An einen Freund ins Stammbuch

[56] An Schwabens treu vereinigende Weine,

Bei denen wir manch frohes Fest begangen:

An Schwabens Mädchen, und vielleicht an Eine,

Die unter schwäb'schen Tänzen dich befangen:

An Schwabens Freunde, die getreu, wie keine,

An Brüdern fest, wie an Geliebten, hangen:

An diese drei soll dich mit süßem Ahnen

Mein vaterländ'scher Name stets gemahnen.
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Und wirst du deß in nord'scher Heimat inne,

Wird dann ein sanft Gefühl zurück dich ziehen;

Kommt dir der liebe Frühling vor die Sinne,

Wie der im fernen Schwabenland mag blühen;

Denkst du an schwäb'schen Wein und schwäb'sche Minne,

Und wie für dich dort alte Freunde glühen;

So denk' auch mein, und bei viel theuren Bildern

Laß mein Bild auch dir deine Sehnsucht mildern.

Quelle:
Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880], S. 56-57.
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