Am 6ten May 1816

[178] O lindes Duften, holdes Keimen,

O frisches Leben, laues Licht,

Wie neckst du mich mit süßen Träumen,

Doch was ich träume, giebst du nicht!


Die Blüthen fallen und verwehen,

Und neue blühen auf am Baum;

Die Sonne bleibt am Himmel stehen

Und sieht herab und merkt es kaum.


Und säng' ich auch so viele Lieder,

Als Blüthen glänzen nah' und fern,

Sie klängen und verklängen wieder,

Und was ich wünsche, bliebe fern.

Quelle:
Ernst Schulze: Sämmtliche poetische Schriften, Band 3, Leipzig 1819–1820, S. 178-179.
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