Am 16ten November 1813

[32] Was siehst du mich so hold und mild

Mit hellen Blicken an,

Daß mir das Herz von Sehnsucht schwillt

Und nimmer rasten kann?


So zittert, wenn die Woge ruht,

Im Meer das Sternenlicht,

Und liebend wallt und steigt die Fluth

Und doch erhascht sie's nicht.


O wend' ihn ab, den holden Stern,

Schon duld' ich ja genug;

Das schwache Herz betrügt sich gern,

Und bitter schmerzt der Trug!


Schwärmt nicht das Bienchen oft hinaus

Beym ersten Frühlingsblick?

Doch schnell verweht's im Sturmgebraus

Und kehret nie zurück.


Und wehe! doch ertrüg' ich's nicht,

Sollt' ich dich finster sehn;

O lächle nur! Wenn's Herz auch bricht,

Der Trug ist gar zu schön.

Quelle:
Ernst Schulze: Sämmtliche poetische Schriften, Band 3, Leipzig 1819–1820, S. 32-33.
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