Eilftes Kapitel.

Immerwährender Kalender.

[324] Die Planeten sind Sterne, die ihr Licht von der Sonne empfangen. Derer sind nicht mehr als sieben, die ihre eigne Namen haben, als da sind: 1. Saturnus U. 2. Jupiter 11. Kapitel T. 3. Mars S. 4. Sonne . 5. Venus Q. 6. Merkurius 11. Kapitel. 7. Mond 11. Kapitel. Ein Jeder aus diesen Planeten, wie einige Astrologi lehren, hat sein gewißes Jahr, darinn er regieren soll; wie in dieser nachkommenden Tafel zu sehen. Wenn du also wissen willst, was für ein Planet in jedem Jahre regiere, so schaue in diese Tafel hinein. In dem Jahre 1777 regierte der Jupiter. Willst du nun auch wissen, was für eine Witterung im genannten Jahre sich erregte, so schaue, was von dem Jupiter gemeldet wird. Es trifft aber dieser Kalender auch nicht allezeit zu.[325]


Tafel, worinn zu sehen, was für ein Planet jedes Jahr regiere.


11. Kapitel

1. Von dem Saturnus U, und der Witterung seines ihm zugehörigen Jahres.


1. Saturnus ist der höchste unter allen Planeten, und eines dunklen Lichtes. Er soll 19mal, oder wie andere Astronomen wollen, 22mal größer als die Erde seyn.[326]

2. Er ist an sich sehr kalt, und etwas trocken dabey; folgsam hat man in diesem Jahre ein feuchtes, kaltes Wetter, mit etwas untermengter Tröckene zu vermuthen.

3. Der Frühling ist bis in den May sehr frisch und trocken; alsdann folgen schöne Tage mit kalten Nächten, ob es schon auch bisweilen reifen und regnen dörfte.

4. Der Sommer soll viel kalten Regen haben. Zu Anfange der Heuärnte möchte es warm und schön seyn, doch dürfte die regnerische und windigte Witterung die Oberhand behalten.

5. Der Herbst ist ebenfalls zur Feuchtigkeit und Kälte geneigt. Er bringet bald Frost mit sich, wornach es doch wohl wieder donnern dörfte. Hierauf soll es im Weinmonate schon sehr kalt, hingegen im November gelinder und feuchter werden.

6. Der Winter sieht zuerst ganz feucht und regnerisch aus, davon die Wässer ziemlich anlaufen möchten; aber bald darauf wird Kälte mit vielem Schnee bis gegen den künftigen Frühling seyn.

7. Der Hopfen dörfte nicht wohl gerathen, wohl aber das Obst, absonderlich Zwetschgen. Ingleichem sollen die Rüben zeitlich und wohl gerathen; wie auch die Gerste sie ist aber wegen des anhaltenden Regens hart einzubringen. Heu wächst nicht zu viel[327] und nicht zu wenig; es wächst aber desto mehr Grummet. Der Flachs ist unterschiedlich. Korn und Weitzen soll man zeitlich säen: denn der Saame wächst gar langsam, ob es schon stets regnet. Es steht aber Alles bey Gott, er kann Viel und Wenig geben.


2. Vom Jupiter 11. Kapitel, und der Witterung seines Jahres.


1. Jupiter ist ein überaus schöner, helleuchtender Planet; er ist 59, oder, wie Andere sagen, 95mal größer als die Erde, und läuft 75mal geschwinder, als eine Stückkugel.

2. Er ist warm, und mäßig feucht, ein männlicher und freundlicher Planet.

3. Der Frühling ist bis in den May kalt und feucht. Hierauf kommen ein paar Wochen lang temperirte Tage, und alsdann wird es wieder kalt und feucht seyn.

4. Der Sommer ist Anfangs eben auch kalt und feucht, in der Mitte gut, mit vielen Donnerwettern vermischt; zu Ende aber ganz hitzig.

5. Der Herbst soll durchaus regnerisch seyn.

6. Der Winter hat anfänglich viel Frost und Schnee; aber am Ende ist er viel gelinder, doch ziemlich windig.

7. Hopfen giebt es nicht gar viel, doch ist er an der Substanz gut. Gerste wächst viel und gut; wie auch viel Heu und Grummet, Kraut und Rüben; Flachs bleibt klein, doch[328] ist er gut. Es steht aber Alles bey Gott, er kann Viel und Wenig geben. Man soll zeitlich säen, sonderlich den Weitzen, wegen des rauhen, trockenen Frühlings, der darauf folget.


3. Von dem Mars S, und dessen Witterung.


1. Mars ist ein heller und röthlichter Stern. Er ist 3mal kleiner als die Erde.

2. Er ist sehr hitzig und trocken, der menschlichen Natur zuwider.

3. Der Frühling ist kalt, rauh und trocken, hat viel Reifen, rauhe und wilde Luft bis gegen den Junius, die sehr schädlich ist.

4. Der Sommer ist über die Maßen heiß, weil es selten darinn regnet, sondern meist heitere Tage einfallen; daher dörften die Flüsse und Brunnenquellen ziemlich klein werden.

5. Der Hebst ist anfänglich noch warm; daher der Wein sehr wohl gerathen wird. Im Oktober könnte wohl Kälte und Frost einfallen; es kömmt aber bald gelindes Wetter, und ist vor Weihnachten schwerlich ein Schnee zu hoffen.

6. Der Winter ist mehr trocken als feucht, auch ziemlich kalt, und führet nur unbeständige Witterung mit sich.

7. Hopfen wird nicht viel. Zwetschgen, Kirschen und Nüsse gar wenig, und gar keine Eicheln. Birnen giebt es mehr als Aepfel. Gerste und Haber giebt es wenig; wenn sie[329] aber auf frische gute Felder gesäet sind, giebt es genug. Es steht aber Alles bey Gott.


4. Von der Sonne , und deren Witterung.


1. Die Sonne ist der vornehmste und größte Planet. Sie soll 16 mal größer seyn als die Erde, und 92130 deutsche Meilen hoch von der Erde stehen.

2. Sie ist heiß und mäßig trocken, und soll nur gut seyn, wenn sie gute Planeten bey sich hat; bös hingegen, wenn sie sich bey bösen Planeten, als dem Saturnus und Mars befindet; daher sie nur mittelmäßig gut ist.

3. Der Frühling fängt ziemlich feucht an, doch ist es dabey mäßig warm. Der May aber ist schön und trocken, hernach sind sehr frische Tage zu vermuthen.

4. Der Sommer ist sehr dürr, ob es schon bisweilen regnet. Der August ist Anfang windig, darnach aber wieder hell und still. Die Tage sind hitzig, die Nächte aber kühl.

5. Der Herbst läßt sich schön und trocken an, hingegen findet sich der Winter bald mit zeitlichem Froste, mäßiger Kälte und unfreundlichem Wetter ein. Es folgen zwar wieder lieblichere Tage, doch werden sich hernach bis zu des Winters Ende desto kältere Tage einstellen.

6. Gerste Haber und Korn dörften gut werden, aber wenig Heu; Kraut und Rüben[330] werden auch wenig. Das Grummer wächst hübsch. Flachs wird nicht viel nutz. Der Hopfen läßt sich Anfangs wohl an, wird aber doch Wenig, oder gar Nichts daraus. Es steht aber Alles bey Gott.


5. Von der Venus Q, und der Witterung ihres Jahres.


1. Venus ist ein überaus schöner und heller Planet. Er hält sich stets um die Sonne auf. Wenn er in der Frühe sichtbar ist, heißt er der Morgenstern; steht er aber nach Sonnen Untergang am Himmel, heißt er der Abendstern. Sein Körper ist über zweymal größer als die Erdkugel.

2. Er ist in seiner Natur feucht und warm, und formiret mit den übrigen Planeten einen guten Aspekt.

3. Der Frühling ist gemeiniglich temperirt, und zu dem Wachsthume der Früchte sehr bequem.

4. Der Sommer ist warm und geschwülig, doch giebt es genugsam Regen.

5. Der Herbst fängt sich mit warmem und schönem Wetter an, welches aber nicht lang Bestand hat, und wird der Wintermonat schon ziemlich kalt seyn; dabei um selbige Zeit schädliche Wassergüsse zu befürchten.

6. Korn und Weitzen wird nicht gar zu viel, aber mehr Stroh. Der Hopfen geräth sehr wohl. Es wachsen auch viel Aepfel, Zwetschgen, Nüsse, aber nicht viel Birnen,[331] gar keine Eicheln. Es kömmt aber Alles auf die Witterung und Anordnung Gottes an.


6. Von dem Merkurius 11. Kapitel, und der Witterung seines Jahres.


1. Merkurius ist der nächste Planet bey der Sonne. Er ist 11mal kleiner als die Erde. Weil er so nahe bey der Sonne, und auch vor sich ein kleiner Stern ist, so steht man ihn selten.

2. Er ist kalt und trocken, und sehr veränderlich, indem er eines jeden andern Planeten Eigenschaft annimmt, so, daß er bey den Guten gut, und bey den Bösen bös ist.

3. Der Frühling ist Anfangs warm, der meiste Theil des Aprils trocken, und der May kalt.

4. Der Sommer ist sehr regnerisch, doch wird der Erdboden nicht recht davon befeuchtet.

5. Der Herbst sieht auch sehr regnerisch aus, doch soll sich bald Kälte und Tröckne einstellen.

6. Der Winter wird sich ernstlich anfangen, und viel Schnee geben, worauf stürmische Tage kommen dörften.

7. Hopfen wird nicht viel, auch nicht sehr kräftig. Obst giebt es an etlichen Orten viel, an andern wenig. Der Sommerbau geräth wohl. Ist ein gutes Gerstenjahr. An Weitzen und Korn wird viel Geströh. Der Flachs wird gut. Doch, wie gesagt, kömmt es auf die Witterung und Anordnung Gottes an.


[332] 7. Von dem Monde 11. Kapitel, und der Witterung seines Jahres.


1. Der Mond ist der kleinste, in unsern Augen aber der größte Planet, weil er zum niedrigsten bey uns steht, und also zum größten heraus kömmt. Er soll 52000 Meilen hoch über der Erde stehen, soll auch 5848mal kleiner als die Sonne, und über 42mal kleiner als unsre Erde seyn. Er hat kein eignes Licht, sondern er wird nur von der Sonne beleucht.

2. Er ist seiner Natur nach kalt und feucht, doch etwas wenig warm dabey.

Der Frühling ist Anfangs sehr feucht, und daneben warm, mit Froste vermischt. Hernach soll es wieder ziemlich kalt werden, und erst gegen den Sommer feines Wetter folgen.

4. Der Sommer selbst wird mehr frisch und kalt, als warm seyn.

5. Der Herbst deßgleichen; der Winter aber ist kalt und feucht. Nach Weihnachten wird es gelinder mit trübem Himmel, und sonst durchgehends sehr veränderlich seyn.

6. Der Hopfen geräth mittelmäßig. Obst soll es an etlichen Oertern genug, in andern[333] aber wenig geben. Es sollen auch keine Eicheln wachsen. Gerste und Haber gerathen mittelmäßig. Heu giebt es genug, doch wenig Grummet. Allein, Gott kann Wenig zeigen, aber Viel geben.

Quelle:
Schreger, Odilo: Odilo Schregers lustiger und nützlicher Zeitvertreiber [...]. Eilfte, vermehrte und verbesserte Auflage, Augsburg 1802, S. 324-334.
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