[177] Flink und Lanz treten auf.
FLINK. Lanz! bei meiner Seele, du bist in Mailand willkommen.
LANZ. Schwöre nicht falsch, liebes Kind; denn ich bin nicht willkommen. Ich sage es immer: ein Mann ist nicht eher verloren, bis er gehängt, und nicht eher an einem Ort willkommen, bis irgendeine Zeche bezahlt ist und die Wirtin zu ihm willkommen sagt.
FLINK. Komm mit mir, du Narrenkopf, ich will gleich mit dir ins Bierhaus; wo du für fünf Stüber fünftausend Willkommen haben sollst. Aber, sage doch, wie schied dein Herr von Fräulein Julia?
LANZ. Wahrhaftig, nachdem sie im Ernst miteinander geschlossen hatten, schieden sie ganz artig im Spaß.
FLINK. Aber wird sie ihn heiraten?
LANZ. Nein.
FLINK. Wie denn? Wird er sie heiraten?
LANZ. Nein, auch nicht.
FLINK. Wie, sind sie auseinander?
LANZ. Nein, sie sind beide so ganz, wie ein Fisch.
FLINK. Nun denn, wie steht die Sache mit ihnen?
LANZ. Ei so: wenn es mit ihm wohl steht, steht es wohl mit ihr.
FLINK. Welch ein Esel bist du! du widerstehst mir immer.
LANZ. Und du bist ein Klotz; denn mein Stock widersteht mir auch.
FLINK. In deiner Meinung?[177]
LANZ. Nein, selbst in meinen Handlungen; denn sieh, ich lehne mich so rücklings auf ihn, und so widersteht mir mein Stock.
FLINK. So steht er dir entgegen, das ist wahr.
LANZ. Nun, widerstehn und entgegenstehn ist doch wohl dasselbe.
FLINK. Aber sage mir die Wahrheit, gibt es eine Heirat?
LANZ. Frage meinen Hund; wenn er ja sagt, gibt's eine; wenn er nein sagt, gibt's eine; wenn er den Schwanz schüttelt und nichts sagt, gibt's eine.
FLINK. Der Schluß ist also, daß es eine gibt.
LANZ. Du sollst niemals solch ein Geheimnis anders von mir herausbringen als durch ein Gleichnis.
FLINK. Es ist mir recht, daß ich es so heraus bringe. Aber, Lanz, was sagst du, daß mein Herr so ein tüchtiger Reimsinger geworden ist?
LANZ. Ich habe ihn nie anders gekannt.
FLINK. Als wie?
LANZ. Als einen tüchtigen Weinschlinger, wie du ihn eben rühmst.
FLINK. Ei, du nichtsnutziger Esel, du verdrehst mir alles im Maul.
LANZ. Ei, Narr, ich meinte ja nicht, daß du das Glas am Maul hast, sondern dein Herr.
FLINK. Ich sage dir, mein Herr ist ein eifriger Reimsänger geworden.
LANZ. Nun, ich sage dir, es ist mir gleich, wenn er sich auch die Lunge aus dem Halse singt. Willst du mit mir ins Bierhaus gehn: gut; wo nicht, so bist du ein Hebräer, ein Jude, und nicht wert, ein Christ zu heißen.
FLINK. Warum?
LANZ. Weil du nicht so viel Nächstenliebe in dir hast, mit einem Christen zu Biere zu gehn; willst du gehen?
FLINK. Wie du befiehlst.
Beide gehen ab.[178]
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Die beiden Veroneser
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