Am 17ten Januar 1817

[195] Ich bin von aller Ruh geschieden

Und treib' umher auf wilder Fluth;

An einem Ort nur find' ich Frieden,

Das ist der Ort, wo alles ruht.

Und wenn die Wind' auch schaurig sausen,

Und kalt der Regen niederfällt,

Doch mag ich dort viel lieber hausen

Als in der unbeständ'gen Welt.


Denn wie die Träume spurlos schweben,

Und einer schnell den andern treibt,

Spielt mit sich selbst das irre Leben,

Und jedes naht und keines bleibt.

Nie will die falsche Hoffnung weichen,

Nie mit der Hoffnung Furcht und Müh.

Die Ewigstummen, Ewigbleichen,

Verheißen und versagen nie.


Nicht weck' ich sie mit meinen Schritten

In ihrer dunklen Einsamkeit;

Sie wissen nicht, was ich gelitten,

Und keinen stört mein tiefes Leid.

Dort kann die Seele freyer klagen

Bey Jener, die ich treu geliebt;

Nicht wird der kalte Stein mir sagen,

Ach, daß auch sie mein Schmerz betrübt!

Quelle:
Ernst Schulze: Sämmtliche poetische Schriften, Band 3, Leipzig 1819–1820, S. 195-196.
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