[184] 1. Erschaffung der Welt.
Die Welt ist von Gott erschaffen worden, 4052 Jahre vor Christi Geburt, und zwar aus Nichts: denn zuvor war Nichts als eine Finsterniß, die hieß Chaos. Ob die Welt aber im Herbste oder Frühling erschaffen worden, ist streitig. Die meisten Gelehrten wollen, sie habe mit allen Jahrszeiten zugleich angefangen: indem an einem Orte der Frühling, an dem andern der Sommer, am dritten der Herbst, und am vierten der Winter befindlich gewesen; gleichwie noch heute durch die ganze Welt alle Jahrszeiten zugleich in unterschiedlichen Orten sich wechselweise zeigen.
2. Erster Mensch auf der Welt?
Der erste Mensch auf der Erde war Adam: und diesen hat Gott, nach dem Himmel und Erde, und alle Geschöpfe schon waren, zum letzten, und zwar am sechsten Welttage, erschaffen. Dessen Seele hat Gott aus Nichts erschaffen: den Leib aber hat er aus leimichter Erde gemacht. Gott setzte ihn in das Paradieß, und[185] machte allda die Eva aus einer Rippe des Adams, die er ihm in dem Schlafe herausgenommen.
3. Erste Sünde auf der Welt.
Die erste Sünde auf der Welt ist jene, die Adam im Paradiese begangen: denn, nachdem Gott den Adam in das Paradies gesetzt, verboth er ihm, nur von einem einzigen Baume, dem Baume der Wissenschaft des Guten und des Bösen, zu essen. Aber der Teufel verstellte sich in eine schöne Schlange, und überredete die Eva; die Eva überredete den Adam ihren Mann, einen Apfel davon zu essen. Kaum, als Adam das Geboth Gottes übertreten, hat Gott sie Beyde aus dem Paradiese verstossen, ihnen den Tod, und viel Uebels zur Strafe angekündet; dabey aber versprochen, daß aus dem weiblichen Geschlechte Einer werde gebohren werden, der die Menschen von allen Uebeln befreyen werde; und dieser ist der Messias oder Christus. Adam lebte 930, Eva aber 940 Jahre.
4. Erste Kleidung auf der Welt.
Die erste Kleidung war ein Rock von Schaffellen; und diesen haben Adam und Eva, nachdem sie gesündiget, aus Anordnung Gottes tragen müssen.
5. Der erste geborne Mensch.
Dieser war Kain, welchen Adam und Eva im zweyten Weltjahre, nach 9 Monaten, als[186] sie aus dem Paradiese verstoßen waren, gezeuget haben.
6. Das erste geborne Weibsbild.
Dieses war Kainana, welche zugleich mit dem Kain aus Eva gebohren worden; und diese wurde nachgehends des Kains Eheweib.
7. Erster Hirt, und erster Ackerbauer.
Abel, ein Sohn des Adam, war der erste Hirt, welcher die Schafe weydete; Kain aber war der erste Ackerbauer.
8. Der zweyte geborne Mensch.
Dieser war Abel. Kain der ältere Sohn des Adams, war boshaft, Abel aber fromm; als nun beyde ihre Opfer Gott verrichteten, wurde Abel von Gott angesehen, Kain aber nicht; darum schlug Kain den Abel, seinen Bruder, aus Neid zu todt, im Weltjahre 130. Und dieses war der erste Tod in der Welt; da hat dann Adam gesehen die Wirkung der Sünde. Das Blut des Abels schrie um Rache zu Gott, und Kain mußte zitternd, und elend herum schweben, bis er endlich in dem Walde, von Lamech, der ihn für ein Thier ansah, mit einem Pfeile erschossen worden.
9. Erste Stadt in der Welt.
Die war Enoch; diese hat Kain nach begangenem Brudermord im Weltjahre 140 erbauet, und nach seines Sohnes Namen Enoch genennet.
[187] 10. Erster Krieg in der Welt.
Den ersten Krieg haben angefangen die gottlosen Kainiter im Weltjahre 462. Sie liefen herum wie das rasende Vieh, und warfen Alles, was ihnen unter die Hand kam, über einen Haufen.
11. Erster Schmied.
Dieser war Tubalkain, ein Sohn des Lamechs. Er hat die Erste Schmiedte aufgerichtet, und Kriegswaffen geschmiedet, im Weltjahre 672.
12. Erster Musikant.
Dieser war Jubal, ebenfalls ein Sohn des Lamechs: er hat nicht nur die Cythern und andere musikalische Instrumente erfunden, sondern auch selbst verfertiget. Daher saget man heute noch: das Jubelgeschrey.
13. Erster Schiffmann.
Dieser war Noe, welcher nicht nur die Arche gebauet, sondern auch dieselbe in währender Sündfluth regieret hat. Denn, weil Gott die gottlosen Menschen strafen, die frommen aber beym Leben erhalten wollte, mußte Noe aus Befehl Gottes eine Arche oder ein sehr großes bedecktes Schiff bauen, woran er 100 Jahre gearbeitet. Als nun die Sündfluth anfieng, setzte sich Noe mit seinen drey Söhnen Sem, Cham, Japhet und mit seinem und ihren Eheweibern darein und blieben also diese acht Menschen vor der Sündfluth sicher; die übrigen giengen alle zu Grunde, im Weltjahre 1657.
[188] 14. Der erste Rausch.
Vor der Sündfluth trank man keinen Wein, man aß auch kein Fleisch, sondern nur Erdfrüchte, und trank Nichts als Wasser. Weil aber die Sündfluth die Natur ganz verderbet, fieng Noe an, einen Trank aus Weintrauben zu trinken, wodurch er aber einen Rausch bekam, im Weltjahre 1660.
15. Der erste Pflug zum Ackern.
Vor der Sündfluth hat man die Erde nicht mit dem Pfluge umgeackert, sondern man hat dieselbe nur mit den Händen umgegraben. Noe aber hat den Pflug erfunden, daran Ochsen gespannet, und auf solche Weise die Erde umgeackert, im Weltjahre 1660.
16. Ursprung unterschiedlicher Sprachen.
Die närrischen Menschen wollten einen Thurm, den babylonischen Thurm, in Asien aufbauen, bis über die Wolken, damit sie sicher wären, wenn etwa wieder eine Sündfluth kommen sollte. Gott aber rührete ihre Zungen, und machte, daß sie vielerley Sprachen redeten, und Keiner den Andern verstund. Und auf solche Weise entsprangen 72 unterschiedliche Sprachen, im Weltjahre 1757.
17. Erste Abtheilung der Welt.
Als die Leute bey Aufbauung des babylonischen Thurms nicht mehr einander verstunden, ließen sie diesen Bau fahren, und vertheilten sich in unterschiedliche Länder. Sem blieb mit den Seinigen in Asien, und breitete sich in die Länder[189] Armenien, Mesopotamien, Assyrien, Syrien, Arabien, Persien etc. Cham gieng mit den Seinigen in Afrika, Aethiopien und Aegypten. Japhet aber mit den Seinigen in Europa, nämlich in Deutschland, Griechenland, Wälschland, Spanien, Frankreich etc. Nicht eben der Japhet selbst ist so weit gekommen, sondern seine Nachkömmlinge. Der erste, der in Deutschland gekommen, war Tuisco oder Teuto, wovon auch Deutschland seinen Namen hat; und dieser war der Deutschen erster König.
18. Erstes Königreich auf der Welt.
Dieses ist Babylon in Asien; denn anderthalb hundert Jahre nach der Sündfluth, nämlich im Weltjahre 1800 bauete Nimrod die Stadt Babylon; und weil er ein sehr mächtiger Herr war, warf er sich für einen König in Babylon auf. Ist also Babylon das erste Königreich.
19. Die erste Monarchie auf der Welt.
Die erste Monarchie ist die Assyrische in Asien, und hat ihren Namen von dem Assur; denn dieser Herr gieng aus Babylon hinweg, bauete die Stadt Ninive, welche er zu Ehren seines Sohnes Ninus, Ninive geheißen, und richtete ihm selbst allda ein mächtiges Reich auf: weil aber die assyrischen Könige hernach das babylonische Königreich auch dazu bekommen, so ist Assyrien zu einer Monarchie geworden. Jetzt gehört es theils dem Türken, theils dem Persianer Könige.
[190] 20. Erster König der Juden.
Dieser war der Saul. Als die Israeliten oder die Juden in das gelobte Land Kanaan gekommen, wurden sie durch Richter regieret; waren aber hernach mit den Richtern nicht zufrieden, sondern wollten einen König haben; daher wurde Saul von dem Propheten Samuel zum ersten Könige der Juden gesalbet, im Weltjahre 2857. Nachdem Saul in einem Treffen wider die Philister todt geblieben, folgte ihm David in der Regierung nach, und wurde der zweyte König der Juden; welches David wohl verdienet, da er als ein Hirtenknabe, unter voriger Regierung des Sauls, den großen Riesen Goliath der Philistär, der den Israeliten alles Uebel androhete, mit einem Steine auf die Stirne geworfen, daß er todt dahin fiel. David nahm seine Residenz auf dem Berge Sion.
21. Erster römischer König.
Der erste König zu Rom, war Romulus. Es geschah also. Diese Stadt wurde erbauet von Romulus und Remus, zween Brüdern, im Weltjahre 3207 und 753 vor Christi Geburt. Da diese Stadt ausgebauet war, war unter ihnen der Streit, ob diese Stadt Rema oder Roma heißen sollte? Sie verglichen sich miteinander, daß derjenige Meister von der Stadt seyn solle, und ihr den Namen geben sollte, auf dessen Seite hin mehrere Vögel zuflögen. Gleich sah Romulus auf seiner Seite 12 Stoßvögel; und hiemit war er Herr, und gab dieser[191] Stadt den Namen Roma. Den Remus verdroß es, und zum Spotte sprang er mit gleichen Füßen über die neuen Stadtmauren, um zu zeigen, wie schlecht sie Romulus gemacht habe; allein, er mußte es mit dem Leben büßen: denn Romulus legte ihn auf die Haut, und regierte allein.
22. Erster römischer Kaiser.
Der erste römische Kaiser war Julius Cäsar im Weltjahre 3902; regierte aber nur 4 Jahre. Man saget, er soll aus Mutterleibe geschnitten worden seyn, darum hieß er Cäsar: denn Cæsus heißt auf Deutsch geschnitten. Er war ein überaus gelehrter Herr, und der größte Held, dergleichen die Welt nicht gesehen, noch sehen wird: indem er unbeschreiblich viel Länder und Völker der römischen Macht durch seine Waffen unterwürfig gemacht. Er ist aber auch eine große Grube der menschlichen Seelen: denn nur in Spanien und Frankreich sind durch seine Waffen zwölfmalhundertausend Mann der Hölle zugefahren. Als er einstens auf dem Rathhause war, wurde er von Brutus und Kassius angefallen, und hart verwundet. Cäsar griff nach seinem Dolche; als er aber sah, daß ihm ein ganzer Schwarm die Spitze both, verhüllte er den Kopf mit seinem Mantel, und ließ in sich stechen, ohne daß er einen Seufzer ausstieß: nur zu dem Brutus, den er wie sein Kind geliebet hatte, sagte er: Et tu, fili mi Brute? Auch du, mein lieber Sohn Brutus? Also wurde er mit 23 Stichen im 56 Jahre seines[192] Alters auf dem Rathhause zu Rom ermordet.
23. Zertheilung des römischen Kaiserthums.
Das römische Kaiserthum wurde zertheilet in das Orientalische und Occidentalische, im Jahre Christi 395, die Gelegenheit dazu gab Konstantinopel: denn nach dem Konstantinus, der Kaiser, die Stadt Konstantinopel im Jahre Christi 325 erbauet hatte, und die nachfolgenden Kaiser ihren Sitz da nahmen, wollte Kaiser Theodosius I. das alte Rom auch nicht verschwinden lassen, verordnete also in seinem Testamente, daß nach ihm seine beyde Söhne das Reich unter sich theilen, und Arkadius im Orient zu Konstantinopel; Honorius aber im Occident zu Rom regieren sollte; bey welcher Theilung es auch bis jetzt verbleibt.
24. Erster deutscher Kaiser.
Der erste deutsche Kaiser war Karl der Große. Er war ein Sohn Pipins des Königs in Frankreich; darum wollten die Franzosen das Kaiserthum haben; Karl aber war nicht in Frankreich, sondern in Deutschland, nämlich zu Ingelheim in der untern Pfalz gebohren, folgsam ist er kein gebohrner Franzose, wohl aber ein gebohrner Deutscher. Er wurde vom Papste Leo III. im Jahre Christi 800 in der Christnacht zu Rom in der Peterskirche zum römischen Kaiser gekrönet und ausgerufen. Und auf solche Weise kam das Kaiserthum auf die Deutschen. Er war sehr mächtig, und es er streckte sich seine Macht über drey Reiche: nämlich,[193] über Frankreich, Italien und Deutschland. Frankreich erbte er von seinem Vater Pipin; Italien bekam er durch Austilgung des longobardischen Königreiches; Deutschland brachte er durch die Waffen unter sich. Er war auch ein eben so gelehrter als frommer Herr, und ließ durch die Benediktiner aller Orten den christlichen Glauben ausbreiten. Er stiftete in Deutschland 9 Bischthümer, 24 Benediktinerklöster, viel hohe Schulen, und ließ die Benediktiner öffentlich lehren. Seine Residenz war zu Regensburg zwischen dem St. Petersthore und Klarenanger. Er starb zu Aachen an der Herzwassersucht im Jahre 814, seines Alters 72.
25. Ursprung des burglengenfeldischen Landes im Nordgau.
Dieses Land hat seinen Ursprung von drey Grafen: nämlich, von Bernard, Pipin, und Heribert. Es geschah also: Karl der Große vermachte im Testamente seinem Sohne Pipin Bayern und Italien; als aber dieser vor Karl seinem Vater starb, gab ers Bernard, einem Sohne des Pipin. Allein, da Karl starb, und Ludwig, ebenfalls ein Sohn des Karl zum Kaiserthume kam, bestättigte er zwar den Bernard in der Herrschaft über Italien; aber Bayern gab er Pipin dem Jüngern, Bernards Sohne. Dieses verdroß den Bernard, obschon Pipin sein Sohn war; darum lehnete sich Bernard wider Ludwig den Kaiser auf, und wollte ihm den Eingang ins Wälschland versperren. Ludwig aber überrumpelte[194] den Bernard im Wälschlande, und ließ ihm die Augen ausstechen, worüber er vor Schmerzen starb im Jahre 818. Pipin des Bernard Sohn, der Bayern besaß, mußte es hernach auch entgelten: denn Pipin sammt seinen drey Söhnen, Bernard, Pipin und Heribert wurde in das Elend nach Lengenfeld geschicket, mit Befehl, den königlichen Titel hinfür nicht mehr, sondern nur den Titel eines Grafen zu führen. Diese drey Grafen aber wurden mit der Zeit in ihrer Nachkommenschaft zu Marggrafen, aus Marggrafen zu Herzogen, aus Herzogen zu Kurfürsten; und in Ludwig IV. gar zu römischen Kaisern.
26. Erster türkischer Kaiser.
Der erste türkische Kaiser war Ottomann im Jahre 1303. Er war von schlechtem Herkommen und lüderlichem Leben, sonst aber sehr glücklich: brachte viele Länder unter sich, als Kappadozien, Pontus, klein Asien und Bithinien; und legte also den Grund zur türkischen Monarchie. Von diesem Ottomann stammen die türkischen Kaiser her; und darum wird der türkische Hof die ottomannische Pforte genannt. Mahomet II. nahm endlich gar im Jahre 1353 Konstantinopel, die christliche Hauptstadt des orientalischen Kaiserthumes, hinweg, und gab also dem orientalischen oder griechischen Kaiserthume den letzten Stoß. Der türkische Sultan ist also Kaiser in Orient, der römische Kaiser aber in Occident.
[195] 27. Erster König in Frankreich.
Der erste Stammvater der Könige in Frankreich ist Pharamund, ein Deutscher aus Franken. Er war ein Sohn Markomirs, eines vortrefflichen Feldobersten der Franken, und gieng mit einigen deutschen Völkern aus Franken über den Rhein in Gallien, schlug die Vandalen aus dem Lande, und nahm es ganz in Besitz im Jahre Christi 418; darum hieß mans nicht mehr Gallien, sondern Frankreich, das ist: der Franken Reich. Er machte in Frankreich ein Gesetz, Lex Salica genannt, daß kein Weib darinnen regieren sollte; daher saget man: Lilia non nent: Frankreich ist kein Kunkelreich. Es trägt jährlich 200 Millionen.
28. Erster Kaiser in Moskau.
Der erste Kaiser in Moskau war Peter Alexiewiz, der im Jahre 1725 gestorben. Zuvor hieß man die moskowitischen Regenten nur Großfürsten, nachgehends Czaar oder Könige; endlich haben die europäischen Mächte dem Peter Alexiewiz den Titel eines Kaisers zugestanden im Jahre 1722. Die Moskowiter waren vor diesem wilde und ungelehrte Leute; ihre größte Gelehrtheit bestund im Lesen, Schreiben und Rechnen. Es dorfte auch Keiner außer Lands reisen, ohne sonderbaren Befehl des Czaars. Als aber Peter Alexiewiz eine Reise durch Preußen und Deutschland nach Holland und England that, und überall viel künstliche Sachen beobachtete, ließ er allerhand fremde Künstler in sein Land kommen, verbesserte das[196] Regiment, Kirchen, Schulen und Kriegswesen, und brachte es dadurch so weit, daß anjetzt nicht allein gute Künste und Wissenschaft darinn blühen, sondern auch die moskowitische Macht in einer Armee von mehr als 400000 Soldaten dermal besteht.
29. Erster König in Spanien.
Der erste König in Spanien war Athanarik, ein Deutscher, im Jahre Christi 369. Er regierte 12 Jahre. Zuvor waren darinn, gleich nach der Sündfluth, Japhets Kinder, alsdann die Karthaginenser, weiter die Römer, endlich zogen die deutschen Völker, Visigothen und Schwaben dahin, die noch darinn sind; und aus diesen war König Athanarik. Es kamen zwar nachgehends im Jahre 711 die Sarazenen oder Mohren aus Afrika auch darein, und wollten die Gothen hinaus drängen; wurden aber alle nach 770 Jahren, nämlich im Jahre 1481, von Ferdinando Katholiko, dem letzten Könige des gothischen Geblütes, wieder heraus gejagt. Spanien trägt jährlich, ohne was aus der neuen Welt kömmt, 100 Millionen.
30. Erster König in Portugall.
Der erste König in Portugall war Alphons, im Jahre 1112, ein Sohn Heinrichs aus Burgund, der spanischer Gubernator in Portugall war: denn Portugall oder Lusitanien hat zu Spanien gehört. Da nun Alphons die Sarazenen oder Mohren in Portugall also geschlagen, daß 5 Könige derselben und 40000 Mann auf dem Platze geblieben, auch darauf die Hauptstadt[197] Lissabon eingenommen, hat er sich zum Könige in Portugall gemacht, im Jahre 1112. Die Spanier bekamen zwar Portugall wieder im Jahre 1580; aber Portugall fiel im Jahre 1640 von Spanien wieder ab, und erwählte Johannes, Herzogen von Braganza zum Könige. Portugall trägt jährlich, ohne was aus andern Ländern kömmt, 60 Millionen.
31. Erster König in England.
Dieser war Egbert, ein Deutscher aus königlichem Geblüte des westsächsischen Reiches, im Jahre 801; er regierte 36 Jahre. Zuvor waren darinn gleich nach der Sündfluth des Japhets Kinder, hernach die Römer: darauf wurde dieses Land von den deutschen Engeln und Sachsen eingenommen, im Jahre 400. Und aus diesen deutschen Völkern wurde hernach König darinn Egbert. Darum heißt dieses Land England. Es heißt auch Britanien, von dem alten Wort Brit, das ist, gefärbet oder gemalet: weil die alten Briten ihre Leiber mit gewißen Kräutern färbten, damit sie ihren Feinden grausam vorkämen. Jetzt nennet mans Großbritanien, wodurch die drey Königreiche, England, Schottland und Irrland verstanden werden, die zusammen einen König haben.
32. Erster König in Dänemark.
Dieser war Erik, vormals Statthalter in Frießland, im Jahre 847; er regierte 8 Jahre. Zuvor waren in Dänemark gleich nach der Sündfluth des Japhets Kinder, derer Oberhaupt[198] hieß Dan; darum heißt dieses Land Dänemark, das ist: Dani-Mark. Hernach kamen die deutschen Völker, Cimbrer und Gothen hinein, welche den Römern mächtig eingeheitzet haben.
33. Erster König in Pohlen.
Der erste König in Pohlen war Boleslaus, im Jahre 1000. Vor Alters wohnten darinn die deutschen Sarmatier, Alaner, Wandaler, Schwaben. Endlich kam Lechus mit den Sklaven aus Sklavonien, im Jahre 660. Karl der Große machte sie nachgehends tributbar; aber Kaiser Otto der Dritte ließ den Tribut nach, und machte Boleslaus, den Herzog, zum Könige, im Jahre 1000. Der vierte König nach diesem war Kasimir I. Vorher ein Benediktiner zu Kluniak: weil es aber im Reiche erschrecklich zugieng, hielten die Stände bey dem Papste um ihn an, und bekamen Dispensation und Erlaubniß; jedoch mit dieser Bedingniß, daß sie künftig zum Angedenken ihnen auf dem Kopf sollten eine Mönchskrone scheeren lassen, unter der heiligen Messe bey der Wandlung mit gezuckten Schwertern stehen. Dieses geschah im Jahre 1041.
34. Erster König in Böhmen.
Der erste König in Böhmen war Wenceslaus der Heilige, im Jahre 937. Vor Alters wohneten darinn die Suevi; hernach zogen die Boji hinein. Diese wurden ausgedrungen von den Markomannern; die Markomanner von[199] den Quaden; die Quaden endlich von den Sklaven: denn im Jahre 660, wie erst oben gesagt worden, kamen aus Sklavonien hinein Zechus und Lechus, zwey Edelleute, welche aus ihrem Vaterlande, wegen begangenen Mords, hatten entweichen müssen. Zechus richtete ein Reich auf in Böhmen; Lechus aber, sein Bruder, in Pohlen. Aus des Zechi Nachfolgern wurde vom Kaiser Otto I. zum ersten Könige in Böhmen gemacht Wenceslaus, der Heilige, im Jahre 937; hernach regierten bald Herzoge, bald Könige. Endlich wurde Ferdinand I. Erzherzog von Oesterreich, König, im Jahre 1526; und von dieser Zeit an sind die Fürsten aus dem Hause Oesterreich allzeit Könige geblieben.
35. Erster König in Ungarn.
Der erste König in Ungarn war Stephanus, der Heilige, ein Sohn Geusa, des letzten Fürsten der Hunnen, im Jahre 1002. Vor Zeiten waren darinn die Römer, hernach die Gothen, und endlich die heydnischen Hunnen mit ihrem Herzoge Attila. Dieser Attila war sehr mächtig, zog mit seinen Hunnen, 700tausend Mann stark, im Jahre 437 an der Donau herauf bis nach Frankreich, und verübte überall mit Sengen und Brennen unerhörten Schaden. Als er aber | bey der Stadt Metz in Lothringen die Schlacht welche drey Tage währte, und beyderseits 180tausend Mann todt zu Boden streckte, verloren hatte, gieng er zurück gegen Wälschland; aber Pabst Leo I. der Große, überredete[200] ihn umzukehren. Endlich, als Attila, diese Geißel Gottes, sich auf seiner Hochzeit zu viel angezechet, erstickte er im Schlafe, im Jahre 453. Nach diesem fielen die heydnischen Hunnen oder Ungarn im Jahre 955 mit 5 gewaltigen Kriegsheeren in Bayern ein; aber sie wurden von Kaiser Otto, dem Großen, auf dem Lechfelde fast alle erschlagen. Ihr König Bulko sammt vier Kriegsfürsten wurde zu Regensburg, vor dem Ostnerthore, gegen Ungarn zu, an einen Galgen mit dem Kopfe unter sich gehenket. Stephanus wurde hernach im Jahre 1002 ein Christ, und zugleich der erste König in Ungarn; bekam auch von dem Pabste Sylvester II. ein päpstliches Kreuz für das Wappen, welches Ungarn noch jetzt im Wappen führet.
36. Erste König in Preußen.
Der erste König in Preußen war Friedrich III. Kurfürst zu Brandenburg, im Jahre 1701. Es gehörte Preußen zuvor den Kreuzherren oder Deutschherren, welche es den Heyden abgenommen, im Jahre 1230. Nachdem aber ihr Hoch- oder Deutschmeister, Margraf Albert von Brandenburg, im Jahre 1526 lutherisch wurde und heirathete, haben diese Ritter Preußen wieder verloren, und solches die Kurfürsten zu Brandenburg an sich gezogen. Worauf im Jahre 1701 Friedrich III. vom Kaiser Leopold zum ersten Könige in Preußen gemacht worden.
[201] 37. Ursprung der deutschen Kurfürsten.
Ein Kurfürst ist ein Reichsstand, der das Recht hat einen Kaiser zu erwählen. Dieses Recht aber kömmt von dem Papste Gregor V. der ein gebohrner Deutscher und Benediktiner zu Korbey war, her: denn dieser heilige Pabst ließ im Jahre 998 in einer Kirchenversammlung der Bischöfe eine Bulle ausgehen, daß nämlich bloß allein den deutschen Fürsten, die deßwegen Kurfürsten genannt werden, einen Kaiser zu erwählen, erlaubt seyn sollte; bestellte auch deßwegen 6 Kurfürsten, als 3 Geistliche und 3 Weltliche, nämlich die zu Maynz, Kölln und Trier: dann die zu Brandenburg, Pfalz und Sachsen. Der Kaiser Karl IV. machte im Jahre 1356 die goldne Bulle, und verordnete darinn, daß im römischen Reiche sieben Kurfürsten seyn sollen, nämlich 3 Geistliche und 4 Weltliche. Ihre Zahl stieg nachher auf 9; jetzt aber sind wirklich nur 8 Kurfürsten.
38. Erster Kurfürst in Maynz.
Dieser war Willigis im Jahre 998. Er war ein Wagners Sohn, und damit er seines so niedrigen Herkommens nicht vergessen möchte, ließ er ein Wagenrad ins Maynzische Wappen setzen, wie es noch heute auf dem Maynzergelde zu sehen; er ließ auch aller Orten in seinem Gemache anschreiben: Willigis, Willigis, deiner Herkunft nicht vergiß. Der Erzbischof zu Maynz ist der vornehmste Kurfürst, und Erzkanzler des römischen Reichs[202] durch Deutschland. Er beruft die übrigen zusammen, thut den Vortrag etc. hat die Reichssiegel und das Archiv, oder die Briefschaften zu verwalten. Ist Direktor und ausschreibender Fürst im niederrheinischen Kreise. Er krönet den Kaiser, wenn die Krönung innerhalb seinem Erzbischthume geschieht; sonst aber wechselt er mit dem von Kölln um. Dieses Erzbischthum trägt jährlich ungefähr 2 Millionen.
39. Erster Kurfürst zu Trier.
Dieser war Ludolph, ein Herzog von Sachsen, im Jahre 998. Der Kurfürst und Erzbischof zu Trier ist Erzkanzler durch Frankreich, und das arelatische oder burgundische Reich. Weil aber das römischer Reich dahin Nichts mehr zu befehlen hat, so führt er auch kein Archiv oder Kanzley. Dieses Erzbischthum trägt jährlich etliche 100tausend Gulden.
40. Erster Kurfürst zu Kölln.
Dieser war St. Heribert, ein Graf von Rothenburg, im Jahre 998. Der Kurfürst und Erzbischof zu Kölln ist Erzkanzler durch Wälschland; aber jetzt werden die italiänischen Expeditionen alle gleich vom wienerischen Hofe aus gemacht. Wenn die kaiserliche Krönung zu Aachen geschieht, so verrichtet er sie. Dieses Erzbischthum trägt jährlich 3 Millionen.
[203] 41. Erster Kurfürst in Böhmen.
Dieser soll, wie man saget, Boleslaus gewesen seyn, im Jahre 938. Der Kurfürst in Böhmen ist Erzmundschenk; bringet dem Kaiser, wenn er am Krönungstage bey der Tafel sitzt, den ersten Trunk in einem Pokale.
42. Erster Kurfürst in Bayern.
Der erste Kurfürst in Bayern war Maximilian I. im Jahre 1623. Vor Alters wohnten in Bayern die Boji, oder Bojoarii, welche ihren Namen hatten von dem Bojo, der ein Enkel des Teuto war, von welchem Deutschland seinen Namen herführet. Der erste König in Bayern war Aldiger oder Aldegerik, im Jahre Christi 459. Der erste Herzog aber Garibald, um das Jahr 556. Nach der Zeit wurde Bayern von Karl des Großen Nachkommen regieret. Endlich bekam es Graf Otto der Große von Wittelspach und Scheyren, im Jahre 1180; regierte aber nur drey Jahre, und starb 1173. Und von diesem Otto stammen die jetzigen Durchleuchtigsten Kurfürsten in Bayern und Pfalz ab. Nachdem aber Maximilian I. den kalvinischen Kurfürsten von Pfalz, Friederich V. den sogenannten Winterkönig in Böhmen, auf dem Weißenberge bey Prag gänzlich geschlagen, bekam er im Jahre 1623 zum Lohne die obere Pfalz, und die kurfürstliche Würde für sich und seine Nachkommenschaft; ließ hingegen die 13. Millionen nach, die er dem Kaiser für Kriegsunkosten aufzurechnen[204] hatte. Der Kurfürst aus Bayern ist Erztruchseß; hauet mit dem Schwerte ein Stück aus dem Ochsen, welcher auf dem Makte ganz gebraten wird, und bringet solches zu Pferd, auf einer silbernen Schaale, zum kaiserlichen Speisesaale, und alsdann auf die Tafel. Er ist auch Reichsvikarius in den obern Kreisen; das ist: wenn ein Kaiser stirbt oder abgeht, so macht er im Reiche gewiße Verordnungen anstatt des Kaisers. Bayern in sich trägt jährlich 7 bis 8 Millionen; die obere Pfalz aber soll nicht gar eine Million tragen.
43. Erster Kurfürst aus Sachsen.
Erster Kurfürst aus Sachsen war Bernard im Jahre 998. Zuvor regierte darinn der heydnische Herzog Witekind, welcher 33 Jahre mit Karl dem Großen, von welchem er zwar allezeit überwunden ward, Krieg führte, bis endlich Gott selbst Frieden machte. Denn als Karl im Jahre 785 zu Paderborn das Osterfest hielt, gieng Witekind in Bettlerskleidern aus Vorwitz auch dahin, um zu sehen, wie dieses Fest von den Christen gehalten werde; da er aber sah, daß, als der Priester am Altare das gesegnete Brod austheilte, ein holdseliges Kindlein in den Mund der Christen gieng, begehrte er unverzüglich die heilige Taufe, und wurde sammt seinem ganzen Voke ein Christ; worauf sich der Krieg geendiget. Der Kurfürst aus Sachsen ist des Reichs Erzmarschall, und trägt dem Kaiser das Schwert vor. Bey[205] der Krönung reitet er in einen Haufen Haber, streicht einen silbernen Metzen voll ab, wirft ihn in die Luft, und giebt den Haufen dem Volke preis. Er ist auch Reichsvikarius in den Landen, wo das sächsische Recht üblich ist.
44. Erster Kurfürst zu Brandenburg.
Dieser war Hugo von Wethin, im Jahre 998. Der Kurfürst zu Brandenburg ist zugleich König in Preußen. Sieh oben Nro. 36. Er ist Erzkämmerer, und reichet dem Kaiser bey der Krönungstafel das Handwasser.
45. Erster Kurfürst von der Pfalz.
Der erste Kurfürst war Siegfried, im Jahre 998. Es ist sonst der Kurfürst von der Pfalz der Fünfte im Range gewesen: weil aber Friederich V. der sogenannte Winterkönig, vom Kaiser Ferdinand II. seiner Länder und Würden entsetzet wurde, so ist die Kurwürde von der Pfalz auf Bayern übertragen worden, im Jahre 1623. Im westphälischen Frieden, 1638, ist zwar Pfalz von neuem zur Kur gekommen, doch so, daß es nicht mehr den alten Rang, sondern den achten Ort haben sollte. Der Kurfürst von der Pfalz ist Erzschatzmeister, und wirft bey der Kaiserkrönung Geld aus.
46. Erster Kurfürst zu Hanover.
Dieser war Ernest August, im Jahre 1692. Er wurde vom Kaiser Leopold dazu gemacht;[206] weil aber die übrigen Kurfürsten dawider protestirten, so wurde erst sein Sohn Georg Ludwig, im Jahre 1708 vom Kaiser Joseph I. ins kurfürstliche Kollegium eingelassen. Er ist zugleich König in England. Dieses Kurfürstenthum trägt jährlich 7 bis 8 Millionen.
47. Ursprung des Wortes Kaiser.
Dieses Wort, Kaiser, soll, wie man insgemein will, von dem ersten römischen Kaiser, Julius Cäsar herkommen; er wurde Cäsar genannt, weil er aus Mutterleibe geschnitten war: denn Cæsus heißt aus Deutsch geschnitten. So wird also das Wort Kaiser von dem Worte Cäsar hergeleitet.
48. Ursprung des Wortes König.
Das Wort, König, kömmt her von den zweyen Wörtlein, kann ich, das ist, ich kann, ich vermag, ich habe Gewalt, etc.
49. Ursprung des Wortes Kurfürst.
Das Wort Kurfürst hat seinen Ursprung von dem alten deutschen Worte Kuren, welches so Viel heißt, als Wählen; weil nämlich die Kurfürsten Gewalt haben, einen Kaiser zu erwählen. Also ist Kurfürst so viel, als Wahlfürst.
50. Ursprung des Wortes Herzog.
Das Wort Herzog stammet von den zweyen Wörtlein Heer und zog ab: weil nämlich die Obersten in den alten Zeiten vor dem Kriegsheere herzogen, und dasselbige kommandirten.
[207] 51. Ursprung des Wortes Graf.
Das Wort Graf heißt bey den Niederländern ein Richter; es war also ein Graf vor Alters so viel als ein Richter, eine Grafschaft so viel als ein Gebieth, worüber ein Richter gesetzt war.
52. Ursprung des Wortes Landgraf.
Dieses Wort Landgraf hieß so viel, als Landrichter: denn weil die Grafen oder Richter ihre Gewalt misbrauchten, so wurden von dem Kaiser Landgrafen oder Landrichter aufgesetzt, um die allzu stolzen Grafen oder Richter abzustrafen.
53. Ursprung des Wortes Pfalzgraf.
Das Wort Pfalzgraf bedeutete so viel als Palast-oder Hofrichter: denn das Wörtlein Pfalz kömmt von dem lateinischen Worte Palatium, welches auf Deutsch Palast oder Hof heißt, her. Und diese Pfalzgrafen oder Palastrichter mußten den ganzen kaiserlichen Hof dirigiren.
54. Ursprung des Wortes Burggraf.
Das Wort Burggraf bedeutet so viel als Burg-oder Schloßrichter, welcher die Aufsicht über eine Burg oder ein Schloß hatte.
55. Ursprung des Wortes Marggraf.
Dieses Wort Marggraf war so viel als Margrichter, der die Aufsicht über die Marken oder Gränzen des Reichs hatte, und selbige beschützen mußte.
56. Ursprung des Wortes Baron.
Dieses Wort Baron kömmt her von dem alten deutschen Worte Bar, welches so viel[208] heißt, als frey; daher man die Baronen auch Freyherren nennet, weil sie vor Zeiten von den Steuern und andern Anlagen frey waren. Dieser Adelstand ist der nächste nach den Grafen.
57. Ursprung des Wortes Adel.
Adel, dieses Wort stammet her von dem römischen Adler: denn bey den alten Römern war der Adler das vornehmste Feld- und Kriegszeichen. Es heißt also Edelmann so Viel als Adelermann, oder vielmehr Adlersmann.
58. Ursprung des Wortes Truchseß.
Das Wort Truchseß kömmt her von Auftragung des Essens; es heißt also Truchseß nichts Anders, als trug das Essen; daher der Kurfürst aus Bayern, als Erztruchseß, bey der kaiserlichen Krönung das Essen aufträgt.
59. Ursprung der goldnen Bulle.
Aurea Bulla, oder die sogenannte goldne Bulle hat gemacht Kaiser Karl IV. im Jahre 1359. Denn, weil er wegen seiner Wahl so viel Anfechtung gehabt hatte, so machte er diese Bulle, und ordnete darinn die kaiserlichen Wahlzeremonien, und Erzämter der Kurfürsten an; deßgleichen bewilligte er ihnen die Zoll und Mauten, die Bergwerke von allen Metallen, Silber, Gold, auch Salz etc. nebst dem Recht, Geld zu schlagen. Sie wird die goldne Bulle genannt, weil ein goldnes Käpselein oder Bulle, mit dem kaiserlichen Wappen daran hängt. Sie wird noch auf dem Rathhause zu Frankfurt aufbehalten.
[209] 60. Ursprung der Republik Holland.
Niederland hat 17 Provinzen, welche alle den östreichischen Königen in Spanien gehörten: weil man ihnen aber die Freyheit nicht zuließ, daß sie die lutherische oder kalvinische Lehre annehmen dorften, so fielen 6 Provinzen im Jahre 1566 von Spanien ab, nämlich Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Ober-Yssel, Gröningen und Westfrißland, und fiengen also eine Republik an. Philipp II. König in Spanien, wollte sie bändigen, konnte aber Nichts ausrichten, weil Frankreich und England ihnen halfen. Man nennet sie insgemein zusammen die Holländer, weil die Provinz Holland unter allen sieben die mächtigste ist.
61. Ursprung der Republik Schweiz.
Schweiz war vor Zeiten ein Stück des römischen deutschen Reichs, und Viel davon gehörte dem Grafen von Habsburg, daher ließen die Kaiser aus dem Hause Habsburg dieses Land theils in ihrem, theils in des römischen Reichs Namen, durch gewiße Vögte regieren. Unter dem Kaiser Albert aber giengen die Vögte mit dem Volke sehr übel um, und waren so stolz, daß sogar Einer aus ihnen, mit Namen Geisler, seinen Hut auf einen hohen Pfahl an der Straße stecken ließ, mit Befehl, daß die Vorbeygehenden diesem Hut alle Ehren erweisen sollten. Als nun ein Bauer, Wilhelm Tell genannt, aus dem Dorfe Uri, solches zu thun verweigerte, mußte er zur Strafe seinem Söhnlein[210] einen Apfel mit einem Pfeile vom Kopfe schießen; welches er auch glücklich gethan. Tell nahm hernach etliche Andere zu sich, erschoß diesen Vogt mit einem Pfeile, und machte das Land nach und nach zur freyen Republik, im Jahre 1308. Die Erzherzoge aus Oestreich bemüheten sich zwar, die Schweitzer wieder zu Paaren zu treiben; aber mit schlechtem Gewinne, sonderlich im Jahre 1386 in der Schlacht bey Sembach, wo 976 lauter vornehme Fürsten, Grafen und Edelleute von den Schweizern erschlagen wurden.
62. Interregnum Magnum.
Das große Interregnum, das ist die Zeit, so lang kein Kaiser regieret, fieng an, nachdem Kaiser Friedrich vom Papste Innocenz IV. abgesetzt worden war, im Jahre 1245, und währete bis 1273, nämlich 28 Jahre lang. Unter dieser Zeit wurden zwar nach und nach ihrer Fünfe zu römischen Königen erwählet, konnten aber auf kein grünes Zweig kommen. Die Päpste ermahnten die deutschen Magnaten öfters zu einer Kaiserwahl; ja, Papst Gregor X. sprach sogar über dieselben die Exkomonication aus, und drohete, er wollte selbst einen Kaiser ernennen, woferne sie nicht alsobald einen tüchtigen Regenten erwählen würden. Worauf endlich Rudolph, Graf von Habsburg, im Jahre 1273 zum Kaiser erwählet wurde.
[211] 63. Faustrecht.
Das Faustrecht (diffidationes) entstund wegen dieses großen Interregni. Denn, weil kein Kaiser im Reiche war, wollte Jederman Herr seyn; und wenn eine Stadt wider die andere, oder ein Herr wider den andern einige Klage hatte, forderten sie sich auf die Fuchtel heraus, und machten die Sache mit der Faust und Fuchtel aus. Ein Jeder riß zu sich, was ihm an ständig war, so, daß das ganze Reich, Nichts als ein Raubnest war. Ja, der Adel bauete sogar feste Schlösser, derer zerfallene Mauern man noch heute sieht, auf die hohen Berge, nur damit er dem Straßenraube desto besser und sicherer obliegen könnte. Und dieses Faustrecht währete vom Jahre 1145 bis 1495, nämlich 250 Jahre lang; maßen erst Kaiser Maximilian I. im Jahre 1405 auf dem Reichstage zu Worms durch ein allgemeines Gesetz, der Landfriede genannt, dieses Faustrecht ernstlich verbothen.
64. Reichskammergericht zu Wetzlar.
Kaiser Maximilian I. hob, wie erst gesagt, auf dem Reichstage zu Worms, im Jahre 1495, das Faustrecht auf; damit nun Keiner klagen könnte, ob wäre im Reiche kein Recht ordentlich zu erhalten, errichtete er das Reichskammergericht, vor welchem Jeder seinen Handel ausfuhren könnte. Dieses Gericht war erstlich zu Frankfurt, hernach zu Nürnberg, darauf zu Worms, alsdann zu Speyer, endlich im Jahre 1693 zu Wetzlar in Hessen, wo es noch[212] heute ist. Allda werden die Prozesse ganz genau, aber sehr langsam geführet. Es hat das Jus præventiones mit dem Reichshofrathe zu Wien, und es läßt sich von da nicht appelliren; doch wenn die Sache mehr als 2000 Reichsthaler austrägt, so kann man das Revisorium begehren, das ist, daß alle Acta von neuem durchgangen werden.
65. Passauer Vertrag.
Dieser Vertrag geschah zwischen dem Kurfürsten Moritz aus Sachsen und Ferdinand, Erzherzog aus Oestreich, damals römischen Könige, im Jahre 1552. Denn als dieser lutherische Kurfürst den Kaiser Karl V. unvermuthet mit einer Armee überfiel, wurde Karl gezwungen, zu Passau durch seinen Bruder Ferdinand I. einen Vertrag oder Vergleich mit den Lutherischen zu machen. Darinn waren die zwey Hauptpunkten diese: Erstens, daß den lutherischen Ständen die geistlichen Güter, welche sie bisher an sich gerissen, hinfür sollten verbleiben. Zweytens, daß bey dem Reichskammergerichte auch lutherische Räthe seyn sollten.
66. Religionsfriede zu Augsburg.
Dieser wurde zwischen den Katholischen und Lutherischen in Beyseyn Ferdinands des römischen Königs geschlossen, im Jahre 1555. Denn, weil die Lutheraner noch nicht zufrieden waren, brachten sie es mit Drohungen dahin, daß man einen öffentlichen Frieden aufrichtete,[213] darinnen waren die Hauptpunkten diese: 1) Daß die Lutheraner durchs ganze Reich freye Religionsübung haben, und Jedem frey stehen sollte, auch Lutherisch zu werden. 2) Daß die geistlichen Güter, Stifter und Klöster, die von den lutherischen Ständen bis auf die Zeit des passauischen Vertrages weggerissen worden, ihnen verbleiben sollen. 3) Wenn Unterthanen der Religion halber in andere Orte ziehen wollten, soll es ihnen zugelassen seyn, und dörften sie alsdann ihre Güter verkaufen. 4) Hingegen aber, wenn hinfür etwa ein geistlicher Reichsstand sollte lutherisch werden, so sollten dessen Güter bey den Katholischen verbleiben; und dieser Punkt wird genennet Reservatum Ecclesiasticum. Diesen Frieden hat Ferdinand mit weinenden Augen unterschrieben; der Kaiser Karl V. aber gar nicht; sondern von Stunde an legte er die Regierung zu Gent ab, und überließ sie Ferdinand I. seinen Bruder, im Jahre 1556.
67. Hußitenkrieg.
Als Johannes Huß, ein Priester und Professor zu Prag, wegen seiner Ketzerey, auf Befehl Kaisers Sigismund, im Jahre 1415 lebendig zu Kostanz verbrannt wurde, fiengen seine Anhänger, die Husiten, in Böhmen an, im Jahre 1419 wider den Kaiser zu rebelliren. Ihr Rädelsführer war, Johannes Zischka, der gab dem Kaiser Viel zu schaffen. Er war blind, doch kommandirte er die ganze Armee, hielt[214] eilf Schlachten, und eroberte viele Städte und Schlösser. Wo er aber ein Ort plünderte, ließ er ihm die Leute vorführen, und griff um die Köpfe; wenn er nun merkte, daß er einen katholischen Geistlichen vor sich habe, nahm er einen spitzigen Hammer, den er bey sich trug, und schlug ihm solchen in das Hirn hinein. Als er im Jahre 1424 starb, hinterließ er in seinem Testamente, daß man ihm die Haut abziehen, und daraus eine Trommel machen sollte, so würden dadurch alle Katholische erschreckt werden und die Flucht nehmen. Dieser husitische Krieg hat 20 Jahre lang gewähret, mit so grausamen Verwüstungen des schönen Böhmerlandes, Oestreichs, Bayerns, und der Obernpfalz, daß es nicht genugsam zu beschreiben; daher wurde täglich, während dieses Kriegs, in vielen Orten eine Glocke geläutet, um dadurch die Katholischen zum Hußgebethe zu ermahnen; wie man noch heute gegen der Nacht da und dort den Huß ausläutet.
68. Der dreyßigjährige Schwedenkrieg.
Als die Lutheraner und Hußiten in Böhmen wider den Kaiser und König Ferdinand II. rebellirten, und dessen Gesandte, die Grafen von Slavata und Martiniz zu Prag im Rathhause beym Fenster hinauswarfen, im Jahre 1618, so erwählten sie Friedrich V. den kalvinischen Kurfürsten von der Pfalz zu ihrem Könige, im Jahre 1619. Er gieng mit solchen Freuden in Böhmen, daß er inner 24 Stunden[215] mit einem einzigen Pferde (es war ein Fuchs) von Heidelberg bis Amberg geritten; einen Weg von 40 Meilen. Dieses Pferd steht noch heut ausgeschoppt im Zeughause zu Amberg. Aber es währete seine Regierung nur einen Winter; daher wird er der Winterkönig genannt: denn Maximilian I. Herzog in Bayern, schlug ihn im Jahre 1620 auf dem Weißenberge in Prag, eben an dem Sonntage, da das Evangelium gelesen wurde: Dare Cæsari, quæ sunt Cæsaris: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist. Friedrich floh in Holland, lebte elendiglich, und starb zu Maynz, im Jahre 1632.
Aus dieser böhmischen Unruhe entstund hernach der 30jährige Schwedenkrieg. Der 30jährige wird er genannt, weil er aus der böhmischen Unruhe, im Jahre 1618 erwachsen ist, und bis auf den westphälischen Frieden, im Jahre 1648, gedauert hat. Weil nun den Lutheranern ihre Hoffnung bey der Stadt Prag zu Wasser geworden, riefen sie den König in Dännemark, Christian IV. im Jahre 1626 zu Hilfe. Er kam, wurde aber vom Grafen Tilly gänzlich geschlagen. Darauf ließ Kaiser Ferdinand II. das Restitutionsedikt kund machen, kraft dessen die Lutheraner alle geistliche Güter den Katholischen zurückgeben sollten, welche sie erst nach dem Religionsfrieden, der im Jahre 1555 gemacht worden, hinweggenommen hatten. Und dieses war billig: denn in diesem Religionsfrieden wurden ihnen nur jene Güter überlassen, welche sie vorher eingezogen hatten. Aber[216] dieses wollte den Lutheranern nicht schmecken; darum riefen sie den lutherischen König Gustav Adolph aus Schweden zu Hilfe. Er kam im Jahre 1630, und erhielt den König aus Frankreich, Ludwig XIII. zum Beystande. Da gieng es nun in Deutschland über und über. Wie erbärmlich es in unserm Vaterlande zugegangen, ist nicht zu beschreiben. Im Anfange dieses Krieges waren die Katholischen sehr glücklich; hernach wechselte das Glück ziemlich um. Die letzten Jahre war es den Kaiserlichen sehr zuwider: denn sie verloren 3 Schlachten, nämlich im Jahre 1642 bey Leipzig; im Jahre 1644 in Hollstein, unter dem General Gallas; und im Jahre 1645 in Böhmen, unter dem General Hatzfeld. Endlich erfolgte der westphälische Friede, im Jahre 1648.
69. Westphälischer Friede.
Als die kaiserlichen Waffen in den letztern Jahren des 30jährigen Krieges sehr unglücklich waren, mußte der Kaiser aus Noth, im Jahre 1648, mit dem Könige aus Frankreich und mit dem Könige aus Schweden Friede machen: mit dem Könige aus Frankreich zu Münster; mit dem Könige aus Schweden zu Osnabrück. Beyde Orte liegen in Westphalen; daher wird er der westphälische Friede genannt. Durch diesen Frieden und die Hilfe des Königes in Frankreich haben die Lutheraner Alles erhalten, was sie gesucht; nämlich: 1) Daß die katholischen Stände[217] ihren Unterthanen mußten die Freyheit lassen, lutherisch oder kalvinisch zu werden, wenn sie wollten. 2) Daß die Kalvinischen eben sowohl, als wie die Lutheraner, mußten tolerirt und geduldet werden. 3) Daß alle geistliche Bischthümer, Klöster und andere Güter, die sie weggeschappt, ihnen verblieben. 4) Daß das Reservatum Ecclesiasticum auch auf die lutherische sogenannte Bischöfe erkläret und erweitert worden; das ist: wenn ein solcher lutherischer Bischof sollte katholisch werden, so sollten dessen Güter bey den Lutheranern verbleiben. Sieh oben Nro. 66. Papst Innocenz X. ließ zwar dawider protestiren, und erklärte in einer Bulle, im Jahre 1648 den 20 November, diesen aus Noth abgedrungenen Frieden für null und nichtig; sie wurde aber nicht respektirt.
70. Reichstag zu Regensburg.
Ein Reichstag ist, wenn alle Reichsstände entweder durch sich selbst, oder durch Gesandte zusammen kommen. Vor Zeiten sind viele dergleichen an verschiedenen Orten gehalten worden, haben aber niemals lang gewähret. Allein, im Jahre 1662 schrieb Kaiser Leopold einen Reichstag nach Regensburg aus; und dieser währet noch heute. Auf diesem Reichstage können nur diejenigen Sachen, die das ganze Reich betreffen, abgehandelt werden, nicht aber die Privatstreitigkeiten der Parteyen.
[218] 71. Religion im jetzigen Deutschlande.
Vor Luthers Zeiten, der im Jahre 1517 seine neue Lehre zu verbreiten anfieng, war das ganze Deutschland katholisch; jetzt aber sind drey Religionen darinn, als: die Katholische, welche die Oberhand hat, und die zwo tolerirte, oder geduldete, nämlich die Lutherische und Kalvinische; diese beyde nennet man zusammen die Protestanten, auch bisweilen das Corpus Evangelicum, sonderbar auf dem Reichstage zu Regensburg.
72. Akademie, oder hohe Schule.
Academia hat ihren Namen her von dem außer der Stadt Athen liegenden Garten, Academia genannt, allwo Plato, der große Weltweise, im Jahre 3607 pflegte Schule zu halten. Darum wurden die Philosophen, seine Nachfolger, Academici geheißen. Nach der Zeit hat man alle öffentliche Schulen der freyen Künste, Akademien genannt, derer die meisten vor Zeiten in den Benediktinerklöstern gewesen; zumalen kaum ein Benediktinerkloster zu finden war, wo nicht die liebe Jugend sowohl in Tugenden, als freyen Künsten unterrichtet wurde. Die Benediktiner lehrten gegen 600 Jahre also fort; Da aber der Jugend, absonderlich der adelichen, die klösterliche Zucht wollte zu eng werden, fiengen sie an, die Klosterschulen zu verlassen, und suchten ihnen Lehrmeister in den Städten. Von selber Zeit an lehrten die Weltgeistlichen und solche Religiosen,[219] die mehr in Städten zu wohnen pflegen, als: Dominikaner, Minoriten, etc. bis endlich die Jesuiten die Akademien und Gymnasien in Europa übernommen haben.
73. Lyceum, Gymnasium.
Lyceum hat den Namen von dem außer der Stadt Athen liegenden Orte her, wo Aristoteles, des Plato Lehrjünger, zu lehren pflegte. Weil aber Aristoteles im Spazierengehen lehrte, so hieß man seine Nachfolger Peripateticos, das ist, die im Spazierengehen lehren. Ein Lyceum ist heute, wo man die Philosophie, das geistliche Recht, und Etwas von der Theologie lehret, aber keine Gradus austheilet; es ist also zwischen Lyceum und Akademie ein Unterschied: weil eine Akademie mehrere Fakultäten lehret, und Gradus austheilet. Gymnasium aber ist, wo nur die Scholæ humaniores, nämlich: Grammatica, Poesis und Rhetorica gelehret wird.
74. Corpus Juris Civilis, oder das weltliche Recht.
Das Corpus Juris Civilis, oder das weltliche kaiserliche Recht hat der orientalische Kaiser Justinian I. heraus gegeben, im Jahre 535. Kaiser Theodos I. hatte zwar schon einen Codicem Juris ausgehen lassen, im Jahre 425, der kam aber etwas in Abschlag. Justinian I. gab also einen andern Codex heraus, im Jahre 529, und hernach die Digesta und Institutiones, im Jahre 533. Als aber unter den[220] beständigen Kriegen auch dieses Recht in Abschlag kam, führte es der Kaiser Lothar II. von neuem im römischen Reiche ein, im Jahre 1135. Die Glossas oder Auslegungen darüber, hat gemacht Franciscus Accursius, ein Florentiner, und Professor zu Bononien in Wälschland, der im Jahrt 1279 gestorben.
75. Corpus Juris Canonici, oder das geistliche Recht.
Das Corpus Juris Canonici, oder das geistliche päbstliche Recht, hat zuerst zusammen getragen Dionys, Exiguus genannt, ein römischer Benediktinerabt, im Jahre 532. Das sogenannte Decretum Gratiani aber hat gemacht der Gratianus, ein Benediktinermönch, im Kloster St. Felicis zu Bononien, im Jahre 1151. Hernach sind auf Befehl des Papst Gregor IX. die quinque libri Decretalium zusammengetragen worden von dem heiligen Raymund von Pennafort, einem Dominikaner, im Jahre 1230.
76. Medizin, oder Arzneykunst.
Hippokrates, ein Griech, aus der Insel Kos, war der Erste, der gewiße Regeln von der Medizin aufgesetzet: denn zu seiner Zeit pflegten die kranken Heyden diejenigen Mittel, die ihnen geholfen, auf Tafeln zu schreiben, und in den Tempeln aufzuhängen; diese schrieb er ab, und machte seine Beobachtungen und Proben darnach; und wurde also berühmt, 450 Jahre vor Christi Geburt. Er lebte 104 Jahre lang.
[221] Galenus, von Pergamo gebürtig, des Kaisers Kommodus Leibarzt, um das Jahr Christi 180, hat zuerst die Manier zu kuriren angefangen, die noch heute die Aerzte brauchen; und war darinn so glücklich, daß man ihn für einen Zauberer hielte, und aus Rom schaffte. Man saget, er habe über 400 medizinische Bücher, und 240 von andern Sachen geschrieben.
Theophrastus Paracelsus, zu Einsiedeln in der Schweitz, im Jahre 1493 gebohren, verwarf die gemeine galenische Manier zu kuriren, und brachte eine andere Art, die Kranken zu kuriren, auf, nämlich die Chymie, oder durch solche Mittel, welche im Feuer stark ausgebrannt sind. Er war überaus glücklich darinn, so, daß man ihn der Schwarzkunst verdächtig hielt, indem er das Podagra, und andere verzweifelte Krankheiten heilete. Er konnte auch Gold machen, war aber so verschwenderisch, daß er oft nicht einen Häller hatte. Seine Bücher schrieb er meistens im Rausche. Er starb zu Salzburg im Jahre 1541, seines Alters 47.
77. Mithridat.
Dieser kömmt her von dem Mithridates, Könige in Pontus. Weil er befürchtete, er möchte mit Gifte dem Tode überliefert werden, so machte er ihm eine Arzney mit Gifte an, und nahm sie täglich ein, damit ihm auf diese Weise das beygebrachte Gift nicht schaden könnte: denn das Gift widersteht dem Gifte. Darum wird solche Arzney Mithridat genennet. Sein[222] Sohn Pharnazes rebellirte wider ihn, und schickte einen Soldaten, ihn zu tödten. Mithridates schluckte geschwind das Gift, so er im Ringe hatte; als aber selbes wegen des täglichen Gebrauches Nichts that, so erstach er sich selbst, 65 Jahre vor Christi Geburt.
78. Theriak.
Diesen erfand Antromachus, des Kaisers Nero Leibarzt, im Jahre Christi 60. Er hat Otternfleisch mit Mithridat vermischet, und solches hernach Theriak genannt. Er ist eines der kräftigsten Arzneymittel, und der beste wird zu Venedig gemacht. Er ist schwärzer, hitziger und stärker als der Mithridat. Man muß aber Acht haben, daß man einen gerechten bekomme, und nicht betrogen werde.
79. Musikalische Töne.
Die Töne in der Musik, oder die Intervalla und Harmonie der Terzen, Quinten etc. hat zum ersten beobachtet Pythagoras, der Weltweise: denn, als er einmals den Schmieden zusah, und merkte, daß die großen Hämmer auf dem Ambos einen tiefern Klang von sich gaben, als die kleinern, hat er dieß hernach auf die Saiten und Pfeifen angewendet, und also die Töne abgemessen. Dieser gelehrte Mann war der Erste unter den alten Weltweisen, der sich einen Philosophen nannte. Seine Lehrjünger dorften Anfangs 5 Jahre lang nicht reden oder disputiren, sondern nur zuhorchen, bis sie etwas[223] Rechts verstunden. Er starb in Wälschland, im Jahre der Welt 3426.
80. Solmisation und Noten in der Musik.
Die Solmisation, oder das ut, re, mi, fa, sol, la, erfand Guido Aretin, ein berühmter Musikant und gelehrter Benediktiner zu Arezzo, ums Jahr 1022. Er hat auch unterschiedliche musikalische Bücher geschrieben. Wie nützlich aber diese Solmisation sey, wissen Jene, die mit der Singkunst umgehen. Eben um solche Zeit, im Jahre 1030, hat man auch die musikalischen Noten erfunden: denn vor diesem hatte man nur die Buchstaben A.B.C. etc. auf die Linien gesetzt; und diese alte Manier hat der heilige Pabst Gregor der Große, ein Benediktiner, erfunden.
81. Orgel.
Dieses musikalische Instrument hat, wie Tertullian und Andere wollen, zuerst erfunden der vortreffliche Mathematiker oder Künstler Archimedes, aus der Stadt Syrakus in Sizilien gebürtig. Er hat auch noch andere wundersame Maschinen erfunden, wodurch er seine Vaterstadt Syrakus drey Jahre gegen die Römer vertheidigte: bald machte er eiserne Hände, womit man ganze römische Schiffe flugs auf die Mauern hinauf zog; bald machte er Brennspiegel, die von Ferne den Römern ihre Leute, Schiffe und Werke verbrannten. Als aber Marzell, der römische Feldherr, dennoch mit stürmender Hand in die Stadt hineindrang,[224] ließ er Alles niedermachen; verboth aber, dem gelehrten Archimedes ein Leid zu thun. Allein, weil ihn die Soldaten nicht kannten, wurde er von denselben, zum größten Bedauren des Marcellus, erschlagen, 212 Jahre vor Christi Geburt.
Diese Orgeln waren Anfangs sehr schlecht. Man hat ihre Blasbälge nicht nach heutiger Art getreten oder gezogen, sondern durch gewisse Leitungen des Wassers getrieben. Sie hatten auch nicht mehr als 15 Pfeifen, doch brauchte man dazu, wenn die Orgeln geschlagen wurden, 12 Blasbälge. Es sind aber die Orgeln nach und nach verbessert worden, so, daß der heilige Hieronymus schon zu seiner Zeit, nämlich um das Jahr Christi 400, ein Orgelwerk zu Jerusalem gefunden, welches einen solchen lauten Schall von sich gegeben, daß es bis nach dem Oelberge geklungen.
Die erste Orgel in Europa war jene, die der konstantinopolitanische Kaiser Copronymus, im Jahre 753, Pipin, dem neugekönten Könige in Frankreich und Vater Karls des Großen, überschicket und verehret hat. Wovon hernach einige Künstler in Nürnberg die Anleitung genommen, Positive und andere Orgelwerke nachzumachen. Jetzt ist kaum eine Kirche, sonderlich in den Städten, zu finden, wo nicht Orgeln anzutreffen.
82. Arithmetica, oder Rechenkunst.
Die Rechenkunst hat meistens ihren Ursprung von dem alten Weltweisen Pythagoras: denn[225] dieser pflegte, in der Lehre vom Ursprunge der Dinge, sich der Zahlen zu bedienen. Er hinterließ zur Erlernung des Rechnens gewiße Regeln; wie auch die sogenannte Pythagorica Tabula, oder das Einmaleins, in welchem die Multiplica der Zahlen von 1 bis auf 10, oder auch weiter enthalten sind. Zur Rechnung gehören 5 Gattungen, oder Species, nämlich: 1) Numeriren, oder zählen. 2) Addiren, oder zusammen zählen. 3) Subtrahiren, oder eine Zahl von der andern abziehen. 4) Multipliziren, oder eine Zahl vielfach machen. 5) Dividiren, oder abtheilen.
83. Geometria, oder Feldmesserey.
Der Erste, der zu dieser Feldmesserkunst Hand angelegt, war Euklides, der berühmte Mathematiker, aus der Stadt Tyrus, 300 Jahre vor Christi Geburt. Er lehrte zum ersten die Mathematik zu Alexandrien. In der Geometrie werden die 5 Bücher des Euklides, darinn die geometrischen Anfangsgründe gewiesen werden, Elementa genannt, weil sie gleichsam das A, B, C der Geometrie in sich enthalten. Mathematische Disziplinen, oder Wissenschaften, sind folgende:
Mathesis universalis, das ist, die Allmeßkunst, oder Wissenschaft von der Größe insgemein.
Arithmetica, die Rechenkunst.
Geometria, die Meßkunst oder Feldmesserey.
Geographia, die Erdbeschreibung.
[226] Cosmographia, wenn nicht nur der bloße Erdenkreis, sondern auch Himmel, Elemente etc. beschrieben werden.
Chronologia, die Zeitrechnung.
Mechanica, die Bewegungskunst, welche durch Räder, Winden etc. etwas Schweres zuwegebringet.
Optica, Sehe- oder Perspektivkunst.
Architectura, die Baukunst.
Astronomia, die Wissenschaft von dem Laufe, oder der Bewegung der Sterne.
Astrologia, die Sterndeuterkunst; wird zuweilen für die Astronomie selbst genommen.
84. Systema Copernicanum: die Sonne stehe und die Erde gehe.
Aristarchus und Pythagoras, die zween Weltweisen, haben schon etliche hundert Jahre vor Christi Geburt gelehret, daß die Sonne stehe, und die Erde um die Sonne laufe. Nicolaus Copernicus, Domherr zu Wärmeland, ein trefflicher Mathematiker, welcher in Pohlnischpreußen, zu Thoren, im Jahre 1473 gebohren worden, hat diese alte Lehre wieder hervorgezogen, und ebenfalls gelehret, daß nicht die Sonne sich um die Erde herum bewege, sondern die Erde um die Sonne laufe. Er starb im Jahre 1543.
85. Sanduhr.
Sie Sanduhren hat Anaximander, ein berühmter Philosoph, 580 Jahre vor Christi Geburt erfunden. Er hat auch die Landcharten oder Himmelskugeln erfunden.
[227] 86. Sonnenuhr.
Die Sonnenuhren hat Anaximenes, ein trefflicher Philosoph von Milet und Lehrling des Anaximan der, erfunden, 544 Jahre vor Christi Geburt.
87. Selbstgängige Uhr.
Die jetzigen Uhren, die mit Rädern und Gewicht getrieben werden, erfand Franz, ein Deutscher aus Zeeland, einer niederländischen Provinz, als er in Diensten war bey dem Herzoge von Mayland, Johannes Galeatius, im Jahre 1480. Es hat zwar Boetius, der römische Bürgermeister, dergleichen Uhren schon längst vor ihm erdacht; es ist aber diese Erfindung mit seinem Kopfe wieder verschwunden, im Jahre 524. Jetzt ist diese Kunst auf das höchste gekommen. Die engländischen Sackuhren werden andern vorgezogen; doch mögen wohl zu Augsburg, und Friedberg in Oberbairen, die besten Uhrmacher von Europa seyn: indem die Engländer die dort gemachten Uhren öfters für ihre Waaren verkaufen. Karl V. römischer Kaiser, trug einen goldnen Ring an seinem Finger, in welchem, anstatt des Steines, ein ganz völliges Uhrwerk mit Rädern und allem Zugehöre, eingeschlossen war und ihm, so oft eine Stunde ausgelaufen, einen Stich in den Finger gab.
88. Malerkunst.
Die Malerey hat zum ersten Giges, ein Lidier, in Aegypten, Kursir aber in Griechenland, erfunden, welche hernach Bulargus aus Lidien,[228] unter Regierung Romulus, des ersten Königs zu Rom, ins Wälschland gebracht. Kleophantes von Korinth hat die Farben erfunden. Apollodor von Athen, ein trefflicher Maler in Griechenland, hat den Gebrauch des Pensels aufgebracht. Aus den griechischen Malern waren sonderbar diese sechs berühmt, nämlich: Zeuxis, Parasius, Pamphitus, Timanthes, Apelles, und Protogenes. Der Zeuxis hat Weintrauben so natürlich gemalet, daß sogar die Vögel hinzu geflogen, und mit ihren Schnäblen darauf gepecket, in Meynung es wären rechte Trauben. Unter allen aber war Apelles der beste Maler; diesen besuchte Alexander der Große, König in Macedonien, öfters, und erlaubte ihm allein, sein Portrait zu malen.
Jetzt giebt es überall große Künstler, doch sind die besten Maler in Wälschland, absonderlich zu Rom, wo man unter ihnen, nach Verdienst ihres Gemäldes, gewiße Prämien oder Schankungen auszutheilen pflegt. Unter den Malern in fresco war sehr berühmt der bekannte Jason, wie er dann mit seinem künstlichen Pensel viele Kirchen in Baiern und andern Oertern mit ungemeinem Lobe ausgezieret hatte. Schade ist es, daß seine so kunstreiche Hand im Grabe verfaulet. In fresco malen ist, wenn die Maler auf ganz nassen Ueberzug von Kalk, mit Erdfarben, allerhand Bilder malen.
[229] 89. Bildhauerkunst.
Diese Kunst soll von Rhöcus Theodorus aus Samos, oder von Dädalus, oder von Dibutades, einem Töpfer aus Sicyon, erfunden worden seyn. Die Griechen und Römer haben uns vortreffliche Meisterstücke darinn hinterlassen. Die berühmtesten Bildhauer sind gewesen, unter den Israeliten: Beseleel, welcher die Stiftshütte bauete; unter den Griechen: Mentor, Phydias, Aristides; unter den Römern: Demaratus; unter den Deutschen und übrigen neuern Völkern; Bernhard, Kern, Buonarotti, Schlüter, Wermuth, und Andere.
90. Kupferstecherkunst.
Sie war den Alten unbekannt, und soll von einem Goldschmiede in Florenz, Namens Maso Fineguerra um das Jahr 1460 erfunden worden seyn. Albrecht Dürer hat sie zu ihrer Vollkommenheit gebracht. Die berühmtesten Kupferstecher waren: Höpfer, Merian, von Siegen, der im Jahre 1648 die schwarze Kunst erfand, welche der Pfalzgraf Rupert verbesserte, Jan son, Vaillant, Berger und Andere.
91. Holzschnitte.
Diese wurden im Anfange des 15ten Jahrhunderts von Michael Wohlgemuth erfunden. In den folgenden Zeiten haben sich Bürkmayer, Lukas Cranach der Jüngere, [230] Stimmer, Kreuzberger, Zanetti, Le Petit und Unger darinn hervorgethan.
92. Buchdruckerkunst.
Es hat Leute gegeben, welche die Erfindung des Druckes den Chinesern zueigneten. Aber dieß ist grundfalsch. Denn, was die Chineser davon haben, ist mehr eine Malerey, als Buchdruckerey zu nennen; und sie gießen keine solche Figuren, wie unsere Schriftgießer, sondern schneiden solche in Blatten, wie bey uns die Holzschnitte gemacht werden.
Die Erfindung dieser edlen Kunst war also einer andern Nation vorbehalten. Aber wo, wann, und von wem die Buchdruckerkunst erfunden worden, hierüber sind immer Strittigkeiten entstanden, die bisher noch nicht verglichen sind. Die Holländer eignen die Erfindung ihrem Lorenz Coster von Harlem zu. Allein, zu geschweigen, daß kein einziges gedrucktes Werk mit Costers Namen aufgewiesen werden kann, so war er vielmehr ein Formschneider, als Buchdrucker, der seine ganz in Holz geschnittene Formen auf einer Seite abdruckte, und die Blätter zusammenklebte. Wir müssen also vielmehr sagen, daß die Buchdruckerkunst in Deutschland erfunden worden. Aber auch hier äußern sich neue Streitigkeiten. Einige sagen, sie sey zu Straßburg von Johann Mentelin, Andere, zu Maynz von Johann Guttenberg erfunden worden. Allein, weil man lange vor Mentelin zu Maynz[231] gedruckte Bücher findet, so bleibt Maynz die Ehre der Erfindung. Und dieß ist, was heut zu Tage die Gelehrten für das Wahrscheinlichste halten. Nämlich, Johann aus dem Geschlechte der Ritter von Sorgenloch, sonst auch Guttenberg, Gänsefleisch, oder der Junge genannt, verließ seine Vaterstadt Maynz, und setzte sich zu Straßburg. Dort übte er ziemlich geheim zerschiedene Künste, und machte auch Versuche, Bücher zu drucken. Nach einigen fruchtlosen Versuchen kam er im Jahre 1445 nach Maynz, wo er im Jahre 1449 mit Johann Faust, einem vermöglichen Burger, dessen Bruder Jakob ein Goldschmied, und nachher auch Burgermeister war, einen Vertrag geschlossen. Faust gab zweymal 800 Goldgulden her, und setzte dem Guttenberg noch darüber jährliche 300 aus; Guttenberg aber verpfändete dem Faust dafür seine ganze Kunst und all sein Druckerzeug. Diesen gesellte sich noch Peter Schöffer oder Schoiffer von Gernsheim bey, der ein geschickter Schreiber und erfindsamer Kopf war, und bald eine leichte Art von Schriftgüssen aus Erz oder Zinn erfand, da man vorher nur einzelne hölzerne Buchstaben geschnitten, und abgedrucket. Zum Lohne hat er Fausts einzige Tochter Christine zur Ehe erhalten. Nun im Jahre 1450 unternahm Guttenberg, in Gesellschaft Johann Faustens und Peter Schöffers, eine lateinische Bibel zu drucken; ehe sie aber noch zwölf Bogen abgedruckt hatten[232] waren schon 4000 Gulden weg. Faust sah eines Theils, daß bey dieser Kunst Etwas zu gewinnen war, andern Theils, das Guttenberg mit der Bezahlung nicht beyhalten konnte; er belangte also den Guttenberg gerichtlich. Allein, weil Faust Mittel hatte, und also einen bessern Nachdruck geben konnte, ward Guttenberg von seiner Druckerey vertrieben, und Faust in deren Besitz gesetzet, der also mit seinem Gehilfen Schöffer, die im Jahre 1450 angefangene lateinische Bibel im Jahre 1462 vollendet hat. Das erste gedruckte Werk, welchem am Ende Drucker, Druckort und Druckjahr beygesetzet ist, ist der Psalter Davids (Psalmorum Codex 1457). Die nun also erfundene Kunst wurde bis auf das Jahr 1462 in Maynz von obgemeldten Faust und Schöffer ziemlich geheim gehalten, bis sie sich endlich allenthalben verbreitet hat. Konrad Schweyn heim, und Arnold Pannarz brachten diese Kunst zum ersten nach Rom, wo sie im Jahre 1467 die Briefe des Cicero in lateinischer Sprache druckten. Ungefähr um das Jahr 1466 errichtete Johann Bämler seine Druckerey zu Augsburg, und hatte an Günther Zeiner aus Reitlingen, Johann Schüßler, Anton Sorg, Johann und Ambrosius Keller, Johann Wiener, und Johann Schönsperger eifrige Nachfolger. Eben dort in dem berühmten Benediktinerkloster zu St. Ulrich und Afra hat der Abt Melchior von Stamheim im Jahre 1472 eine Buchdruckerey[233] veranstaltet, aus welcher zerschiedene Werke an das Tageslicht getreten. Und so begann auch nach und nach diese Kunst in andern Gegenden.
Die Buchdrucker haben die schönsten Privilegien und Freyheiten erhalten. Denn da diese Kunst ungefähr um das Jahr 1440 ihren Anfang nahm, und Friedrich III. römischer Kaiser dieß erfuhr, erfreuete er sich sehr darüber so, daß er die Kunstverwandten, dem Adel und den Gelehrten gleich, befreyet, ihnen Gold zu tragen erlaubet, auch besonders den Setzern einen Adler, den Druckern aber einen Greif mit den Druckerballen in der einen Klaue, und beyde Wappen mit offenem Helme verliehen hat.
93. Buchbinderkunst.
Von dem ersten Erfinder weis man keine gewiße Nachricht zu geben. Doch ist diese Kunst vermuthlich so alt, als die Kunst Schriften zu verfertigen selbst, aber nach dem Unterschiede der Zeiten unterschiedlich gewesen. Denn, als man noch auf Baumrinden zu schreiben pflegte, so war der Buchbinder Arbeit dabey mehr nicht, als daß sie das Ende solcher beschriebenen Rinden an einem Stöckchen fest machten, und die Rinde selbst darauf rolleten; dergleichen Buch die Lateiner Volumen, eine Rolle nannten. Dieses Stockes Spitzen wurden mit Golde, oder einer andern Farbe bestrichen, und die also aufgewundene Rolle in einem Futterale aus Cedern oder anderm[234] dauerhaften Holze verwahret. Als man auf Pergament und Papier zu schreiben anfieng, wurden die Blätter zusammengeheftet, hinten mit Leder besetzet, und zu den Seitendeckeln bloße hölzerne Bretter genommen, die man mit Leder überzogen, mit ledernen Riemen, und auch zu Zeiten mit messingenen Buckeln und Blechen in der Mitte und an allen vier Ecken, auch mit Klausuren versehen hat, worauf öfters Bildnisse erscheinen. Nach Erfindung der Buchdruckerey ist man auch mit der Buchbinderkunst immer weiter gekommen; bis man endlich den jetzt gebräuchlichen schönen Einbund zu Stande gebracht hat. Die gemeinsten Bände sind in allerhand buntem Papiere, in Pergament, in Kalbs- oder Schafleder, braun und auf dem Rücken vergoldet, welches man Franzband heißt; Englischband, welcher auch ohne Gold dem französischen an Zierlichkeit Nichts nachgiebt; Marmorband, Horenband, worinnen die Holländer vortrefflich sind, und Schweinlederband.
94. Schreibkunst.
Das Zuverläßigste ist, daß die Buchstabenschrift in einem Zeitpunkte zwischen Noe und Moses erfunden worden. Sie ward stark von den Aegyptern und Phöniziern getrieben. Von da kam die Schrift nach Syrien, Arabien Chaldäen und Aetiopien; dann zu den Griechen, von diesen zu den Lateinern, von den Lateinern zu den Deutschen. In alten Zeiten schrieb man[235] auf Stein, Metalle, Holz, Wachs, Helfenbein, Baumblätter und Baumrinden. Es wurden auch weiße hölzerne Täfelchen mit Wachs überzogen, darein ritzte man mit einem Griffel die Buchstaben; und wenn es gefehlt war, strich man es wieder mit dem umgekehrten breiten Theile des Griffels aus. In Ostindien wird noch heut zu Tage auf Baumblätter geschrieben. Die Lateiner nennen ihre Bücher Libros weil Liber das Bast, die innere Rinde der Bäume heißt, auf welche die Alten schrieben. Bey uns Deutschen kömmt das Wort Buch von der Buche, einem Baume, her, auf dessen Rinde sich sehr schicklich schreiben läßt.
Das Geräth, dessen sich die Alten zum Schreiben gebrauchten, war bey der Stein- und Metallschrift der Meißel; bey hölzernen und wächsernen Tafeln eiserne, und, wie Einige wollen, auch beinerne Griffel. Bey den Papierarten wurde Anfangs ein Schilfrohr gebraucht, welches den Schnitt und Spalt unserer Federn hatte; worauf endlich die Kiele der Gänse, Schwanen, Raben, Pfauen etc. folgten.
Die Dinte der Alten bestand aus einem andern Stoffe, als die unsrige. Sie war nicht viel flüßig, welches die erhabenen Buchstaben der alten Schriften beweisen. Die Titel eines Buches, Anfangsbuchstaben, Randglossen,[236] Unterschriften der Bücher wurden mit Purpur, Zinnober, Menig, zuweilen auch blau, grün oder gelb geschrieben, daher der Name Rubrik entstanden ist. Zu diesem kam noch die Gold- und Silberschrift, welche meistentheils bey der heiligen Schrift und Werken, welche man beym Gottesdienste brauchte, vorkömmt. Unsre heutige Dinte wird aus Galläpfeln, Vitriol und Gummi zubereitet.
Es ist nur noch übrig, zu sagen, in welcher Richtung einst geschrieben wurde. Einige schrieben kreisförmig und ins Runde. Andere schrieben senkrecht, so, das Buchstabe unter Buchstabe, oder Wort unter Wort stunde. Diese Art war besonders bey den alten Griechen üblich. Noch heut zu Tage schreiben die Chineser, Japaner und Tartarn von Oben herunter; die Philippiner und Malaccenser aber von Unten hinaus. Die Hebräer, Araber und Türken schreiben von der Rechten zur Linken. Wir aber schreiben von der Linken zur Rechten.
95. Pergament.
Der Gebrauch des Pergaments in der Schreiberey ist viel älter, als der Gebrauch des Papiers. Das Pergament aber soll erfunden haben Attalus, ein König zu Pergamo, einer Stadt in Klein-Asien, 130 Jahre vor Christi Geburt; und daher heißt man es Pergament. Als nun das Pergament auch in Europa bekannt wurde, brauchte man anstatt[237] der Baumrinde das Pergament zum Schreiben, so lang, bis das Papier aufkam; wie dann alle alte Diplomata oder Gnadenbriefe auf Pergament, und zwar in lateinischer Sprache geschrieben worden, bis auf Kaiser Rudolphs I. Zeiten, aber mit so unleserlicher Schrift, daß man fast ein eignes Wörterbuch dazu vonnöthen hatte. Mabillon der gelehrte Benediktiner aus Frankreich, welcher im Jahre 1707 gestorben, hat davon den Anfang gemacht. In großen Bibliotheken und Klöstern findet man auch noch Bücher auf Pergament mit allerley Farben, auch mit Gold geschrieben. In dem kaiserlich- und gefürsteten Reichsstifte zu St. Emmeran in Regensburg sieht man noch heute ein überaus kostbares Evangelienbuch, welches unter dem Kaiser Karl Kalvus, als er noch König in Frankreich war, mit lauter goldenen Buchstaben, im Jahre 870, daselbst geschrieben worden.
96. Papier.
Das Papier hat seinen Namen her von einem ägyptischen Baume, Papyrus genannt, dessen Blätter die alten Aegyptier dergestalt zum Gebrauche zuzubereiten wußten, daß man darauf schreiben konnte. Die jetzige Kunst, aus Lumpen von alter Leinwant Papier zu machen, soll erst im Jahre 1470 durch Anton und Michael, aus Gallizien gebürtig, zu Basel in Deutschland, erfunden worden seyn. Wiewohl der gelehrte Jesuit Balbin in seiner [238] Historia Bohemica beweisen will, daß es allbereit im Jahre 1340 in Deutschland bekannt gewesen. Herr von Murr hat zu Nürnberg zwey Papierblätter entdecket, auf derer einem die Consules, Scabini und Nominati vom Jahre 1319 verzeichnet sind. Sie sind ziemlich dicht, aber noch etwas rauh, und nicht gar weiß. Bisher ist wenigst keine sichere Probe vor dem vierzehnten Jahrhunderte aufgewiesen worden. Die weiße Lumpen nimmt man zum Schreibpapier, und je feiner die Lumpen, je feiner wird auch das Papier; die groben Hadern werden zum blauen oder Pack- und Fließpapier genommen. Ein gutes Papier muß seyn 1) rein, 2) stark, und 3) weiß. Ein Riß hält 20 Buch; ein Buch von Schreibpapier hält 24 Bogen, vom Druckpapier aber 25 Bogen.
97. Münzwesen.
Anfangs hatte man gar keine Münze, sondern, wer von einem Andern Etwas erhandeln wollte, gab ihm andere Waaren dafür Hernach brauchte man das Eisen. Wer nun einem Andern einen Zentner Woll abkaufte, der gab ihm eben so viel Eisen dafür. Weil aber dieses nicht gut that, brauchte man anstatt des Eisens die Thierhäute oder Leder, welche man in kleine Stücklein schnitt, und gewiße Zeichen darauf machte; daher die Münze Pecunia genannt wurde, welches Wort von Pecus, Thier, herstammt.[239]
Endlich ist zu der Römer Zeiten das jetzige Münzwesen von Gold, Silber und Kupfer in Deutschland eingeführt worden. Vor Zeiten hatte der Kaiser in Deutschland nur allein das Recht Münzen zu schlagen; jetzt aber hat jeder Souvrain für sich das Recht, in seinem Lande Münzen zu schlagen.
98. Holländer Dukaten.
Als die Holländer oder die 7 Provinzen im Jahre 1556 von Spanien abfielen, schlugen sie eine Goldmünze, worauf ein geharnischter Mann mit einem Büschel Pfeile, sammt dieser Umschrift: Concordia res parvæ crescunt, discordia maximæ dilabuntur: Durch Einigkeit werden die kleinen Dinge groß, durch Uneinigkeit werden die größten Dinge klein, und fallen übern Haufen. Durch diesen geharnischten Mann stellen sie vor den Scylurus, einen König der Scythener dieser hatte 30 Söhne; als er sterben wollte, gab er Einem nach dem Andern einen fest zusammengebundenen Büschel Pfeile, mit Befehl, denselben zu zerbrechen; da Keiner aus ihnen dieses thun konnte, sagte Scylurus der Vater: Sehet liebe Söhne! also wird es euch nach meinem Tode begegnen; seyd ihr einig, und haltet fest zusammen, so wird euch kein Feind brechen und überwinden können; seyd ihr aber uneinig so werdet ihr bald übern Haufen geworfen werden. Und dieses ist der Ursprung der Holländer Dukaten, wie man sie noch heut zu Tage siehet.
[240] 99. Kremnitzer Dukaten.
Die berühmten Kremnitzer Dukaten haben ihren Namen her von der Bergstadt Kremnitz in Ungarn. Das dortige Bergwerk ist vor diesem meistentheils voll Goldadern gewesen, hat aber mit der Zeit sehr abgenommen; daher die Kremnitzer Dukaten auch dermalen sehr rar sind.
100. Räbler Dukaten.
Die Räbler Dukaten haben ihren Ursprung von einem Raben: daher heißt man sie Räbler Dukaten. Es hat sich also zugetragen: Mathias Corvinus, König in Ungarn, der im Jahre 1458 regierte, ließ eines Tages seinen goldnen Ring mit einem kostbaren Smaragd, bey offenem Fenster liegen. Indessen kam ungefähr ein Rab, nahm den Ring mit sich, und trug ihn in sein Nest auf einen Eichbaum. Der König sah diesen Diebstahl, gieng dem Raben nach, schoß ihn glücklich sammt dem Neste herunter, und bekam also seinen Ring wieder. Darauf ließ er zum ewigen Denkzeichen eine Goldmünze prägen, mit der Bildniß eines Rabens, welcher den goldnen Ring im Schnabel führte. Und dieß sind die sogenannten Räbler Dukaten.
101. Joachimsthaler.
Diese Thaler haben ihren Namen von dem Thale oder Joachimsthale, welches eine berühmte Bergstadt in Böhmen ist, her: denn allda[241] wurden die ersten Thaler im Jahre 1519 geschlagen, und also Joachimsthaler genannt.
102. Bernthaler.
Die Bernthaler haben ihren Namen her von der Stadt Bern in der Schweitz: denn allda sind sie zuerst geschlagen worden.
103. Gulden.
Die ersten Gulden sind zu Florenz in Wälschland gemünzet worden; daher wir noch dieselben Florenos nennen, und mit fl. schreiben.
104. Groschen.
Die ersten Groschen sind zu Guttenberg, einer kleinen Stadt in Böhmen, im Jahre 1300 geschlagen worden; darum man sie noch heute die böhmische Groschen nennet.
105. Batzen.
Die Batzen kommen her von dem Wörtlein Betzen, so einen kleinen Bären bedeutet, welchen die Stadt Bern in der Schweitz, welche diese Münze zuerst geschlagen, darauf gepräget hat.
Batze ist eine Scheidemünze in Franken, und Schwaben etc. Der leichte gilt 4 leichte Kreuzer, der gute aber 5 leichte Kreuzer.
106. Kreuzer.
Der Kreuzer ist eine kleine Münze, die sonderlich in Franken, Schwaben, Baiern, und am Rheine sehr gemein ist; und derer Drey einen[242] Kaisergroschen machen. Sie sind unter den ersten fränkischen Königen und Kaisern von dem darauf geprägten Kreuze so genannt.
Ein leichter Kreuzer ist vier leichte Pfennige, und sechzig ein Kaisergulden.
Es giebt auch, besonders in Franken, sogenannte gute Kreuzer, derer Einer vier gute Pfennige, also Drey einen guten Groschen, Vier einen schweren Batzen, und Zwey und siebenzig einen Reichsthaler machen.
Die sogenannten Rädel- oder Maynzer Kreuzer haben von dem Wagenrade, welches die Maynzer in ihrem Wappen führen, ihren Namen. Dieses Wappen aber stammet von ihrem ersten geistlichen Kurfürsten her, der eines Wagners Sohn war.
107. Pfennig.
Eine jede Münze kann überhaupt ein Pfennig genannt werden; und so hat man dicke, breite, dünne, schwere, silberne, goldene und andere Pfennige. Also heißt ein Ehrenpfennig ein Stück Geldes, das zu Ehren angewendet wird; ein Nothpfennig, den ein jeder sorgfältige Hausvater auf die Zeit einer Noth oder Bedürfniß zurückleget; ein Zehrpfennig, der zur Zehrung auf eine Reise mitgenommen wird, oder auch der zur täglichen Nothdurft bestimmet ist; ein Schaupfennig, der nicht zur Ausgabe, sondern zum Andenken gepräget worden. Die eigentlich sogenannten Pfennige, die als eine besondere Münze gelten, sind nach ihrem[243] Werthe sehr unterschiedlich. Nach dem Münzedikte von 1559 gehen auf einen rheinischen Gulden 300 tyrolische, 252 fränkische, 240 östreichische, 210 rheinische Pfennige.
108. Ursprung des Feldbaues in Deutschland.
Die alten Deutschen haben lange Zeit nach der Sündfluth Nichts von dem Ackerbaue gewußt; sie hatten nur wildes Obst, Kräuter und Fleisch von wilden Thieren ohne Brod gegessen. Endlich im 1500 Jahre vor Christi Geburt soll der König Osiris und Isis seine Ehegemahlinn aus Aegypten ins Deutschland gekommen seyn, und die Deutschen unterrichtet haben, wie sie ackern, säen, düngen, schneiden, mähen, mahlen, kneten und backen müßten. Doch haben die alten Deutschen den Ackerbau nicht so fleißig, als die Römer, besorget, indem die stärkesten und tapfersten Männer in den Krieg zogen; die Weiber und schwachen Alten aber mußten dem Feldbaue abwarten.
109. Alchymie oder Goldmacherkunst.
Alchymie, die Einige auch Spagyria, Hermetica etc. nennen, wird zuweilen mit der eigentlichen Chymie oder Scheidekunst, welche eine höchst nützliche Wissenschaft ist, verwechselt, da es doch eigentlich die Kunst, Metalle zu verwandeln, oder den Stein der Weisen (Lapidem philosophicum) zu finden, das ist, Gold zu machen, bedeuten soll, worüber schon so Mancher unglücklich und verwirrt geworden.[244] Die Alchymisten wollen ihre Kunst so alt machen, daß sie wohl gar den Moses und die Patriarchen als ihre Vorgänger ansehen, welches wirklich abgeschmackt ist. Vornämlich leiten sie ihre Kunst vom Hermes Trißmegistus her, welcher solche in Aegypten ferner fortgepflanzet habe. Sie soll in den Morgenländern sehr lange getrieben worden seyn, sey aber an die Griechen und Römer etwas später, und endlich auch an die übrigen Europäer gekommen. Unter die bekannten Goldmacher zählet man 1) den Arnaldus de Villanova, 2) Raymundus Lullus, 3) Johannes de Rupescissa, 4) Basilius Valentinus, 5) Antonius Bragadinus, 6) Bernardus Trevisan, 7) Helmontius, 8) Theophrastus Paracelsus, und Andere, in derer Schriften so viel Dunkelheit herrschet, daß sie selbst nicht wissen, was sie sagen wollen. Ob eine wirkliche Verwandlung der Metalle möglich sey, daran zweifeln auch die Größten der neuern Chymikern. Da aber ein Metall nie so rein ist, daß es nicht Theilchen von andern bey sich führen sollte, so ist die sogenannte Verwandlung eigentlich eine sehr genaue Absönderung dieser Theilchen; und auf diese Art ist es möglich, eines Dukaten werths Gold zu erhalten, wenn die Arbeit über zehn Dukaten kostet. Aber mit großem Vortheile Gold zu machen, wie sich Manche rühmen, ist eine Kunst, die nie zu erfinden ist. Unglücklich ist Derjenige, welcher Betrügern, die sich dafür ausgeben, trauet,[245] und Geld vorschießt; und eben so unglücklich ist Der, welcher selbst anfängt, allerley Versuche zu machen. Beyde werden ihre Thorheit am Ende bereuen, wenn sie sich vielleicht um den größten Theil ihres Vermögens gebracht haben. Bernhard Penot, ein berühmter Alchymist, nachdem ihn seine fruchtlose Versuche in die größte Armuth versetzet, soll gesagt haben: Wenn man seinem Feinde heimlich beykommen will, so rathe man ihm, ein Alchymist zu werden. Auch die Italiäner haben ein Sprüchwort: Arbeit, Rauch, Hunger, Gestank, Frost, und zuletzt der Galgen, sind der Gewinn eines thörichten Goldmachers. So saget man auch: Die Alchymia hat zwey A, das erste bedeutet Arbeit, das andere Armuth.
110. Glasmacherkunst.
Das Alter der Glasmacherkunst wollen einige aus jener Stelle des Jobs 28. v. 17. beweisen: Gold und Glas mag ihr nicht gleich geachtet werden. Plinius erzählet, es sey bey seiner Zeit die Sage gewesen, daß gewiße Kaufleute am Ufer des Flusses Beli in Syrien das Glas erfunden; er setzet auch bey, daß man zu den Zeiten des Kaisers Tiberius die Kunst gewußt, daß Glas so weich zu machen, daß es sich hämmern ließ, obschon man diese Erfindung unterdrücket, damit das Metall, Erz, Gold und Silber nicht ins Abnehmen kommen möchte. Allein, Viele der geschicktesten Naturkündiger[246] haben Jenes, was da Plinius erzählet, gründlich widerleget. Aber wann, und von wem das Glas zuerst erfunden worden, ist nicht gar gewiß, ob man schon gewiß sagen kann, daß die Glasmacherkunst, um welcher wegen schon bey den Alten Sidon soll berühmt gewesen seyn, viel neuer ist, als die Erfindung des Glases selbst.
Als Kaiser Mathias, der von dem Jahre 1612 bis 1619 regierte, eine Zeitlang zu Linz in Oestreich Hof hielt, meldete sich ein Künstler an, welcher auch die Scherben von zerbrochenen Gläsern wieder zusammen zu fügen wußte. Er konnte die Gläßer künstlich schneiden, und also zubereiten, daß man sie, wie Papier, zusammenlegen, und von einander ziehen konnte. Diese Kunst aber ist mit ihm gestorben.
Das venezianische Glas ist jetzt das schönste. Es wird eben wie das deutsche gemacht; nur, daß anstatt des Sandes Bergkrystall, oder sonst reine Steine aus dem Pofluße, und das beste Aschensalz dazu genommen wird.
Bey den Venetianern und Franzosen werden die Glasmacher für edle Leute gehalten, in Deutschland aber nicht; doch wird die Glasmacherey als eine große Kunst von den Deutschen geschätzt.
111. Ursprung der Glocken.
Wann die Glocken aufgekommen, kann man eigentlich nicht sagen; doch wissen wir aus der heiligen Schrift, daß der Hohepriester Aaron[247] im alten Testamente schon goldne Glöcklein an seinem seidenen Rocke getragen, damit man seinen Klang gehöret, wann er in das Heilige vor dem Herrn aus- und eingegangen. So Viel aber melden die Schriftsteller, daß um das Jahr Christi 400 der heilige Paulin, Bischof zu Nola in Kampanien, einer Landschaft in Wälschland, zuerst die Leute mit Glocken zum Gottesdienste berufen habe. Papst Sabinian, der im Jahre 604 lebte, hat hernach diesen löblichen Gebrauch in der ganzen christlichen Kirche verordnet.
Zu jetzigen Zeiten sind die Glocken ganz gemein, und ist selten ein Dorf, wo keine Glocke darinn ist. In großen Städten hat man gar ansehnliche Glocken. Die große Glocke zu Wien, in Oestreich, ist 373 Zentner schwer, 10 Schuhe weit und hoch, hat 31 Schuhe, 2 Zoll im Umfange. Der Schwängel wiegt 12 Zentner. Diese ließ Kaiser Joseph der Erste zu Wien, im Jahre 1711, aus metallenen Stücken, die man im Jahre 1683 bey dem wienerischen Entsatze in dem türkischen Lager erbeutet hatte, gießen. Sie wurde durch 200 Personen auf dem Stephansfreythof gebracht, und von dem damaligen Bischof, Franz Ferdinand, Freyherrn von Rumel, in Beyseyn 8 Prälaten geweihet. Die berühmte Glocke zu Erfurt hat 275 Zentner; die Glocke in der Stadt Moskau hat 356 Zentner; die Glocke zu Tolosa in Spanien 500 Zentner; die Glocke zu Lugdun 250 Zentner; die Glocke zu Lion in Frankreich 250.[248]
Zu Regensburg giebt es so viele Glocken, daß man im gemeinen Sprüchworte saget: Wer auf der steinernen Brücke geht, und keine Glocke lauten hört, der ist nicht zu Regensburg gewesen. Die zwey größten Glocken zu Regensburg sind, die im Dom, welche über 100 Zentner schwer ist; und die bey St. Emmeran, welche bey 90 Zentner hat.
Im Jahre 1723 hat sich ein Künstler, Thomas Gruber genannt, ein Schmied zu Stulfelden in Oberpinzgau, Salzburgerlands, hervorgethan, welcher die allergrößte und schwereste Glocke ohne schwere Bemühung, mit seinem Sohne Urban Gruber allein umgehänget, und also kunstreich in das Gewicht geleget, daß, wo vorher 3 bis 4 Personen an einer Glocke genug zu ziehen gehabt, jetzt, nach Umhängung, dieses Einer allein vollbringen kann. Seine Proben sind in Bairen und der Obernpfalz genugsam bekannt.
112. Erfindung des Pulvers und der Stücke.
Ehe man das Pulver erfunden, pflegte man nur mit Pfeilen zu schießen; nachdem aber in Deutschland, im Jahre 1380 das Pulver erfunden worden, fieng man an, mit Stücken und andern Geschützen zu schießen. Das Pulver soll Bertholdus Schwarz, ein Franziskaner, oder wie Andere wollen, ein Benediktiner, von Freyburg gebürtig, erfunden haben. Er war ein künstlicher Chymiker, und gieng mit dem[249] Feuer, ausbrennen und distilliren viel um. Einsmals vermischte er Schwefel und Salpeter mit Kohlen, und that es in einen verdeckten Mörser; da aber unversehens ein Fünklein Feuer darein fiel, fuhr das Ding mit großem Knalle zusammen heraus. Und dieses ist der Ursprung des Pulvers und der Stücke etc.
In den berühmten Zeughäusern zu Venedig, Wien, Petersburg, Dreßden und Berlin werden alte und neue Stück in großer Menge angetroffen; es ist aber die Artillerie oder das Geschütz jetzt weit besser als vor hundert Jahren eingerichtet; sonderbar, weil erst kürzlich die preußischen Geschwindstücke aufgekommen sind.
113. Turnier oder Ritterspiel.
Die Turniere nahmen ihren Anfang um das Jahr 923, und Kaiser Heinrich, der Vogler, hat dieselben eingeführet, damit der Adel in den Waffen besser geübet würde. Das erst Turnier wurde gehalten zu Magdeburg im Jahre 923, daß letzte hernach zu Worms im Jahre 1487.
Das Turniren bestand in Diesem: Mann und Pferd waren schwer geharnischt, und rannten mit Speeren aufeinander. Wer nun seinen Gegner aus dem Sattel hub, und zur Erde setzte, der hatte das größte Lob. Es geschahen aber hundert Unglücke dabey. Es durften nur Jene mit turniren, welche von altem und vornehmem Adel waren; darum wird noch heut zu Tage[250] bey dem deutschen Adel darauf Acht gegeben, ob sie turniermäßig sind.
114. Ursprung der Reichsstädte.
Die Reichsstädte kommen meistens her von Karl IV. dem Kaiser und Könige in Böhmen, der die goldne Bulle 1356 gemacht hat. Denn dieser versprach einem jeden Kurfürsten 100tausend Dukaten, wenn sie den Wenceslaus, seinen Sohn, würden zum römischen Könige, nämlich zu seinem Nachfolger erwählen: weil ers aber an baarem Geld nicht konnte bezahlen, verpfändete er ihnen die offenbarn Reichszölle und andere Einkünfte eines Kaisers, räumte auch ihnen die Supremität in ihren Landen, die bisher allein dem Kaiser zugehörte, ein; auch gab er einigen Städten ums Geld die Freyheit, nach ihrer eignen Maaß und Ordnung zu leben. Wodurch er aber dem Adler die besten Schwingfedern ausgerupfet, daß jetzt ein Kaiser ohne eigne Mittel nicht mehr bestehen kann. Daher soll Kaiser Maximilian I. von diesem Karl gesagt haben: Deutschland habe niemals einen schädlichern Regenten gehabt, als diesen Karl.
115. Karlsbad.
Dieses berühmte warme Bad hat seinen Ursprung vom Kaiser Karl IV. daher mans auch Karlsbad nennet. Er jagte einsmals in der Gegend der Stadt Eger, und als ein Jagdhund seine Füße verbrannte, und zu schreyen anfieng,[251] suchte man nach, woher dieses kommen möchte, und erfand also dieses Bad, im Jahre 1370. Es liegt in Böhmen, eine Stunde von Eger, dessen Wasser siedheiß aus der Erde hervorquillt. Daher kömmt auch der sogenannte Sauerbrunn.
Es giebt in Deutschland noch andere gesunde Bäder, als: das zu Aachen, das Schwefelbad zu Abach in Baiern, das Emserbad in der Wetterau, das Wildbad im Würtembergerlande, das Wildbad zu Neumark in der obern Pfalz, das Pfefferbad in der Schweitz, das Wißbad bey Maynz, das Schlangenbad zu Schwalbach, nicht weit von Maynz, und andere dergleichen mehr; man zählet derselben nur in Deutschland allein 120 vornehme Bäder; in Frankreich 45, in Portugall 8, in Spanien 45, in Wälschland 36, in Ungarn 9, in Pohlen sehr viel.
116. Bartscheeren.
Die Bärte wurden vor Alters in allen Ländern für eine Zierde der Männer gehalten; wie dann der Poet singt: Barba virile decus, quam vix duo puncta notabant. Daher fiel es dem Könige David sehr empfindlich, daß Hanon, der Ammoniter König, seinen Gesandten die Bärte abscheeren ließ, welchen hernach David, wegen dieser Beschimpfung, hart geschlagen. Die Longobarder in Wälschland, wegen ihren großen Bärten also genannt, haben es für eine große Strafe gehalten, wenn man Einem aus[252] ihnen den Bart abgenommen. Es wird auch in den Lehenrechten für eine Schmach geachtet, und eine gewiße Strafe gesetzet, wenn Einer dem Andern den Bart ausraufet.
Wann aber der Gebrauch, den Bart zu scheeren, aufgekommen, kann man nicht melden; doch sagen einige Schriftverfasser, daß Ticinius Mena die ersten Barbierer aus Sizilien nach Rom gebracht habe, wo man bey 454 Jahre nach Erbauung dieser Stadt keine Barbierer gehabt hatte. Afrikanus soll der Erste zu Rom gewesen seyn, der sich den Bart scheeren und auch die Verordnung ergehen ließ, daß man sich alle Tage sollte scheeren lassen. Adrian aber, der römische Kaiser, welcher im Jahre Christi 117 regierte, hat zum ersten wieder einen Bart getragen. Unsere alte Deutsche haben jederzeit Alles auf den Bart gehalten, welchen sie auch immerfort getragen; und es sind etwa erst 100 bis 200 Jahre, daß man in Deutschland anfieng, den Bart völlig wegzuscheeren.
117. Erfindung des Salzes.
Die Salzgruben hat Ancus Marcius erfunden; es muß also der Gebrauch des Salzes uralt seyn: zumalen schon im alten Testamente öfters von dem Salze Meldung geschieht, wie dann des Lots Eheweib, schon im Weltjahre 2048, in eine Salzsäule verändert worden. Jetzt giebt es hin und wieder große Salzgruben, absonderlich in Pohlen; in Deutschland aber sind vornämlich die Salzsiedereyen bekannt. Und[253] diese Kunst, aus Wasser Salz zu sieden, hat zuerst Elisabetha, die Ehefrau des Kaisers Albert I. der im Jahre 1300 regierte, erfunden und eingeführt. Das erste Salz in Deutschland ist gesotten worden zu Hall im Innthale, einer kleinen Stadt im Tyrol.
Es giebt in Deutschland noch viel andere Salzsiedereyen, derer die vornehmsten sind, die zu Lüneburg, Halle in Sachsen, Frankenhausen in Thüringen, Allendorf in Hessen, Halle in Schwaben, Halle im Salzburgischen, Kitzingen in Franken, Traunstein in Oberbaiern etc.
118. Wein.
Vor der Sündfluth wußte man Nichts von dem Weine; nach der Sündfluth, im Jahre der Welt 1660 fieng Noe erst an, Wein zu bauen, wovon er auch zum ersten rauschig wurde. Unsere alte Deutsche haben anfänglich keinen Wein getrunken, auch ihnen keinen zuführen lassen, aus Sorge, sie möchten zu weibisch und also zum Kriegen untauglich werden. Jetzt giebt es in Deutschland unterschiedliche Weine; unter diesen sind berühmt:
1. Der Oestreicherwein, ist ein guter, gesunder Tischwein. Er beschweret den Magen nicht, sondern befördert vielmehr dessen Dauung. Der bey Klosterneuburg und Brosenberg, unweit Wien, wächst, ist der beste.
2. Der Tyrolerwein, ist ebenfalls nicht zu verachten, trocknet aber stark aus; daher er[254] sparsam zu trinken ist. Die besten sind, der Etschwein, und der Craminer.
3. Der Rheinwein ist ein trefflicher Wein; tauget aber zum ordentlichen Tischtrunke nicht wohl, weil er gar zu hitzig. Nach dem Tische aber ist er über die Maßen gesund, indem er die Speisen im Magen zertheilet und verzehret. Die besten sind, der Rheingauer, der Bacharacher, der Hochheimer.
4. Der Neckarwein, ist der allerschwächste Wein; jedoch ist er am Geschmacke desto angenehmer, und zum Schmausen am geschicktesten, weil er nicht so fast in Kopf steigt. Die besten sind, der Heilbronner und Eßlinger.
5. Der Moselwein ist ein sehr gesunder Wein. Er schmecket auf der Zunge überaus angenehm, und bekömmt auch dem Magen wohl, geht bald durch den Harn, und hält den Leib offen; daher ihn Diejenigen trinken sollen, die sich vor der Gicht zu bewahren haben. Die besten wachsen um Düstemund, Wela und Zeltingen.
6. Der Frankenwein, ist nicht zu schwach und nicht zu hitzig; tauget also zum ordentlichen Tischtrunke. Man saget zwar: Frankenwein, Krankenwein; aber nicht darum, daß er die Gesunden krank mache, sondern, daß er die Kranken gesund mache. Im ersten Jahre ist er zwar etwas hart; nachgehends aber wird er gelinder und annehmlich. Der beste ist der Steinwein, welcher um Würzburg,[255] auf einem Gebirge, der Stein genannt, gebauet wird.
Ferner sind am Maynstrome der Werthheimer und der Klingenberger, sowohl wegen ihrer Lieblichkeit, als auch wegen der Gesundheit, beliebt, von welchen der letztere dem Moslerweine am Geschmacke nicht ungleich ist. Sonst pflegt man im Sprüchworte zu sagen:
Frankenwein, Krankenwein.
Neckerwein, Schleckerwein.
Moselwein, gesunder Wein.
Rheinwein, feiner Wein.
Oder also:
Zu Bacharach am Rhein,
Zu Klingenberg am Mayn,
Zu Würzburg am Stein,
Wachsen die besten Wein.
Von den ausländischen Weinen, die weit stärker und hitziger sind als der Deutschen, sind berühmt nachfolgende:
1. Der spanische Wein, ist unter den ausländischen der vornehmste. Man bekömmt ihn gar selten pur und gerecht. Anstatt dessen, wird aus Hönig, ausgepreßten Rosinen und Brandtewein eine Mixtur gemacht, und betrüglicher Weise dafür verkauft. Der gerechte ist gar süß: dabey aber überaus hitzig.
2. Canarienseck, kömmt von den Canarischen Inseln aus Afrika, welche der Krone Spanien[256] zugehören. Er kömmt fast mit dem spanischen überein, außer, daß er nicht so stark, wie der spanische ist. Jedoch ist er weit angenehmer, und auch für den Magen weit besser. Man verfälscht ihn eben, als wie den spanischen.
3. Malvasier kömmt aus Malvasia, einer Stadt in Morea, woselbst er am besten wächst. Den gerechten Malvasier nennen die Wälschen im Sprüchworte Manna in dem Munde, und Balsam im Gehirne. Dieser Wein wird auch aus allerhand Spezereyen durch Kunst nachgemacht.
4. Französischer Wein ist gleichfalls gar hitzig, anbey aber süß und angenehm zu trinken. Die besten sind folgende: der Burgunderwein ist theils weiß, theils roth; der rothe ist besser, beyde aber stärken und erwärmen das Haupt, den Magen, und das ganze Eingeweide. Der Champagnierwein ist noch besser als der Burgunder, indem er dem Geschmacke nach viel süßer und angenehmer, auch weit nahrhafter ist. Der Frontinlak kömmt aus Languedoc, er hat einen angenehmen Muskatellergeschmack, und giebt dem Magen sonderbare Kraft; hingegen ist er dem Haupte nicht gar zu angenehm.
5. Italiänischer Wein ist insgemein auch gar zu hitzig, dabey aber ebenfalls süß und angenehm zu trinken. Die besten sind folgende: Lacryma Christi in dem neapolitanischen Reiche[257] der also genannt wird, weil er ohne gewaltsames Pressen aus den Trauben gleichsam thränenweise fleißt. Der Montfiasconer oder Muskatellerwein, der Vernaker in dem genuesischen Gebiethe, welcher häufig nach Frankreich und England verführt wird. Der Rosatzer wächst in dem Distrikte von Aquileia.
6. Ungarischer Wein ist hitzig, doch süß und lieblich, auch sehr geistreich. Der Tockayerwein ist der beste, und dem spanischen und andern edelsten Weinen, wo nicht vorzuziehen, doch gleich zu schätzen.
Sonst wird auch aus dem Wein, sonderlich aus dessen Hefen, der sogenannte Brandtewein gemacht; man brennet auch solchen aus Korn, und andern Blumen oder Kräutern, die nämlich einen Geist von sich geben; auch aus Pfersching, Kirschen und andern Obst. Man muß aber nicht Viel sondern gar Wenig davon trinken; denn der Brandtewein ist kein Nahrungsmittel, sondern eine Arzney. Den jungen, magern und dürren Leuten ist der Brandtewein ein Gift; den dicken, kalten und feuchten Naturen aber ist er gesünder. Den alten Leuten ist er zum gesündesten; absonderlich zu Nachte beym Schlafengehen. Er vermindert die kalten, schleimigten, und bösen Feuchtigkeiten, und ersetzet und stärket die schwache natürliche Wärme. Sonst saget man insgemein von dem Brandteweine, daß er sey zu Morgens Bley, zu Mittag Silber, und zu Nacht Gold.
[258] 119. Bier.
Das Wort Bier kömmt her von dem lateinischen Worte bibere, welches trinken heißt; wer aber dasjenige Bier aus Gerste und Hopfen zu machen erfunden, ist nicht bekannt; das wissen wir wohl, daß die alten Deutschen schon vor Christi Geburt einen Getrauk aus Gerste gemacht, aber ohne Hopfen. Jetzt giebt es in einigen Orten überaus gute Biere, sowohl weises als braunes, und werden absonderlich die nachfolgenden braunen Biere angerühmt:
1. Das Bier zu Braunschweig ist wegen seines gewürzhaften Geschmackes sehr berühmt, und wird weit verführet.
2. Das Bier zu Breslau ist gut und stark.
3. Das Bier zu Schwandorf und Burglengenfeld in der Pfalz, an der Nab, ist gut, und bleibt immer frisch, wird auch nicht leicht sauer wegen ihren trefflichen Felsenkellern: denn dieselben sind im Sommer so kalt daß man einen darinn um 2 Kreuzer so viel trinken läßt, als er will; man kann aber nicht Viel trinken, wegen der allzu großen Kälte.
4. Das Bier zu Delft in Holland soll das beßte Bier in ganz Niederland seyn.
5. Das Bier zu Heydelberg und Mannheim ist ein gutes und gesundes Bier: es ist nicht zu süß, noch zu bitter.
6. Das Bier zu Hirschbruck im Nürnbergischen ist ein trefflich gesundes Bier. Es ist[259] zwar etwas bitter, aber doch nicht unangenehm, wird auch lang nicht sauer.
7. Das Bier zu Gräfenberg, im Nürnschen, giebt dem Hirschbrucker Bier nicht Viel nach, wenigstens schmecket es angenehmer.
8. Das Bier zu Anspach giebt ebenfalls dem Hirschbrucker Bier nicht Viel nach.
9. Das bairische braune Bier ist delikat und wohlschmeckend, dabey weder zu süß noch zu bitter.
Daß weiße Bier wird sehr angerühmt, absonderlich das zu Kehlheim, und das zu Amberg in der Obernpfalz.
10. In Leipzig und andern sächsischen Städten ist sonderlich bekannt der Duchstein, und Breyhan, welche Sommerszeit gar angenehm zu trinken sind.
11. Das schlesische und böhmische, haben fast einerley Geschmack und Natur; doch ist das bömische in etwas besser.
12. Das Bier zu Danzig ist gut, und überaus stark; ja man saget sogar, daß solches alle Bier in ganz Deutschland an Stärke übertreffe.
Zu einem guten und gesunden Bier gehöret:
1) Daß es klar sey; denn das trübe Bier machet Verstopfung, Wind und schweren Athem.[260]
2) Daß es aus guter Gerste und wohlzeitigen Hopfen gesotten sey. Der böhmische Hopfen ist der beste; der Hopfen zu Schmidmühlen in der Pfalz ist auch gut.
3) Daß es nicht zu viel und nicht zu wenig gehopfet sey. Ist es zu wenig gehopfet, so wird es bald sauer; ist es zu viel gehopfet, so machet es den Kopf leichtlich dumm und schwer. Man saget auch im Sprüchworte: Hopfenreich und malzarm, ist ein Bier das Gott erbarm.
4) Daß es wohl und genug gesotten sey: denn das übel gesottene Bier blähet den Leib auf, und verursachet Grimmen und Darmgicht.
5) Daß es alt und von der Hefe wohl gereiniget sey: denn das neue Bier verursachet allerhand Beschwerungen im Leibe, absonderlich die Harnstrenge.
Insgemein ist ein altes, dünnes und helles braunes Bier allezeit besser und gesünder, als ein neues, dickes und trübes; indem dieses letztere gemeiniglich den Leib stark aufblähet und verstopfet, Grimmen und die kalte Pisse, nebst andern Zuständen mehr, verursachet.
Ein gutes altes, abgelegenes braunes Bier, wie der gelehrte Bartholin meldet, giebt dem Leibe gute Nahrung, stärket den Magen und die Glieder, machet eine gute lebhafte Farbe, vertreibt und verhütet das Podagra; deßwegen wenige Leute in Dänemark das Podagra haben.[261]
Absonderlich ist das Bier gesund, wenn man es warm machet, einen guten Messerspitz voll gestossenen Ingwer, ein paar Eyerdotter, und etwas Zucker darein thut, und solches es zu Morgens trinket: denn solches ist gut gegen Husten und Brustschleim, machet leicht um die Brust, und befördert den Auswurf, stärket den Magen und die übrigen Leibesglieder, machet stark und fett, und vermehret das Geblüt.
120. Thee.
Der holländische Thee kömmt aus China in Asien, wo der beste wächst. Man nennet ihn Holländer Thee, weil die Holländer denselben zu uns nach Europa bringen. Unsere alten Vorfahren haben vor etwa hundert Jahren vom Thee- und Kaffeetrinken noch Nichts gewußt, und doch sind sie gesund verblieben; wenn sie aber übel auf waren; so tranken sie anstatt des Thees nur gekochtes Kümmel-Ehrenpreis oder Salbeywasser, welches ihnen vielmal besser geholfen, als uns dermal der ausländische Thee.
Es giebt zweyerley Thee: als nämlich der Chinesische aus China, und der Japonesische aus Japonien. Der Chinesische ist grün, derjenige aber, der etwas röthlich aussieht; ist alt, und wird in Indien Thee boy genannt. Der sogenante Kaiserthee kömmt aus Japonien. Der Chinesische ist besser in einander gerollet, und auch kräftiger als der Japonesische. Insgemein aber, je grüner der Thee ist, je besser[262] ist er. Es geschehen mit dem Thee viel Betruge, indem solcher oftmals schon ausgekochet, wieder getrocknet, und unter andern vermischet wird; daher soll man sehen, daß man einen solchen kaufe, der einen guten Geruch, und keine schwarze Blätter hat.
Dieser ausländische Thee, wenn er bekanntermaßen gekochet und getrunken wird, dämpfet die Säure im Magen, führet alle Schärfe durch den Urin aus, reiniget die Nieren, temperiret das Geblüt, verhütet die über sich steigenden Dämpfe; daher dienet er Denjenigen, die ganze Nächte studieren wollen.
Wir haben in unserm Deutschlande auch derselben Kräuter, die eben so Viel, und vielleicht noch mehr als Thee und Kaffe thun: denn die Kräuter, die bey uns wachsen, treffen weit besser mit unsrer Natur überein, weil sie einerley Luft und Klima haben. Gewiß ist, daß Ehrenpreis, Bethonien, Salbey etc. uns weit Mehrers nutzen, als der ausländische Thee. Die frischen Blätter von dem Pfersichbaume, wie Thee gesotten, sind eine treffliche Blutreinigung. Was thun nicht die Gamanderlein in Gliederschmerzen? Das Tausendguldenkraut kurirt perfekt das Fieber, I Quintkein davon eingegeben, ist so gut, als die China Chinæ. Steinleberkraut thut Wunder im Anfange der Lungensucht, wie auch Maßlieben, in Milch gesotten. Was Ruhm haben nicht die Wachholderbeere? Ja die Wälschen verwundern sich sogar, daß der Deutsche[263] sterbe, da er doch Wachholderbeere habe, und sagen: Der Deutsche hat Wachholderbeere, und stirbt.
Der Ausländer Thee muß niemals gesotten, sondern nur mit siedheißem Wasser angebrühet, und vermittelst dessen die Kräfte ausgezogen werden. Einige trinken ihn pur in Wasser, mit Badian; andere trinken ihn pur in Milch, und thun sehr wohl. Wenn man aber die Milch mit ein paar Laurusblättern oder Pfersingbaumblättern aufkochen läßt, so ist dieser Thee weit lieblicher und gesünder.
121. Kaffee.
Die besten dieser Bohnen kommen aus dem glückseligen Arabien, wo sie an Bäumchen sehr häufig in Schaalen wachsen. Der Gebrauch dieses Trankes soll daher kommen: Ein Hirt hütete in Arabien auf einem gewißen Berge eine Heerde Geisen, und da er sah, daß dieses Vieh, wider die Gewohnheit, die ganze Nacht wachete, und in dem Stalle herum sprang, erzählete er es dem P. Prior desselbigen Klosters. Dieser gieng zu demjenigen Orte, wo das Vieh den Tag zuvor geweydet hatte, und fand, daß daselbst einige kleine Bäumlein stunden, von derer Frucht das Vieh gefressen hatte. Er nahm also auch von dieser Frucht, ließ es ihm im Wasser kochen, und nachdem er davon getrunken, befand er sich ebenfalls ganz ermuntert. Hierauf erfand man noch mehrern Nutzen, den diese Frucht von sich spüren ließ.[264]
Der Kaffe erhält das Geblüt in seiner Flüßigkeit, stillet den Durst, verbessert die Säure im Magen und stärket denselben; machet munter, und läßt nicht leicht einen Rausch zu; befördert die Dauung der Speisen, und hat noch andere herrliche Wirkungen.
Zu Morgens soll man den Kaffee mit Milch trinken, so greift er den Magen so hart nicht an; auf das Essen aber ohne Milch, so befördert er desto mehr die Dauung. Etliche pflegen die rohe Gerste, gleich den Kaffeebohnen, zu brennen, und auf die nämliche Weise zu trinken. Es schmeket aber dieser Trank niemals so wohl, ist auch bey weitem nicht so gesund als der Kaffee, und pfleget nur insgemein den Leib aufzublähen.
122. Toback.
Toback oder Taback ist ein fremdes Kraut, und hat den Namen her von dem amerikanischen Ländlein Tabakko, woher er im Jahre 1517 von den Spaniern, als Franz Kortes dieses Ländlein in Amerika, oder der neuen Welt eroberte, zuerst erfůnden worden. Auf Lateinisch wird der Toback Nicotiana, genannt, welchen Namen er von Johann Nikot, französischen Gesandten an dem Hofe in Portugall erhalten hat, weil er etliche junge Tabackspflanzen, im Jahre 1560 von Portugall zuerst in Frankreich überbrachte. Jetzt wird der Toback auch in Deutschland gebauet, als zu Frankfurt, Hanau, Nürnberg, und absonderlich[265] in Holland; und soll der Tobackhandel den Holländern über 30tausend Gulden jährlich eintragen.
Das Tobackschnupfen, wenn es mäßig geschieht, kann fast nicht schädlich seyn; geschieht es aber allzu oft, so ist es sehr schädlich: denn der Toback ist ein scharfes und sulphurisches Wesen, folglich krippelt er immer in der Nase, und zieht immer mehr Feuchtigkeit dahin: ja er zieht sogar die guten Säfte von dem Hirne mit herab, wodurch das Hirn und Gedächtniß heftig geschwächet wird, und der Schlag erfolgen muß.
Das Tobackrauchen aber ist weit gesünder als schnupfen: denn der Rauch des Tobacks erwärmet die ganze Natur, absonderlich das Gehirn, zieht die überflüßigen Feuchtigkeit ab, hilft zur Verdauung der Speisen, vertreibt die Blästigkeit und hält den Leib offen; man muß ihn aber mäßig rauchen, denn allzu viel ist ungesund, und verursachet den Schlag.
123. Zucker.
Der Zucker ist das Mark oder der Saft eines gewißen Rohres, welches fast wie unsere Schilfrohre anzusehen. Aus diesem Rohre wird der Saft durch eine Presse heraus gepresset, mit etwas Wasser vermenget, gewiße Stunden lang gesotten, als dann in irdene Geschirre geschüttet, in welchen er, gleich als ein Salz, verhärtet. Diese Zuckerrohre werden von sich selbst in beyden Indien, werden auch in Spanien, Portugall, Sizilien, Kandien, Cypern, und den Kanarieninseln gesäet um gepflanzet.[266]
Der Zucker hat viele ölichte Schwefeltheile nebst einem säuerlichen Geiste in sich, folgsam die Eigenschaft zu erwärmen, aufzulösen, und der Fäulung zu widerstehen, wenn er mäßig gebraucht wird; wenn man ihn aber zu viel brauchet, so machet er ein scharbockisches Geblüt, und verderbt das Zahnfleisch. Der unfeine und mit Eyerklar gesäuberte Zucker ist gesünder als der feine, durch Kalchwasser gereinigte weiße Zucker; daher soll man zu dem Thee, Kaffe und Syruppen allezeit den unfeinen oder grauen brauchen.
124. Perpetuum Mobile.
Perpetuum Mobile, ist ein immerwährendes Gangwerk, welches von sich selbst, ohne Zuthun menschlicher Hand, beständig fortgeht, wenn je nichts daran zerbrochen wird. Es haben sich zwar viele gelehrte Leute schon von langen Zeiten her heftig bemühet, ein solches Werk auszudenken, aber niemals solches zu Stande gebracht. Endlich hat solches Perpetuum Mobile, nach vieler Mühe und Arbeit, im Jahre 1751 der kunstreiche und berühmte Mann, mit Namen Reiwig, Burger und Uhrmacher zu Amberg, in der Hauptstadt der Obernpfalz nicht nur glücklich erfunden, sondern auch in solchen Stand gebracht, daß dieß künstliche Werk ohne Zuthun menschlicher Hand, ohne Feder, oder Anders, so sonst zu dergleichen Verfertigung unumgänglich nöthig, von sich selbsten immerhin beweglich, und überdas eine nicht minder[267] kunstreiche Uhr treibt, und beständig forttreiben wird. Wer dieses Kunststück zu sehen verlanget, der kann sich bey obgesagten Künstler zu Amberg anmelden.
125. Heringe einzusalzen.
Die Kunst Heringe einzusalzen, hat erfunden Wilhelm Böckel, ein niederländischer Fischer, im Jahre 1416; daher heißt mans Böckelheringe. Der römische Kaiser Karl V. welcher ein sonderbarer Liebhaber der eingesalzenen Heringe war, hat auf dessen Grabe einen gesalzenen Hering gegessen, und ihm für diese Erfindung Dank gesaget.
Die Heringe werden von den Holländern in der Nordsee auf den englischen Küsten gefangen, in so großer Menge, daß man sie mit dem Netze kaum heraus ziehen kann. Man saget, daß die Heringe den Holländern jährlich bey 6 bis 7 Millionen Gulden eintragen, folglich dieser Heringfang jährlich fast Mehrer einträgt, als manches Reich mit allen Einkünsten.
126. Perspektive oder Ferngläser.
Diese Gläser hat der kunstreiche Jakob Matz, eines Brillenmachers Sohn in Holland, im Jahre 1544 erfunden, durch derer Beyhilfe man hernach die Sonnenmackeln, den Ring um den Saturnus, die Trabanten des Jupiters und Saturnus, und andere Dinge mehr entdekt hat.
127. Post.
Die Postpferde durch das ganze römische Reich hat zum ersten Kaiser Trajan bestellet,[268] im Jahre Christi 100. Dieses ist noch heut zu Tage eines von den Rechten, die der Kaiser allein in dem ganzen römischen Reiche zu bestellen hat. Die Oberverwaltung des Postwesens haben von dem Kaiser Maximilian I. die Fürsten von Thurn und Taxis bekommen.
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