Das 79. Capitel.
Einen Mannßfeldischen Thaler / mit dem Ritter Sanct Georgen / und der Uberschrifft: Bey GOtt ist Rath und That / bey sich getragen / bewahret im Kriege unb sonst für feindlichen Geschoß.

[413] Wenn diese Thorheit von denen Papisten begangen wird, kan man es ihnen nicht so gar groß vor übel haben, erstlich, weil ihre Religion mehrentheils aus solchen Mährlein bestehet; und zum andern, weil sie vor diesem den Ritter St. Georgen zu einem Kriegs-Patron verordnet haben, welcher auf diesen nur beschriebenen Thalern abgebildet ist; daß sich aber unter uns Evangelischen Christen auch solche abgöttische Thoren finden lassen, welche, um angezogener Ursach willen, wohl 10. 12. und mehr andere gute Thaler vor einen einigen solchen Mannßfeldischen Thaler geben, das ist zu verwundern und zu beklagen. Und daß hierunter eine grosse Thorheit und Abgötterey fürgehe, erhellet daraus, weil erstlich wohl nimmermehr ein dergleichen Ritter in der Welt gewesen ist, der auf diese Weise, als wie der erdichtete St. George, eine Victorie wider einen grossen Drachen oder Lindwurm[413] erhalten hätte; zum andern, weil der, welcher in solchem Vertrauen einen solchen Thaler bey sich trägt, GOtt nicht so viel zutrauet, als dem Thaler, und machet demnach aus dem elenden Thaler einen Gott und Beschützer. Die Ursach aber solcher Thorheit soll ursprünglich daher rühren, weil einst ein gewisser vornehmer General in einem scharffen Treffen und Gefechte einige Schüsse bekommen haben soll, die zwar durch die Kleider durchgegangen wären, aber dem Officier doch nicht geschadet hätten, wie er aber nach der Ursach seiner unwissenden Festigkeit geforschet hätte, wäre er gewahr worden / daß solche Schüsse auf einen solchen Thaler, den er unter andern im Schubsack gehabt, getroffen hätten. Wie ihn aber die drauf stehende Schrifft: Bey GOtt ist Rath und That; zu fernerm Nachsinnen bewogen, so hätte er vermerckt, daß ihme GOtt durch diesen St. Georgen Thaler hätte gerathen, und beschützet. Ich stelle dieses an seinen Ort, kan es auch wohl glauben, daß es geschehen sey / alleine deßwegen folget nicht, daß es eben einem ieden also glücket. Denn gedachter Officier hat ja diesen Thaler nicht um der Ursach willen zu sich gesteckt, daß er sein Schutz seyn solle in dem Treffen, sondern hat ihn, als auch andere mehr, zu sich gesteckt, um im Nothfall einen damit zu beschencken, oder etwas davor zu kauffen. Daß aber eben das Geschoß derer Feinde auf diesen Thaler getroffen hat, kan zwar wohl durch GOttes sonderbare Schickung geschehen seyn, um ihn hierdurch zu schützen, weil er sich[414] ohne Zweiffel vor dem Treffen in den Schutz des Höchsten wird befohlen haben. Und hat demnach GOTT ihn nur mit der auf dem Thaler stehenden nachdencklichen Schrifft erinnern wollen, daß nichts sey / das Nath und Hülffe schaffen könne, als GOtt alleine. Handeln dannenhero diejenigen /welche einem solchen Thaler so viel zutrauen, schnurstracks wider die auf diese Thaler geprägten Worte, und wider das erste Gebot.

Quelle:
Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken- Philosophie. 2 Bände, Chemnitz 1718 (Bd. 1), 1722 (Bd. 2), [Nachdruck Weinheim; Deerfield Beach, Florida 1987]., S. 413-415.
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