Termine aufschieben? daß ich fragen mag.

FORTUNAT. Was sagen sie?

STROM. Wer heißt sie denn compromittiren?

FORTUNAT. Sie sind verwirrt. Ich weis nicht einmal, was compromittiren seyn soll.

STROM. Wer heißt sie denn in meinem Processe, ohne meine Erlaubniß, was vornehmen?

FORTUNAT. Es hat keine Noth! Ich habe noch gar nichts darinnen vorgenommen, ohne ihre Erlaubniß. Und wenn ich es nun gethan hätte! Es ist aber nicht geschehen.

STROM. Wollen sie es leugnen?

FORTUNAT. Wer hat ihnen die Nase gedrehet?

STROM. Ich glaube allezeit eher, daß sie lügen, als ihre Frau Mutter.

FORTUNAT. Ich will sterben, wenn ich weis, was sie mit ihrem Compromittiren haben wollen.


Quelle:
Johann Elias Schlegel: Ausgewählte Werke. Weimar 1963, S. 280-281.
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