[227] Eine Halle in Angelos Hause.
Es treten auf Angelo, Escalus, ein Richter, Schließer, Gerichtsdiener und Gefolge.
ANGELO.
Das Recht darf nicht zur Vogelscheuche werden,
Als ständ' es da, um Habichte zu schrecken,
Und bliebe regungslos, bis sie zuletzt,
Gewöhnt, drauf ausruhn, statt zu fliehn.
ESCALUS.
Gut, laßt uns
Dann lieber scharf sein und ein wenig schneiden,
Als tödlich niederschlagen. Ach, der Jüngling,
Für den ich bat, hat einen edeln Vater!
Bedenkt, mein werter Herr (von dem ich weiß,
Ihr seid sehr streng in Tugend),
Ob in der Regung Eurer Leidenschaft,
Wenn, Zeit mit Ort gestimmt und Ort mit Wunsch,
Ob, wenn das heft'ge Treiben Eures Bluts
Das Ziel erreichen mochte, das Euch lockte, –
Ob, sag' ich, Ihr nicht selbst wohl konntet irren
In diesem Punkt, den Ihr an ihm verdammt,
Und dem Gesetz verfallen? –
ANGELO.
Ein andres ist, versucht sein, Escalus,
Ein andres, fallen. Leugnen will ich nicht,
In dem Gerichte, das auf Tod erkennt,
Sei unter zwölf Geschwornen oft ein Dieb,
Wohl zwei noch schuld'ger als der Angeklagte.
Wer offenbar dem Rechte ward,
Den straft das Recht. Was kümmert's das Gesetz,
Ob Dieb den Dieb verurteilt? 's ist natürlich,[227]
Daß wir den Demant auf vom Boden heben,
Weil wir ihn sehn; doch was wir nicht gesehn,
Wir treten drauf und denken nicht daran.
Ihr dürft nicht deshalb mildern sein Vergehn,
Weil ich auch fehlen konnte; sagt vielmehr,
Wenn ich, sein Richter, solch Verbrechen übe,
Sei mir der eigne Spruch Vorbild des Todes,
Und nichts entschuld'ge mich. Freund, er muß sterben. –
ESCALUS.
Wie's Eurer Weisheit dünkt.
ANGELO.
Wo ist der Schließer?
SCHLIESSER.
Hier, gnäd'ger Herr.
ANGELO.
Ihr steht dafür, daß Claudio
Enthauptet werde morgen früh um neun.
Bringt ihm den Beicht'ger, laßt ihn sich bereiten,
Denn das ist seiner Wallfahrt letzte Stunde.
Schließer ab.
ESCALUS.
Nun, Gott verzeih' ihm und verzeih' uns allen!
Der steigt durch Schuld, der muß durch Tugend fallen;
Vom Eis, das bricht, kommt der gesund herab,
Den stürzt ein einz'ger Fehltritt in das Grab.
Es treten auf Elbogen, Schaum, Pompejus, Gerichtsdiener.
ELBOGEN. Kommt, bringt sie herbei! Wenn das rechtschaffne Leute im gemeinen Wesen sind, die nichts taten, als ihre Untaten in gemeinen Häusern auszurichten, so weiß ich nicht, was Jura ist. Bringt sie herbei!
ANGELO. Was gibt's, Freund, wovon ist die Rede? Wie heißt Ihr?
ELBOGEN. Mit Euer Gnaden Vergunst, ich bin des armen Herzogs Konstabel, und mein Name ist Elbogen; ich bin ein Stück Justiz, Herr, und führe Eurer gestrengen Gnaden hier ein paar notorische Benefikanten vor.
ANGELO. Benefikanten? Was denn für Benefikanten? Ihr meint wohl Malefikanten?
ELBOGEN. Nichts für ungut, gnädiger Herr; ich weiß nicht recht, was sie sind; aber zwei absolutgesinnte Spitzbuben sind sie, und ohne ein Körnchen von der Kontribution, die ein guter Christ haben muß.[228]
ESCALUS. Vortrefflich vorgetragen! Da haben wir einen verständigen Konstabel! –
ANGELO. Zur Sache: Was für Leute sind es? Elbogen heißt du? Warum sprichst du nicht, Elbogen? –
POMPEJUS. Er kann nicht, Herr, er ist am Ellbogen zerrissen.
ANGELO. Wer seid Ihr, Freund?
ELBOGEN. Der, gnädiger Herr? Ein Bierzapfer, Herr; ein Stück von einem Kuppler; dient einem schlechten Weibsbilde, deren Haus, wie es heißt, in den Vorstädten eingerissen ist: und nun macht sie Prozession von einem Badehause, und das ist auch ein recht schlechtes Haus.
ESCALUS. Wie wißt Ihr das?
ELBOGEN. Mein Weib, gnädiger Herr, wie ich's vor Euer Gnaden detestiere, –
ESCALUS. Wie! Dein Weib?
ELBOGEN. Ja, Herr, maßen es, Gott sei Dank, ein ehrliches Weib ist, –
ESCALUS. Und darum detestierst du's?
ELBOGEN. Ich sage, Herr, ich für meine eigne Person detestiere hierin eben so gut, wie sie: wenn dieses Haus nicht einer Kupplerin Haus ist, so wär's schade drum; denn es ist ein ganz nichtsnutziges Haus.
ESCALUS. Wie weißt du das, Konstabel? –
ELBOGEN. Blitz, Herr, von meiner Frau: denn wenn sie eine Frau wäre, die den kardinalischen Lüsten nachhinge, so hätte sie in diesem Hause zu Proskription und Ehebruch und aller Unsauberkeit verführt werden können.
ESCALUS. Durch dieses Weibes Anstiften?
ELBOGEN. Ja, Herr, durch das Anstiften der Frau Überley; wie sie ihm aber ins Gesicht spuckte, so wußte er, woran er war.
POMPEJUS. Herr, mit Euer Gnaden Erlaubnis, so war's nicht.
ELBOGEN. Das beweise mir einmal vor diesen Schlingeln, du ehrenwerter Mann, das beweise mir! –
ESCALUS. Hört Ihr, wie er sich verspricht?
POMPEJUS. Herr, sie kam an, und war hochschwanger, und hatte – (mit Eu'r Gnaden Respekt) – ein Gelust nach gekochten Pflaumen. Nun hatten wir nur zwei im Hause, gnädiger Herr, und die lagen eben in dem Monument gleichsam[229] auf einem Fruchtteller, ein Teller für drei oder vier Pfennige: Euer Gnaden müssen solche Teller schon gesehn haben; es sind keine Teller aus China, aber doch sehr gute Teller.
ESCALUS. Weiter; weiter; am Teller ist nichts gelegen.
POMPEJUS. Nein, wahrhaftig, Herr, nicht so viel, als eine Stecknadel wert ist, das ist vollkommen richtig. Aber nun zur Hauptsache: Wie gesagt, die Frau Elbogen war, wie gesagt, guter Hoffnung, und ansehnlich stark, und hatte, wie gesagt, ein Gelust nach Pflaumen; und weil, wie gesagt, nur zwei auf dem Teller lagen, – denn Junker Schaum, der nämliche Herr hier, hatte, wie gesagt, die andern gegessen; – und er bezahlte sie sehr gut, das muß ich sagen; denn wie Ihr wohl wißt, Junker Schaum, ich konnte Euch keinen Dreier herausgeben, –
SCHAUM. Ja, das ist wahr.
POMPEJUS. Seht Ihr wohl? Ihr wart eben dabei, wenn Ihr's Euch noch besinnt, und knacktet die Steine von den vorbesagten Pflaumen.
SCHAUM. Ja, das tat ich auch, mein' Seel.
POMPEJUS. Nun, seht Ihr wohl? Ich sagte Euch just, wenn Ihr's Euch noch besinnt, daß der und der und dieser und jener von der Krankheit, die Ihr wohl wißt, nicht durchkuriert worden wären, wenn sie nicht so sehr gute Diät gehalten hätten, sagte ich Euch.
SCHAUM. Alles richtig.
POMPEJUS. Seht Ihr's?
ESCALUS. Geht mir, Ihr seid ein langweiliger Narr: zur Sache! Was tat man denn der Frau des Elbogen, daß er Ursach' zu klagen hat? Kommt jetzt auf das, was man ihr tat.
POMPEJUS. Herr, Eu'r Gnaden kann darauf noch nicht kommen.
ESCALUS. Das ist auch nicht meine Absicht.
POMPEJUS. Herr, Ihr sollt aber darauf kommen, mit Eu'r Gnaden Vergunst; und betrachtet Euch einmal den Junker Schaum hier, mein gnädiger Herr: er bringt's auf achtzig Pfund im Jahr, und sein Vater starb am Allerheiligen-Tage. War's nicht am Allerheiligen-Tage, Junker Schaum? –
SCHAUM. Allerheiligen-Abend.[230]
POMPEJUS. Nun, seht Ihr wohl? Ich hoffe, hier gibt's Wahrheit! Er saß eben auf einem niedrigen Sessel, gnädiger Herr: es war in der goldnen Traube, wo Ihr so gern sitzt, nicht so?
SCHAUM. Ja, das tu' ich; denn es ist ein offnes Zimmer, und gut für den Winter.
POMPEJUS.
Seht Ihr wohl? Ich hoffe, hier gibt's Wahrheit! –
ANGELO.
Dies währt wohl eine Winternacht in Rußland,
Wenn Nächte dort am längsten sind. Ich geh'
Und überlass' Euch diese Untersuchung:
Ich hoff', Ihr findet Grund, sie all' zu stäupen.
ESCALUS.
Das denk' ich auch, ich wünsch' Euch guten Morgen.
Angelo ab.
Nun, Freunde, weiter! Was tat man Elbogens Frau, noch einmal?
POMPEJUS. Einmal, gnädiger Herr? Einmal hat man ihr nichts getan.
ELBOGEN. Ich ersuche Euch, Herr, fragt ihn, was dieser Mann hier meiner Frau getan hat.
POMPEJUS. Ich bitt' Eu'r Gnaden, fragt mich.
ESCALUS. Nun denn, was hat dieser Herr ihr getan?
POMPEJUS. Ich bitt' Eu'r Gnaden, seht diesem Herrn einmal ins Gesicht. Lieber Junker Schaum, seht doch Ihre Gnaden an; ich sag's aus guter Meinung; betrachten sich Eu'r Gnaden sein Gesicht!
ESCALUS. O ja, recht wohl.
POMPEJUS. Nein, ich bitte, betrachtet's Euch genau!
ESCALUS. Nun ja, das tu' ich.
POMPEJUS. Sieht Euer Gnaden etwas Unrechts in seinem Gesicht?
ESCALUS. O nein.
POMPEJUS. Ich will's vor Gericht deklamieren, daß sein Gesicht das Schlimmste an ihm ist. Nun gut: wenn sein Gesicht das Schlimmste an ihm ist, wie konnte Junker Schaum des Konstabels Frau etwas Unrechts tun? – Das möcht' ich von Euer Gnaden hören.
ESCALUS. Da hat er recht. Konstabel, was sagt Ihr dazu?
ELBOGEN. Erstlich, mit Eu'r Gnaden Erlaubnis, ist es ein[231] respektierliches Haus; ferner ist dieser hier ein respektierlicher Kerl, und seine Wirtin ist ein respektierliches Weibsbild.
POMPEJUS. Bei dieser Hand, Herr, Elbogens Frau ist eine so respektierliche Person, als einer von uns allen.
ELBOGEN. Schlingel, du lügst, du lügst, gottloser Schlingel! Die Zeit soll noch kommen, wo sie je respektiert war mit Mann, Weib und Kind.
POMPEJUS. Herr, sie war schon mit ihm respektiert, eh' er mit ihr verheiratet war.
ESCALUS. Wer ist nun hier gescheiter? Die Gerechtigkeit oder die Ruchlosigkeit? Ist das wahr? –
ELBOGEN. O du Lumpenkerl! O du Schlingel! O du menschenfresserischer Hannibal! Ich mit ihr respektiert vor unserer Heirat? Wenn ich mit ihr oder sie mit mir respektiert gewesen ist, so soll Eu'r Gnaden mich nicht für des armen Herzogs Diener halten. Beweise das, du gottloser Hannibal, sonst belange ich dich wegen tätlicher Mißhandlung! –
ESCALUS. Wenn er Euch jetzt eine Maulschelle gäbe, so hättet Ihr noch obendrein eine Klage wegen anzüglicher Reden.
ELBOGEN. Sapperment, ich danke Eu'r Gnaden. Was wäre Eu'r Gnaden Inklination, daß ich mit diesem gottlosen Lump anfangen soll?
ESCALUS. Ich denke, Konstabel, weil er allerlei Bosheiten in sich trägt, die du gern herausbrächtest, wenn du könntest, so mag's mit ihm sein Bewenden haben, bis wir erfahren, worin sie bestehn.
ELBOGEN. Sapperment, ich danke Eu'r Gnaden. Da siehst du nun, du gottloser Schlingel, wohin es mit dir gekommen ist; das Bewenden sollst du kriegen, das Bewenden! –
ESCALUS zu Schaum. Wo seid Ihr geboren, Freund?
SCHAUM. Hier in Wien, gnädiger Herr.
ESCALUS. Habt Ihr achtzig Pfund im Jahr?
SCHAUM. Ja, wenn's Euer Gnaden gefällig ist.
ESCALUS. So. – Was ist dein Gewerbe, Freund?
POMPEJUS. Ein Bierzapfer, Herr; einer armen Witwe Zapfer.
ESCALUS. Wie heißt Eure Wirtin?[232]
POMPEJUS. Frau Überley.
ESCALUS. Hat sie mehr als einen Mann gehabt?
POMPEJUS. Neun, Herr; der letzte war Überley.
ESCALUS. Neun! Kommt einmal her, Junker Schaum! Junker Schaum, ich dächte. Ihr ließt Euch nicht mit Zapfern ein: sie ziehn Euch nur aus, Junker Schaum, und Ihr bringt sie an den Galgen. Geht Eurer Wege, und laßt mich nichts mehr von Euch hören!
SCHAUM. Ich danke Eurer Herrlichkeit. Ich für mein Teil bin auch nie in eine Schenkstube gekommen, daß ich's nicht recht anziehend gefunden hätte.
ESCALUS. Schon gut, Junker Schaum; geht mit Gott!
Schaum ab.
Jetzt kommt Ihr einmal heran, Meister Bierzapfer; wie heißt Ihr, Meister Zapfer?
POMPEJUS. Pompejus.
ESCALUS. Wie weiter?
POMPEJUS. Pumphose.
ESCALUS. So! An Eurer Pumphose habt Ihr freilich etwas Großes, und so wäret Ihr, wo von Hosen die Rede ist, Pompejus der Große. – Pompejus, Ihr seid ein Stück von einem Kuppler, Pompejus, obgleich Ihr Euch hinter Euer Bierzapferamt verstecken wollt. Seid Ihr's nicht? Kommt, sagt mir die Wahrheit, es soll Euer Schade nicht sein.
POMPEJUS. In Wahrheit, Herr, ich bin ein armer Junge, der gern leben will.
ESCALUS. Wovon willst du leben, Pompejus? Vom Kuppeln? Was dünkt dich von diesem Gewerbe, Pompejus? Ist das ein gesetzlich erlaubtes Gewerbe?
POMPEJUS. Wenn das Gesetz nichts dagegen hat, Herr –
ESCALUS. Aber das Gesetz hat etwas dagegen, Pompejus, und wird in Wien immer etwas dagegen haben.
POMPEJUS. Will denn Eure Herrlichkeit aus allen jungen Leuten in der Stadt Wallachen und Kapaunen machen?
ESCALUS. Nein, Pompejus.
POMPEJUS. Sieht Eur' Herrlichkeit, so werden sie nach meiner geringen Meinung nicht davon lassen. Wenn Eu'r Herrlichkeit[233] nur die lüderlichen Dirnen und losen Buben in Ordnung halten kann, so braucht sie die Kuppler gar nicht zu fürchten.
ESCALUS. Es fängt auch jetzt ein hübsches Regiment an, kann ich dir sagen; es handelt sich nur um Köpfen und Hängen.
POMPEJUS. Wenn Ihr nur zehn Jahre lang hinter einander alle die hängen und köpfen laßt, die sich in diesem Stücke vergehn, so könnt Ihr Euch bei Zeiten danach umsehn, woher Ihr mehr Köpfe verschreiben wollt. Wenn dies Gesetz zehn Jahre in Wien besteht, will ich im schönsten Hause das Stockwerk für sechs Dreier mieten; solltet Ihr's er leben, daß es so weit kommt, so sagt nur, Pompejus hab' es Euch vorausgesagt.
ESCALUS. Dank, trefflicher Pompejus. Nun, um dir die Prophezeiung zu erwidern, so rat' ich dir, verstehst du, laß dich auf keiner neuen Klage betreffen, und ebensowenig in deiner jetzigen Wohnung; denn wenn das geschehn sollte, Pompejus, so werde ich dich in dein Zelt zurückschlagen und ein schlimmer Cäsar für dich werden: und, grade heraus zu sagen, Pompejus, ich werde dich peitschen lassen. So, für diesmal, Pompejus, gehab' dich wohl!
POMPEJUS. Ich dank' Eu'r Herrlichkeit für Euern guten Rat; aber folgen werd' ich ihm, wie Fleisch und Schicksal es fügen. Mich peitschen? Peitschen laßt den Kärrner seine Mähre: Wer peitscht aus dem Beruf je einen Mann von Ehre? Ab.
ESCALUS. Kommt einmal her, Meister Elbogen, kommt einmal her, Meister Konstabel. Wie lange ist es her, daß Ihr Eurem Amt als Konstabel vorsteht? –
ELBOGEN. Sieben und ein halbes Jahr, gnädiger Herr.
ESCALUS. Ich dachte mir's nach Eurer Fertigkeit im Amt, Ihr müßtet es schon eine Weile verwaltet haben. Sieben ganze Jahre, sagt Ihr?
ELBOGEN. Und ein halbes.
ESCALUS. Ach! Da hat es Euch viel Mühe gemacht. Es geschieht Euch Unrecht, daß man Euch so oft zum Dienst requiriert; sind denn nicht andre Leute in Euerm Kirchspiel, die imstande wären, ihn zu versehn?[234]
ELBOGEN. Meiner Treu, gnädiger Herr, es sind wenige, die etwas Einsicht in solchen Dingen haben; wenn sie gewählt werden, sind sie immer froh, mich wieder statt ihrer zu wählen; ich tu's für ein Stück Geld und übernehme es so für sie alle.
ESCALUS. Hört, schafft mir die Namen von sechs oder sieben Leuten, die die brauchbarsten in Euerm Kirchspiele sind.
ELBOGEN. In Euer Herrlichkeit Haus, mein gnädiger Herr?
ESCALUS. In mein Haus. Lebt wohl! Was ist wohl die Uhr?
Elbogen ab.
RICHTER.
Elf, gnädiger Herr.
ESCALUS.
Wollt Ihr so gut sein und mit mir essen?
RICHTER.
Ich danke Euch untertänig.
ESCALUS.
Es ist mir herzlich leid um Claudios Tod,
Doch seh' ich keinen Ausweg.
RICHTER.
Lord Angelo ist streng!
ESCALUS.
Das tut auch not;
Ihr seid nicht gnädig, zeigt sich immer Huld:
Verzeihung ist nur Mutter neuer Schuld.
Und doch, du armer Claudio! 's ist kein Ausweg! –
Kommt. Herr!
Gehn ab.
Ausgewählte Ausgaben von
Maß für Maß
|
Buchempfehlung
Anselm vertritt die Satisfaktionslehre, nach der der Tod Jesu ein nötiges Opfer war, um Gottes Ehrverletzung durch den Sündenfall des Menschen zu sühnen. Nur Gott selbst war groß genug, das Opfer den menschlichen Sündenfall überwiegen zu lassen, daher musste Gott Mensch werden und sündenlos sterben.
86 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro