Am 28sten April 1814

[62] Ihr Sternlein, still in der Höhe,

Ihr Sternlein, spielend im Meer,

Wenn ich von Ferne daher

So freundlich euch leuchten sehe,

So wird mir von Wohl und von Wehe

Mein Busen so bang und so schwer.


Es zittert von Frühlingswinden

Der Himmel im flüssigen Grün;

Manch Sternlein sah ich entblühn,

Manch Sternlein sah ich entschwinden;

Doch kann ich das schönste nicht finden,

Das früher dem Liebenden schien.


Nicht kann ich zum Himmel mich schwingen,

Zu suchen den freundlichen Stern;

Stets hält ihn die Wolke mir fern!

Tief unten da möcht' es gelingen,

Das friedliche Ziel zu erringen!

Tief unten da ruht' ich so gern!


Was wiegt ihr im laulichen Spiele,

Ihr Lüftchen, den schwankenden Kahn?

O treibt ihn auf rauherer Bahn

Hernieder in's Wogengewühle!

Laßt tief in der wallenden Kühle

Dem lieblichen Sterne mich nahn!

Quelle:
Ernst Schulze: Sämmtliche poetische Schriften, Band 3, Leipzig 1819–1820, S. 62-63.
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