1. Scene.

[17] Mauregato, im Jagdcostüme, tritt mit Gefolge auf.


MAUREGATO.

Vergebens uns're Hoffnung, sie hier zu finden!

Eilt zurück zum Walde, sucht mit erneuten Kräften –

Königlich sei Euer Lohn, wenn Ihr mir

Die geliebte Tochter wieder bringt!


Gefolge ab.


MAUREGATO allein.

O Schicksal, wann wirst du müde,

Deine Blitze auf mich zu schleudern!

Verfolgt von Haß und Neide –

Rings umgeben vom Verrath,

Blieb als einz'ger Lichtstrahl

Mir Estrella's kindlicher Blick!

Mit ihr entschwindet jede Lust am Leben,

Und ich erliege!


Sinkt matt in einen Lehnstuhl.


Arie.


In heil'gen, inn'gen Freundesbanden

Floß heiter mir das Leben hin,

In Fried' und Glück die Tage schwanden,

Es trübte nichts den treuen Sinn.

Da zog auf allgewalt'gen Schwingen

Die Liebe in das Herz mir ein,

Das schönste Weib mir zu erringen,

Schien mir des Lebens Ziel zu sein.[17]

Des königlichen Freundes Züge,

Die bis dahin mein Herz erfüllt,

Sie mußten nun für immer weichen

Dem wonnevollsten Frauenbild.

Die duft'gen Locken ihr zu schmücken,

Zerriß ich kühn der Freundschaft Band.

Die Krone ihr auf's Haupt zu drücken,

Raubt treulos ihm sie meine Hand.

Doch als den Gipfel wir erklommen,

In des geträumten Glückes Wahn,

Da faßten unheilvolle Mächte

In meines Lebens rasche Bahn –

Sie – die mein einzig Glück im Leben,

Lag mir im Arme bleich und kalt!

Ein Ebenbild der Heißgeliebten

Sah ich in meinem Kind ersteh'n –

Estrella, Du mein Trost im Leiden,

Estrella, milde, hold und schön.

Soll sie mir auch entrissen werden,

Sollt' ich sie nicht mehr wiederseh'n –

Dann blüht für mich kein Glück auf Erden –

Verzweifelnd muß ich untergeh'n.


Quelle:
Franz Schubert: Alfonso und Estrella. Wien 1881, S. 17-18.
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