Vier und zwanzigster Auftritt.

[308] Richard. Frau Praatgern. Charlotte. Leonore. Jungwitz.


RICHARD.

Wie stehts?

PRAATGERN.

Ey! was ist das? ich weiß nicht, ob ich trau.

JUNGWITZ.

Nun! die Frau Praatgern hält mehr Wort, als keine Frau.

Sie haben mich recht sehr durch dis Gespräch verbunden.

Dismal hab ich Verstand und Witz genug gefunden.

Ich hab ein Kind gehört, das wie ein Engel spricht.

Herr Richard, doch dis Kind ist ihre Tochter nicht.

PRAATGERN.

Wie? seine Tochter nicht? wie soll ich das erklären?

JUNGWITZ.

Ja! ihre Tochter ists.

PRAATGERN.

Nein! nein! ich wills beschweren.

JUNGWITZ.

Ja! ihre Tochter nur, Frau Praatgern, bet ich an.

Kaum hatt ich sie gehört, da ich sie liebgewann.

Die Schönheit kann ein Herz wol rühren, nicht durchdringen:

Nur der Verstand allein kann den Verstand bezwingen.

Was ist die reichste Frau mit wenigem Verstand?

Wie unnütz ist das Gold in einer Thörin Hand?

Es weißt ihr Mittel zu, durch tausend tolle Sachen,

Mit desto leichtrer Müh sich lächerlich zu machen.

Herr Richard glauben sie – – –

RICHARD.

Ey! was geht mich das an?

JUNGWITZ.

Frau Praatgern.

PRAATGERN.

Nein! sie sind Herr Richards Tochtermann.

Was dächten sie, wenn ich so schändlich handeln wollte,

Daß ich Charlotten gar den Bräutgam nehmen sollte.

JUNGWITZ.

Mir steht ja frey – – –[308]


Quelle:
Johann Elias Schlegel: Ausgewählte Werke. Weimar 1963, S. 308-309.
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