Zehntes Kapitel.

Gemeine Bauernregeln.

[311] Januarius.


Wenn am ersten Tage dieses Monats die Sonne mit rothen Wolken aufgeht, so bedeutet es dieß Jahr viel schädliches Gewitter. Wenn die Sonne an diesem Tage hell und klar scheint, so hoffet man viel Fische, Wein und Obst. Wenn es zu Nachts sehr windigt ist, soll man sich vor der Pest zu fürchten haben.

Heller Sonnenschein am zweyten Tage dieses Monat soll Fruchtbarkeit der Schafe bedeuten.

Wenn an Vincentiustag ein heller Tag mit feinem Sonnenscheine ist, so soll der Wein und das Korn wohl gerathen; weßwegen die Alten zu reimen pflegten; Vinzenzschein, bringt viel Wein.[311]

Wenn an Paulibekehrung ein heller Tag mit Sonnenschein ist, so bringt er ein fruchtbares Jahr am Weine und Getreide. Giebt es viel Nebel, so bedeutet es großes Sterben. Regnet oder schneyet es, so bedeutet es theure Zeit und Hungersnoth. Ist es windstürmisch, so soll es Krieg bedeuten.

Wenn die Wölfe im Winter sehr heulen und die Füchse bellen, so bedeutet es auch große Kälte. Donnerwetter in diesem Winterquartal bedeutet auch große Kälte. Dieses ist wohl gewiß, daß viele Regen im Jäner schädlich sind, weil der Erdboden an seiner natürlichen Wärme sehr geschwächet wird.


Reimweise.


1. Morgenröth auf den neuen Jahrstag

Bedeutet Krieg, Ungewitter, und große Plag.

2. Den zweyten Tag ein kalter Sonnenschein,

Bringt viel gute Fisch herein.

3. Erhebt sich ein Wind in der dritten Nacht,

Auf große Pest man habe Acht.

4. Scheint die Sonn auf Vincenti baß,

Mit gutem Wein füllts uns die Faß.

5. Ein schöner Tag Paulibekehrung,

Ist aller Frücht ein reiche Bescherung.

Neblicht Wetter zeigt Sterben an,

Regen und Schnee bringt Theurung an.


Februarius.


An Mariä Lichtmeß, wie die Bauern sagen, ist erst der halbe Winter vorbey; daher[312] soll man das Futter sparen, und fleißig verwahren.

Wenn an Lichtmeß die Sonne schön klar scheint, so giebt es noch mehr Schnee; die Kälte wird noch härter anhalten, und der Flachs wohl gerathen.

Wenn es auf Lichtmeß schön hell ist, so bleibt der Dachs im Loche; weil er merket, daß noch Winter dahinten. Regnet es aber, oder schneyet es, so kriecht er heraus, weil er sich nicht mehr von einem Winter fürchtet.

Wie lang sich die Lerchen vor Lichtmeß hören lassen, so lang schweigen sie hernach still; denn es stecket noch eine Kälte dahinten.

Wenn es an Petri Stuhlfeyer und St. Matthiastage witteret, so soll noch 10 Tage (Andere wollen, 40 Tage) witteren.

Am St. Matthiastag geht der Fuchs das Letztemal übers Eis: denn Mattheis bricht Eis, hat er keins, so macht er eins.

Wenn die in diesem Monate gefangenen Vögel fett und gelb sind, so sagen sie noch mehr Kälte und Schnee an.

Wenn der Hornung warm ist, so folget gemeiniglich ein kalter Frühling.


Reimweise.


1. Auf Lichtmeß schöner Sonnenschein

Bringt Schnee, viel Flachs und Hanf ein.

2. Sehr wohl gedeihet frühe Saat,

Wenn Fastnacht schönes Wetter hat.[313]

3. Durchaus der Fasten Winterstand

Macht Aschermittwoch uns bekannt:

Denn wahrlich wie sich dieser anstellt,

Die ganze Fasten sich verhält.

4. Die Nacht vor Pauli Stuhlfeyer lehrt,

Wie folgend vierzig Täg gekehrt.

5. Gefrierts auf St. Matthiasnacht,

Ein ganzes Monat Frost betracht.

6. Hat es auf Stuhlfeyer schön gethan,

Läßt sich die halbe Fasten wohl an.


Martius.


Wenn an Mariä Verkündigung der Tag schön hell, klar, und dabey Sonnenschein ist, bedeutet es ein fruchtbares Jahr und gute Aerntezeit.

Wie viel Nebel in diesem Monate fallen, so viel Platzregen werden in dem Sommer kommen.

Wie viel Thau fallen vor Ostern, so viel Reifen werden fallen nach Ostern, und so viel Thau im August.

Wenn es im Märzen Viel regnet und schneyet, so wird ein dürrer Sommer, und folgen gerne Misjahre darauf; daher saget man: Trockner März, nasser April, und kühler May, füllet die Weinkeller, und macht viel Heu. Item: Märzenregen soll man mit Nägeln aus der Erde kratzen. Item: Märzenstaub ist über Gold und Silber.[314]

Wenn es im Märzen donnert, so soll ein fruchtbares Jahr folgen.

Wenn das Wetter am Palmsonntage nicht schön ist, so bedeutet es ein böses Jahr.

Regen am Charfreytage bringet Fruchtbarkeit.

Regen am Ostertage bringt alle Sonntage einen Regen bis auf Pfingsten.

Um den 12. Martius kommen die Storchen wieder, Etliche erwarten dieselben erst den 17 dieses; und sie kommen gemeiniglich mit trübem Wetter.

Wenn die Kraniche und wilden Enten bald kommen, so bedeutet es, daß der Sommer nächst vorhanden ist.


Reimweise.


1. Schön Mariä Verkündigung,

Das Obst überall wohl gelung.

2. Am Charfreytag bey gut Regen

Wir ein fruchtbars Jahr erwegen.

3. Den Regen auf den Ostertag

Kein schönes Wetter trösten mag.

Auch wird des Futters auf der Wiesen

Das arme Vieh Wenig genießen.


April.


Je dürrer der Aprill, je schädlicher ist es; hingegen der nasse ist nützlich, sonderbar dem Wein und Heu.

Wie im April die Kirschen blühen, also soll auch der Wein blühen.[315]

Wenn auf Tiburtius Tag die Felder grünen, so bedeutet es ein gutes Weinjahr.

Wie lang die Frösche vor St. Markus quacken und schreyen, so lang schweigen sie hernach still.

Auf St. Georgius Tag kömmt die Nachtigall; welche nach diesem Tage gefangen werden, die leben selten lang.

Höret man die Grasmücke, ehe der Wein hervorsprosset, so soll ein gutes Weinjahr erfolgen.


Reimweise.


1. St. Georgen ordinari Regen

Kann folgende Ursach bewegen:

Etliche Sternlein, die Heyden genannt,

Den Bauersleuten wohl bekannt,

Im Stier mit der Sonne aufgehen,

Davon viel Ungewitter entstehen.

2. Gleichwie ist der dürre April

Auf keine Weis des Bauren Will;

3. So bringet hingegen der Aprilregen

Wiesen, Feldern reichen Segen.


Majus.


Nasser April giebt einen klaren Brachmonat, und ein nasser May einen trocknen Heumonat.

Kühler May machet guten Wein und Heu.

Um Philippi und Jakobi entstehen die größten Wetter.[316]

Scheint am St. Urbanstag die Sonne, so wird der Wein gut; regnet es aber, so soll er sauer werden.

Wie es am St. Urbanstage wittert, also soll es auch im Herbst wittern.

Klarer Tag an Himmelfahrt Christi, bedeutet einen fruchtbaren Regen, aber ein unfruchtbares Jahr.

Heller Pankratiustag verheißt viel guten Wein.

Wenn der Laubfrosch schreyt, folget ein Regen.

Der Pfingstregen bedeutet nichts Gutes.


Reimweise.


1. Ein kühler May, Brachmonat naß

Füllen die Scheuren und die Faß.

2. Urbani Wetter in diesem Stück

Uns zeiget an des Weines Glück.

3. Wenn bringt Regen der Pfingsttag,

Müssen wir fürchten manche Plag.

4. Willst du wissen des Weines Frommen,

So laß den May zu Ende kommen.

Ist nun der May fein wohl bewind,

Gefället es dem Bauerngesind.


Brachmonat.


Wenn es am St. Medardstage regnet, so ist vierzig Tage kein beständiges Wetter zu hoffen.

Regnet es am St. Veitstage, so schadet es der Gerste.[317]

Regnet es am St. Johannistage, so soll eine nasse Aernte seyn, und die Haselnüsse verderben.

Wenn sich der Guckuck lang nach Johanni hören läßt, so soll es eine theure Zeit bedeuten.

Schöner Fronleichnamstag verheißt guten Sommer.

Donnert es oft in diesem Monate, so bedeutet es einen trüben Sommer.


Reimweise.


1. Im neuen Brachmond, feucht und naß,

Alle Früchte gerathen desto baß.

2. Medardus auch zu dieser Frist,

Folgends vier Wochen heiter ist.

Regnets am St. Johannistag,

Ein nasse Aernt man g'warten mag.


Heumonat.


Regnet es an Mariä Heimsuchung, so bedeutet es mehr Regen; Andere wollen sogar, daß es vierzig Tage hernach regnen soll, nämlich so lang, als Maria auf dem Gebirge gewesen; darum saget man: Wie Maria über das Gebirg geht, so muß sie auch wieder heimgehen. In dem Jahre 1752 hat diese Bauernregel wohl zugetroffen, indem es fast vierzig Tage nacheinander geregnet, also, daß viel Korn auf dem Felde ausgewachsen ist.[318]

Regnet es am St. Margarethentage, so werden die wälschen Nüsse verderben, und die Haselnüsse abfallen.

Regnet es am St. Magdlenentage, so folgen hierauf mehr Regen.

Wenn es in diesem Monate sehr donnert, so wird Gersten und Korn Schaden leiden.

Wenn die Ameisen um Mariä Heimsuchung ihre Haufen erweitern und erhöhen, so wird ein baldiger und kalter Winter folgen.

Um Margaretha und Jakobi kommen die stärkesten Gewitter.


Reimweise.


1. Des Hundsstern Aufgang trüb fürwahr

Verursacht Pestilenzgefahr;

Zeiget er sich aber hell und klar,

So hofft man ein gesundes Jahr.

2. Regnets an Mariä Heimsuchungs Tag,

Man vierzig Tag Regen besorgen mag.

3. Auf St. Margarethentag Regen

Bringt allen Nüssen keinen Segen.


Augustmonat.


Wenn an Mariä Himmelfahrt die Sonne klar scheint, so hoffet man viel guten Wein. Regnet es aber, so folget mehr Regen, und der Wein wird sauer; daher saget man: Mariä Himmelfahrts Schein, bringet gerne guten Wein.

Wenn um Laurentius schönes Wetter ist,[319] so soll ein schöner Herbst, und guter Wein zu hoffen seyn.

Wie es wittert auf Bartholomäus, also soll es den ganzen Herbst wittern.

Wenn es am Tage Johannis Enthauptung regnet, so verderben die Nüsse.


Reimweise.


1. Schön Lorenz und Mariä Himmelfahrt

Gut Hoffnung bringt der Rebenart.

2. Wie sich Bartholomäus anläßt,

Der ganze Herbst sich stellet fest.


Herbstmonat.


Wenn es am Egiditage schön ist, soll es das ganze Monat schön bleiben: denn es tritt der Hirsch an demselben Tage in die Brunst, und weil er vier Wochen darinn bleibt, so soll auch das Wetter so lang einerley bleiben.

Donnert es im Anfange dieses Monates, so bedeutet es viel Getreid im folgenden Jahre.

Schöner Matthäustag verkündiget 4 Wochen schöne Zeit, und auf das künftige Jahr viel Wein.

Donnert es am Michaelistage so wächst viel Getreid, aber nicht viel Obst; und folgen starke Winde.

Wenn es um Michaelis viel Eicheln giebt, wird viel Schnee vor Weihnachten fallen.

Wenn in dem Herbste in den Eichäpfeln eine Spinnenwebe ist, so bedeutet es ein unglückliches[320] Jahr; wen eine Fliege darinn ist, so bedeutet es ein mittelmäßiges; wenn aber ein Wurm darinn ist, so bedeutet es ein fruchtbares Jahr; wenn gar Nichts darinn ist, soll es ein Sterben bedeuten.

Wenn es spat in dem Herbste donnert, so folget gerne Theurung.

Wenn die Rosen im Herbste noch einmal blühen, so soll es Sterben bedeuten.

Nach einem warmen und nassen Herbste folget ein langer Winter.


Reimweise.


1. Schön Wetter auf Egiditag

Guten Wein uns versprechen mag.

2. Wie sich anläßt der neu Herbstschein,

Soll's ganzen Herbsts Gewitter seyn.

3. Matthäusfest schön hell und klar

Bringt guten Wein aufs künftig Jahr.


Weinmonat.


Wenn das Laub von den Bäumen nicht abfallen will, so folget ein harter Winter.

Wenn das Laub von den Bäumen abfällt, und nicht weit von solchen wegfällt, sondern beysammen bleibt, so soll ein fruchtbares Jahr folgen.

Am wie vielten Tage dieses Monats der Schnee fällt, so vielmals soll es im Winter schneyen; als, zum Beyspiele, wenn es den Zwanzigsten des Weinmonats schneyet, so soll es den Winter zwanzigmal schneyen.[321]

Wenn die Kraniche und wilden Gänse wegfliegen, so bleibt der Winter nicht lang aus,

Wenn viel Eicheln wachsen, bedeutet es einen kalten Winter mit viel Schnee.


Reimweise.


Wer sehen will ein frühes Jahr,

Dem rathe ich, daß er nehme wahr

Die Plejades, Gluckhenn genannt;

Im Stier haben sie ihren Stand.

Wenn sie nun untergehen ohne Regen,

Bedeuten sie des Jahres Segen;

Regnets aber zu dieser Zeit,

Mittelmäßig Jahr bedeut.

Regnets nach dem Untergang,

Folgt spat desselben Jahrs Anfang.


Wintermonat.


Am Allerheiligentage haue in dem Walde einen Span aus einer frischen Buche oder weißen Tanne. Findest du, daß er trocken ist, so kömmt ein kalter Winter; ist er aber naß oder ziemlich feucht, so wird der Winter erträglich seyn.

Ist es um Martini naß und wolkicht, so wird ein leidentlicher Winter. Scheint aber die Sonne hell und klar, so soll groß Kälte folgen.

Wenn in der gebratenen Martinsgans der Brustknoche braun ist, so soll große Kälte einfallen; ist aber dieser weiß, so soll es Schnee oder Regen bedeuten.[322]

Wie der Katharinentag beschaffen ist, so soll sich auch der Christmonat anlassen. Und wie der Tag nach Katharinen sich erweist, so soll auch der Hornung seyn.

Auf St. Andreasabend soll man ein Glas mit frischem Wasser anfüllen, und auf den Tisch setzen: wenn nun den folgenden Morgen das Wasser übergelaufen ist, so soll ein gutes Jahr folgen; wo nicht, so soll das Gegentheil zu vermuthen seyn.


Reimweise.


1. Der Alten Witz, Vorsichtigkeit

Hauet zur Allerheiligen Zeit.

Aus grünem Buchbaum einen Span,

Des Winters Tücke zu merken dran.

Ist nun derselbe naß und feucht,

Die Sonn vor Regen wenig leucht;

Ist er aber trocken und dürr,

Ein starker Winter schleicht herfür.

2. Regnets auf Martini zu Hand,

Erkläret des Winters bösen Stand.


Christmonat.


Wenn um Weihnachten die Wiesen grün sind, so vermuthet man auf künftige Ostern Schnee, nach dem Sprüchworte: Grüne Weihnachten, weiße Ostern.

Gehen in der Christnacht die Weine in den Fässern über, so folget ein gutes Weinjahr.

Geht in der Christnacht der Wind vom Aufgange der Sonne her, so soll es die Viehseuche[323] bedeuten; geht der Wind von Niedergange her, so sollen große Herren sterben; geht er von Mittage, so bedeutet es böse Krankheiten; geht er von Mitternacht, so bedeutet es ein gutes Jahr.

Wenn die Sonne am Christtage scheint, so bedeutet es ein glückseliges Jahr; scheint sie aber den zweyten Tag, so soll es eine Theurung anzeigen.

Wenn es in der Christnacht schneyet, soll der Hopfen wohl gerathen.

Wenn in der Sylvestersnacht sich die Winde regen, und Morgens die Sonne scheint, so ist schlechte Hoffnung, daß das Korn und der Wein wohl gerathen werde.


Reimweise.


1. Um Weihnacht fröhlich grüne Zeit

Schneeweiße Ostern vorbereit.

2. Wenn übergeht der Wein im Faß

Zur Christnacht, geräth er künftig baß.

3. Wird Stephanstag sehr windig seyn,

Geräth künftiges Jahr nicht wohl der Wein.

4. Sylvestersnacht und früh Sonnenschein

Bringt schlechte Hoffnung zu dem Wein.

5. Kein Schnee vorm Jäner Hoffnung geben,

Dest'mehr im März und April will geben.

Quelle:
Schreger, Odilo: Odilo Schregers lustiger und nützlicher Zeitvertreiber [...]. Eilfte, vermehrte und verbesserte Auflage, Augsburg 1802, S. 311-324.
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